No Blog Title Set

5. März 2016
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Letzten Donnerstag war ich bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn bei Frankfurt. Ich bin damit der Einladung von Christian Zange gefolgt, der dort im Bereich Wissensmanagement arbeitet und unsere Arbeiten rund um Social Video Learning seit Jahren begleitet. 

Christian ist es auch, der mir seit fast einem Jahrzehnt anschauliche Impulse zur Arbeit der GIZ vermittelt: zunächst durch seine Tätigkeiten in Südafrika im Bereich technologiegestütztes Wissensmanagement, dann durch Aufbauarbeiten einer Hochschuldidaktik in Äthiopien und nun wieder durch seine Arbeiten in Deutschland. Mich hat immer fasziniert, vor welchen Herausforderungen Christian gestanden hat – fremde Kultur, herausfordernde Infrastruktur, keine großen Teams – und wie selbstmotivierend er das immer angegangen ist.

(Ein) Kern der Entwicklungszusammenarbeit bei der GIZ sind Online-Coaching-Prozesse und genau hier gibt es durch Social Video Learning erweiternde Möglichkeiten, um den Wirkungsgrad des Coachings zu steigern, z.B. indem man vor dem synchronen Austausch eine asynchrone Phase schaltet, indem ein zu vermittelndes Konzept durch Videokommentare zunächst mit Fragen angereichert wird, denen man sich dann in einem synchronen Austausch vertieft zuwendet. Ein weiterer großer Einsatzbereich ist die berufliche Bildung im handwerklichen Bereich, wo der richtige Dreh und Kniff durch Video gut vermittelbar sind, aber auch Hinweise und Fragen der Teilnehmer durch Videokommentare sichtbar werden und ggf. durch Peers beantwortet werden können.

Für den Anschluss an meinen Impulsvortrag haben Christian und ich uns aber etwas Besonderes überlegt: Christian arbeitet gerade an einer Konzeption für eine Kollaborationsplattform, wobei die Konzepte in Form von Screen-Dummies vorliegen. Christian wird diese Screen-Dummies nun in Form eines Screen-Videos verdichten und verbalisieren. Um Christian bei der partizipativen Entwicklung zu unterstützen, nutzen wir den edubreakSPACE, in den ausgewählte Mitarbeiterinnen nun Fragen, Anmerkungen, Kritik in Form von Videokommentaren einbringen können. Kurz: Wir sind gespannt auf die kommenden Wochen. 

12. Februar 2016
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Wir schaffen uns ab

Wir schaffen uns ab

Schon seit Jahren zieht Gunter Dueck durchs Land und erzählt uns mit einem wissenden Lächeln, dass die Zukunft der klassischen Berufe (Dienstleistungen) düster aussieht. Er verweist dabei immer gerne auf das Schicksal seines Vaters, einem Bauern in der Landwirtschaft, die nach dem Krieg mit über 50% Anteil noch dominant war, in den 1990ern aber auf ein Minimum geschrumpft ist. „Konnte man sich das in den 50ern vorstellen?“, fragt Dueck eindringlich mit analogem Blick in die Gegenwart. Können wir uns also heute vorstellen, dass – sagen wir – 50 % der LehrerInnen wegfallen?

Sabine Seufert weist in ihrem aktuellen Blogpost auf eine amerikanische Studie hin, die die Zukunft von 700 Berufen vorwegnehmen will. LehrerInnen schneiden da noch relativ gut ab, weil deren kreative, soziale und haptische Anteile – man denke an Grundschullehrer und Bastelstunde – nicht gut von Robotern übernommen werden könnten.

Ich bin ja mal gespannt: Zum einen hat uns die künstliche Intelligenz immer schon mehr versprochen, als sie dann einhalten konnte. Zum anderen haben künstliche Intelligenz, Robotik, kurz das ganze Androidentum, in der Bugwelle von Fördermitteln und lustigen Schulrobotern so sehr an Fahrt aufgenommen, dass Bruder Data gar nicht mal so fern scheint (vgl. bei Interesse meine Rezension zu Gloys „Wahrnehmungswelten“ im Wiener Jahrbuch für Philosophie).

Aber was folgt eigentlich aus dem ganzen Androidentum? Der Verlust unserer Jobs – Schweißer (2000), Verkäufer (2015), Pfleger (2020?), Lehrer (2025?), Erfinder (2030?) – ist ja das eine, aber, was machen diese Androiden mit uns, unserem Selbstverständnis als Menschen? Und wie wirkt sich ein verändertes SELBSTverständnis auf die Reproduktion unserer Gesellschaft aus? Kurz: Welches Zukunftsversprechen geben wir unseren Kindern? Was können wir tun?

Zum einen sicher die Entwicklungen scharf im Blick behalten und zum Thema machen. Zum anderen insbesondere in unseren Bildungsinstitutionen darüber nachdenken, wie Bildung im Jahr 2030 aussehen soll. Zukunftsspekulationen? Nein, das Nachdenken über diese Zukunft ist ein Nachdenken über unsere humane Potenzialität (Eigensinn), in Abgrenzung zu dem, was Maschinen in Zukunft können werden.

30. Januar 2016
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Ich mach‘ in Klauen – learntec16

Ich mach‘ in Klauen – learntec16

„Zukunft des Lernens“: So oder so ähnlich wirbt die learntec auch dieses Jahr und zieht damit Aussteller und Lerninteressierte mit IT-Bezug nach Karlsruhe. Wir Ghostthinker (Johannes, Rebecca  – im Bild – und ich) waren am Start, um edubreak® mit seinem „Heimatmarkt“ Sport auch im Wirtschaftskontext anzubieten.

Auf der Messe dominierten Anbieter, die Informationen didaktisch geschickt aufbereiten, u.a. durch wertige Videos, gute Animationen, phantastische 3 D-Welten oder neuartige Augmented Reality. Es geht letztlich darum, bestehendes – für wahr gehaltenes Wissen – an Teilnehmer zu vermitteln. Ich nenne das Schule. Davon zu trennen sind Ansätze, die eher nach dem Marktplatzprinzip funktionieren: ein Marktplatz, auf dem sich Experten mit selbst erstellten Informationsressourcen begegnen und sich gegenseitig mit Feedback befruchten. So einen Fall hatte ich auf der Messe: Es gibt Experten für Klauen (wir sind in der Landwirtschaft) und diese wollen sich mit anderen Klauenexperten über bestimmte Aspekte der Klaue austauschen, z.B. soll man es so oder so behandeln, was ist wann unter welchen Bedingungen besser. Es sprechen also Experten “auf Augenhöhe” (vgl. KH Pape) miteinander, was die Bereitschaft zur Wissensteilung beflügelt.

Aber das große Geld wird mit dem Prinzip Schule gemacht: „Ich bin Herr Müller von der Firma X und ich möchte Wissen an Zielgruppe Y vermitteln, bereiten sie das mal auf, mit Dramaturgie und diesem Gamification!“ Hört man oft. „Am Ende ein (Kompetenz)Test, sicher ist sicher. Sonst macht ja jeder was er will, oder?“ Ja, Schule funktioniert so.

Und dann gibt es sie doch, die Klauenexperten & friends, die fragen: „Ich suche Konzepte für das Arbeiten in Jahr 2020: Wie können wir arbeitsplatznahes Lernen unterstützen? Wie können wir informelles Lernen fördern? Welche Rolle spielt dabei Video?“ Die Antwort kommt wie aus der Pistole, weil das bei uns bereits im Sport passiert. Ich sage: „Stellen sie sich eine Situation im Büro vor: Zwei Kolleginnen stehen zusammen und entwickeln am Flipchart eine Idee, zeichnen wilde Diagramme mit Zahlen. Das alles halten sie mit ihrer Handykamera fest: design thinking in progress. Das Video wird per Klick vom Handy mit fünf Kollegen an anderen Standorten geteilt; die sollen den Ideenkern mit weiteren Ideen ergänzen, kritisieren, neue Fachperspektiven einbringen, provokative Fragen stellen. Das machen sie in einer sicheren Online-Umgebung, nutzen eine ganz spezielle Form der Videokommentierung, ha! Am nächsten Abend ist das Video mit tollen Vorschlägen angereichert, die Argumente der Kollegen sind im Video eingebettet, die Situierung erleichtert das Verstehen.“ (vgl. E. Trude

Der Mann, der die Fragen stellte, hat Glanz in den Augen. Ich spüre, wie mehr Energie in den Raum kommt, nicht weniger. In fast zwei Tagen learntec gibt es ca. drei solcher Momente, magische Situationen, in denen man die Zukunft berührt. Deshalb bin ich da.

8. Januar 2016
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für EU-Project 2016: Promoting reflective practice in the training of teachers using e-Portfolios, Social Video Learning and Learning Analytics

EU-Project 2016: Promoting reflective practice in the training of teachers using e-Portfolios, Social Video Learning and Learning Analytics

In den letzten fünf Jahren haben wir kleinere und größere Piloten mit Social Video Learning in der deutschen, österreichischen und schweizerischen Lehrerbildung unterstützt, z.B. Uni Hannover (Geographie, Sport, Grundschule, Ingenieurwesen etc.), LMU München (Grundschule), PH Heidelberg (Mathematik), PH Salzburg (Grundschule), PH Wien (Kunstpädagogik) und Uni SG (Wirtschaft). Theoretische Einordnungen und erste, empirische Ergebnisse finden sich hier und hier. Neuere und umfangreichere Arbeiten zu Social Video Learning in der Lehrerbildung sind in „der Mache“ (Dissertation, Masterarbeit).

Vor diesem Hintergrund sind wir sehr froh, dass wir zum 01. Januar 2016 voller Partner im EU-Projekt „Reflexive practices in teacher education“ unter Leitung der PH Freiburg (Gerhard Bräuer, Martina Lins) sind. Zusammen mit Kollegen aus Luxembourg (Papille Peping, Ruth Hau),  Österreich (Klaus Himpsel-Gutermann, Reinhard Bauer, Klaus Hammermüller, Gerhilde Meissl-Eggart), Italien (Christian Laner) und uns aus Deutschland (Ghostthinker) gehen wir an den Start, um einen europäischen Lerncampus zur Förderung von Reflexionskompetenz zu entwickeln. Dabei kommt ein methodisches Dreibein aus Social Video Learning, e-Portfolioarbeit und Learning Analytics zur Anwendung. Wir werden uns zu Tode reflektieren 🙂

Das finde ich aus mehreren Gründen klasse: Zum ersten ist es an der Zeit, dass wir weiter und tiefer am Thema „reflexive Praxis“ auch in der Lehrerbildung arbeiten, zum zweiten reizt die breitere Europaperspektive, die eine Hochschulentwicklung über Grenzen notwendig macht, drittens ist das Team nicht nur nett, sondern verknüpft Köpfe aus Bildungspolitik, Lehrerberuf, Reflexionsexperten, Mediendidaktik und Lerntechnologie. Für mich neu und deshalb besonders interessant waren die beiden KollegenIn aus Wien, die sich mit Learning Analytics beschäftigen. Zu diesem Thema habe ich fast keine Ahnung (big data), werde mich aber im Zuge des Projekts mit Bedenken und Chancen intensiver beschäftigen, zumal Klaus auch noch aus dem Sport kommt und hier seine ersten Erfahrungen mit LA gesammelt hat. 

7. Januar 2016
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Liebe Deutsche Bahn, wir lieben dich doch, alle!

Liebe Deutsche Bahn, wir lieben dich doch, alle!

Ich sitze seit 06:03 im ICE von Hamburg nach Freiburg, um dort an unserem neuen EU-Projekt (Lehrerbildung mit Social Video Learning und e-Portfolio) teilzunehmen. Ich verzweifele: Nicht wegen der fast sieben stündigen Fahrt, nicht wegen der Enge im Abteil, nicht wegen X oder Y. Ich verzweifele wegen des besch … Internets! Ständig reist die Verbindung ab, an Netz-Arbeiten ist nicht zu denken und leider ist das heute mit diesem Internet so: das Netz ist die Werkbank und wir sitzen mobil an unseren Datenwerkzeugen.

Erstmals nehme ich war, dass es hier im Zug W-Lan gibt, aber 5 € am Tag?? Warum nehmt ihr dann nicht auch Geld für die Toilette, die Saubermänner am Bahnhof machen es doch vor! Was ich sagen will: Wir lieben euch doch, alle! Warum also nicht das Wörtchen Service 2016 ernst nehmen und kostenloses W-Lan installieren, was funktioniert. Fahrt dazu mal von München nach Wien im railJET, da geht das wunderbar. Und wenn das am Ende pro Fahrt x Cent mehr kostet, geht klar, nur KEIN W-Lan, das geht nicht, dann verzichten wir lieber auf die Bratwurst.

27. Dezember 2015
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für 2016 – The Breakthrough!

2016 – The Breakthrough!

Wenn ich die Bilder von 2015 in mir aufsteigen lasse (in einem Blog mit Erinnerungsfetzen geht das ganz wunderbar), dann sehe ich mich fast jede Woche auf irgendeiner Tagung oder einem Meeting, d.h.: Nie zuvor war ich so häufig vor Ort, in Kontakt mit Menschen, die sich für unsere Sache, für ein reflexives und soziales Lernen mit Videos, interessieren. Dort erzähle ich unsere Ghostthinker-Geschichte (entweder allein oder mit Johannes und Rebecca). Die beginnt mit „we stop videos“ und endet mit dem „Sehen des Sehens“ für all diejenigen, die das Stoppen von Videos (warum tun die das?) neugierig gemacht hat.

Und so kommt es, wie es eben kommen kann: Neben unseren Altkunden konnten wir 2015 eine Reihe von Neulingen begrüßen, die sich konkret auf den Weg machen, ihre Trainerbildung im Sport anders als bisher zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um eine Integration der digitalen Medien; vielmehr sind die Medien oft  der Anlass dafür, nochmal grundsätzlich über die Didaktik in der Aus- und Weiterbildung mit den Blick auf Effektivität, zeitliche Flexibilität und nachhaltige Nutzung nachzudenken. Zu den Neulingen zählen:

  • Württembergischer Landessportbund
  • Sportbund Rheinland
  • Landessportbund Sachsen Anhalt
  • Bayerischer Handball Verband
  • Bremer Basketball Verband
  • Deutscher Schützenbund
  • Deutsche Eislauf Union
  • Deutscher Fußball Bund

Ich bin froh über jeden Verband bzw. Bund, auch die ganz kleinen. Ganz besonders freue ich mich über die Fußballer, die unserem Ansatz eine Chance geben.  

Was bedeutet das alles? Zunächst einmal sehe ich ein Bedürfnis der Sportorganisationen, die Qualität ihrer Bildungsangebote jenseits einer „Digitalisierung“ zu überdenken und zwar in Richtung Didaktik. Hiermit ist aber eben nicht eine Verpackungskunst gemeint, wie sie für die Anfänge der e-Learning Bewegung im Zuge einer elektronischen Vermittlung mit Einsparpotenzial typisch war. Vielmehr interessieren sich die Verbände heute für Strategien und Methoden, wie man individuelle (aktiv, reflexiv, sozial) und organisationale Lernprozesse (Qualitätsmanagement, Prozessintegration, Vernetzung von Standorten) verbinden kann und wie man parallel dazu die „Lust auf (Selbst)Bildung“ ins Zentrum stellt, was gerade für die Ehrenämtler so wichtig ist! Die Bildung von TrainerInnen wird sich – so meine These – zunehmend am reflektierten Praktiker (Donald Schön) ausrichten und nicht – wie früher oft geschehen – an quasi-wissenschaftlichen Inhalten, mit deren Vermittlung man die  „Professionalität“ zu steigern versuchte. Hier müssen wir diskutieren! 

Warum nun „Breakthrough“? Ich hatte in der Vergangenheit mal geschrieben, dass “es schwieriger ist, aus dem Nichts einen Punkt zu machen, als aus einem Punkt einen bunten Ballon” – eine Metapher für die Schwierigkeit des Anfangens. Ich denke, wir sind beim Punkt angekommen, also dort, wo die Pflanze den harten Betonboden „durchbricht“. Hinter diesem Durchbruch warten freilich neue, andere, eher politische Herausforderungen. Aber ich bin mir sicher, dass wir diese zusammen mit starken Partnern meistern werden.

8. Dezember 2015
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Der Fußball ruft

Der Fußball ruft

Es war 2009, also ich zum ersten Mal die Idee von edubreak und unsere noch jungen Erfahrungen im Tischtennis einer Arbeitsgruppe aus dem Fußball vorstellte (Veröffentlichung). Damals erntete ich zwar Anerkennung zu dem, „was man da in einer anderen Sportart macht“, aber es hatte keinen weiteren Effekt. Man wollte unter sich bleiben.

2015 sieht das anders aus. Durch Anregung von Kollegen aus dem Tischtennis ist Wolfgang Möbius auf unsere Arbeit aufmerksam geworden. Er ist Leiter Qualifizierung beim Deutschen Fußball Bund und hat ein ganz besonders Ohr für didaktisch motivierte und fundierte Innovationen. So sind wir ins Gespräch gekommen und dabei blieb es nicht.

Auf seine Einladung hin konnte ich am 02. Dezember in der Sportschule Koblenz ein Referat mit dem Titel: „Trainerbildung 2.0 – Generation Z und die Folgen für das Bildungsmarketing“ halten. Anwesend waren die Bildungsverantwortlichen aus den Bundesländern sowie DFB-Kollegen aus den Bereichen Medien, Geschäftsführung und Presse.

Wie immer, geht es mir bei meinen Referaten um einen Neuansatz für die Trainerbildung im Sport, an dem ich deshalb ein „2.0“ hänge, weil sich diese Neuerung auf die zeitliche Struktur, die Didaktik, die Technik und die Verbindung zum organisationalen Lernen beziehen. Der „Ruck“ hat also viele Richtungen, die wir alle gleichzeitig im Blick haben müssen, wenn sich (nachhaltig) was bewegen soll. Die Überlegungen zur Generation Z waren eher kursorisch geraten und auf Entwarnung getrimmt, denn es gibt meines Erachtens keine ausreichenden Grund dafür, diese Generation als „besonders“ zu behandeln.

Voraussetzung für diese Entwarnung ist allerdings, dass wir bei unserer Bildungsarbeit die Bildung radikal ins Zentrum stellen, TrainerInnen also dabei unterstützen, sich und ihre Sportart zu entdecken. Dass wir dabei die digitalen Medien zur Selbstbeobachtung, Kommunikation und Kollaboration auch außerhalb der Präsenz nutzen, sollte das Normalste der Welt sein. Sicherlich gilt aber auch: Von der einfachen Kommunikation via WhatsApp zu tiefen Lernprozessen ist es freilich noch ein Weg, den wir zusammen mit „den Jungen“ gestalten sollten.    

Am Ende kann gelungene Bildungsarbeit so aussehen wie hier beim TTVN (Video SommerCamp 2015): Da wirken Generationen von X bis Z zusammen und TrainerInnen, JugendleiterInnen sowie Freiwilligendienstler ziehen an einem Strang. Wenn wir am Ende solche „dichten“ Bildungserlebnisse in Facebook oder Instagram einbringen und teilen, umso besser. Kurzum: Lasst uns Bildungsmarketing von den Bildungserlebnissen her denken, dann wedelt der Schwanz auch nicht mit dem Hund.

28. November 2015
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Wie wollen wir leben, sagen wir 2030?

Wie wollen wir leben, sagen wir 2030?

Vorgestern abend war ich auf Einladung von Andreas Hebbel-Seeger in der Macromedia Hochschule hier in Hamburg. Geboten wurde der Film „GOLD: Du kannst mehr als du denkst.“ Der Film kam schon 2013 in die Kinos und erzählt die Geschichten dreier behinderter Sportler. An sich geht es nur um eine Geschichte, nämlich die, wie Sport unser Leben verändert. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, mit einem der drei Autoren zu sprechen, klasse!

Ich habe mich auf den Film sehr gefreut, wahrscheinlich, weil mir 2013 Thomas Beyer diesen sehr ans Herz gelegt (und ich es immer noch nicht getan hatte) hat und weil sich hier offenbar jemand vorgenommen hatte, die Kernidee des Sports, das „Über-sich-Hinauswachsen“ einzufangen. Seit der Lektüre von Sven Güldenpfennigs Büchern ist mir das bewusst(er) und ich freute mich darauf, diese Kernidee durch die Brille der Behinderung anzuschauen.

Ich kann also gar nicht sagen, was es war, das mich während und nach dem Film stutzen ließ. Hatte ich nicht gerade gesehen, wie drei Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ihre körperlichen Handicaps scheinbar hinter sich ließen? Der blinde Läufer, der im Zieleinlauf seinen Guide hinter sich herzog (nicht umgekehrt!), die gelähmte Schwimmerin, die wie ein Pfeil durchs Wasser schoss, der Mann ohne Beine, der zur raschen Fortbewegung seinen highspeed-Roller oder seine Hände benutzte und dabei nie Zweifel an seiner Ganzheit ließ. Es war nur eine Kleinigkeit, die mich störte: Die Geschichten wurden vor dem Hintergrund eines Rehabilitationszwecks erzählt, d.h. Sport wurde hier für die (mentale) Genese in Anspruch genommen: Und genau dieses Moment widersprach dem Kernkonstrukt der Selbstzweckhaftigkeit, einem Definitionsmerkmal meines (bisherigen) Sports.

Aber darum ging es im Nachgang des Films, im Gespräch mit Autor/Produzent Andreas F. Schneider, nicht mehr. Vielmehr redeten wir über das, was der Sport generell für Gesellschaft und humane Existenz beitragen könne. Sein Film wolle ja genau dieses Potenzial zum Ausdruck bringen: Finde das „Gold“ in dir, das dich alle Grenzen überwinden lässt. Sport in diesem Sinne ist Bewusstseinsarbeit im Medium der körperlichen  Bewegung.

Dann ging es ganz schnell um ein Thema, das alle Hamburger (nicht nur die) umtreibt: Das Referendum am Sonntag, das Ja oder Nein zu Olympischen Spielen in Deutschland. Andreas F. Schneider zeigte nun auf einen Punkt, der mir neu war: Im Zuge eines Zuschlags ginge es eben nicht nur darum, „Stadien und Brücken“ für den Sport zu bauen, sondern im Rahmen eines Projekts zur Stadtentwicklung zu zeigen, wie „wir in Zukunft zusammenleben wollen“: Junge und Alte (10% unser Gesellschaft wird 2050 über 80 Jahre alt sein), unterschiedliche Nationen und Sprachen, Behinderte und Nicht-Behinderte. Unterm Strich ginge es darum, durch das Hamburger Brennglas der ganzen Welt zu zeigen, wie man Inklusion zu Ende denken kann. Die Olympischen Spiele sind in diesem Zusammenhang Bedingung der Möglichkeit (1 Milliarde Euro Investition) und der Sport eine Metapher für eine Kultur der „Berührung“.   

Bum! Andreas hatte mein kleines Kartenhaus gesprengt. Zwar wusste ich bereits von der Dekadenstrategie 2020, aber mir war dieser große Bogen von Sport-Berührung-Inklusion mit der Leitfrage: Wie wollen wir leben? bei all dem kleinteiligen Alltagsgeschäft abhanden gekommen. Danke dir Andreas!

Und Sonntag? Dann denken wir darüber nach, wie wir leben wollen. 

22. November 2015
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Ghostthinker wird 10

Ghostthinker wird 10

Als ich 2004 meinen „Doktor machte“, hatte ich die Wahl, entweder an der Uni in Richtung Habilitation weiterzumachen oder einen Neuanfang auf fremdem Gebiet, dem der Selbständigkeit. Ich entschied mich für das Neuland, im Kern aus Neugier. Anfang 2005 wurde die Ghostthinker GmbH gegründet. Digitale Bildung mit Beratungsleistung und Medientechnologie war die Losung.

Zusammen mit dem nunmehr siebenköpfigen Team haben wir am Freitag unsere zehnjährige Entwicklung gefeiert und zur Feier auch eine erweiterte Runde der edubreaker eingeladen. „Feiern“ heißt: Neben Essen und Trinken haben wir einen Blick auf die Geschichte von edubreak geworfen, wir haben Workshops zu alten und neuen edubreak-Formaten angeboten und wir haben einen Blick in die Zukunft mit App & Co gewagt (Live Kommentierung), die schon am selben Tag ausprobiert werden konnte.

Der Dank an dieser Stelle geht an viele Seiten: An das gesamte Ghostthinker-Team (Rebecca, Ines, Stefan, Sergej und Bernhard) für die Lust an der Eigenleistung in den letzten Jahren, insbesondere an Johannes Metscher, mit dem ich das Steuer in der Hand halte, an alle edubreaker dieser Welt, die uns und unsere Dienstleistung rund um Social Video Learning vertrauen, besonders an Markus Söhngen, der uns seit den ersten Stunden unterstützt und schließlich auch an Gabi mit ihren Doktoranden (Tamara, Marianne, Wolf), die wichtige Impulse für die Weiterentwicklung beisteuerten.

Man soll ja innehalten: War es gut? Was wird? Ja, es war gut. Sehr intensiv in allen Facetten, die man sich denken kann: Ideensprudel, schlaflose Nächte, Reisen bis ins weite Ausland, Aushandlungsprozesse zwischen den Ghostthinkern, tausende Menschenkontakte zwischen Sport und Wirtschaft, Denken und Handeln in Tasks & Timelines, Preisgewinne und Preisfragen und immer wieder die tägliche Herausforderung: Was ist wichtig(er)?

Die Zukunft ist sicherlich eines: „sportlich“. Sportlich im inhaltlichen Sinne, da wir uns ganz wesentlich um die digitale Bildung im Sport kümmern. Sportlich im übertragenen Sinne, da wir im Ghostthinker-Modus an unsere Grenzen gehen und dabei auch andere gesellschaftliche Felder wie die Wirtschaft beackern. „Beackern“, ja eine schöne erdige Metapher für das, was wir tun: im Kern Kulturarbeit mit dem reflexiven Potenzial von (360)Video, sychroner und asychroner Videokommentierung und finalen Videodialog, um die Blicke der Menschen zu verschränken. Das hat doch Zukunft, oder?

8. November 2015
von Frank Vohle
Kommentare deaktiviert für Deutscher Schwimm Verband e.V. – Jahrestagung als Blended Conference

Deutscher Schwimm Verband e.V. – Jahrestagung als Blended Conference

Gestern war ich auf Einladung von Axel Dietrich als Referent auf der dsv-Jahrestagung. Die Tagnung war als Blended Conference organisiert und ich habe passend dazu einen Vortrag zu „Blended Learning“ gehalten – mein Titel: „TrainerBILDUNG neu denken!“. Es ist ja mittlerweile ein Referat mit vertrauter Struktur: Herausforderungen im Sportverband, Blended Learning, kompetenzorientierte Aufgaben, Lernwerkzeuge, Assessement, Community-Austausch über Grenzen, Lernphilosophie und Werte. Das Interessante ist aber, dass der Vortrag bei verschiedenen Zuhörern doch immer wieder andere Diskussionsschwerpunkte erzeugt: Mal sind es Nachfragen zur Technologie, mal zum Assessement, mal Finanzierung. Gestern beim DSV Verband hatte ich den Eindruck, dass es vor allem um die Lernkultur ging: Wo anfangen, wenn es so ist, wie es ist, um zu werden, wie es sein soll?

Mir geht es in diesen Vorträgen nicht um eine ausgewogene Darstellung von Lernansätzen und Werkzeugen mit wissenschaftlicher Neutralität. Vielmehr möchte ich zeigen, was wünschenswert und machbar ist, wenn man sich das „Beste für seine Sportart” wünscht. Ich bekenne mich zu unserem Lehr-Lern-Ansatz mit Videoschwerpunkt, der ein aktives, reflexives und soziales Lernen mit Feedback einfordert, was aufwändig ist, klar! Aber wo soll die neue Qualität denn herkommen, wo der „Ruck“ für das Sportsystem inmitten des Ehrenamtes, wenn nicht von engagierten Bildungsverantwortlichen?    

Im nachträglichen Gespräch mit Vizepräsident Vico Kohlart wurde deutlich, dass es im Sport nicht an guten Idee mangelt – viele sagen: „Gute Idee, aber ICH kann sie leider wegen x nicht umsetzen“. Es fehlt an Menschen, die sagen: Ich kümmere mich jetzt darum, an allen Widerständen vorbei, über Jahre! Ich erinnere an Günther Duecks Buch „Das Neue und seine Feinde“. Na ja, vielleicht ist es 2015 nicht mehr ganz so schwer wie 2005; heute haben wir Technologie, Didaktik und konkrete Vorgehensmodelle (vgl. auch DOSB-Bildungsnetz), die man zwar nicht einfach kopieren, aber gut und gerne kreativ anpassen kann.

Was folgt jetzt daraus für den DSV? Ganz sicher die zweite Online-Phase der Jahrestagung, in der die Teilnehmer ihre Reflexionen zu Blended Learning aufs Papier, pardon, in den Blog bringen. Zudem wird ein Video zur methodischen Ausbildung in den edubreakCAMPUS zur Kommentierung hochgeladen. Fazit: Man steckt schon mittendrin im Thema, reflexiv und das ist gut so.