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Wir schaffen uns ab

Schon seit Jahren zieht Gunter Dueck durchs Land und erzählt uns mit einem wissenden Lächeln, dass die Zukunft der klassischen Berufe (Dienstleistungen) düster aussieht. Er verweist dabei immer gerne auf das Schicksal seines Vaters, einem Bauern in der Landwirtschaft, die nach dem Krieg mit über 50% Anteil noch dominant war, in den 1990ern aber auf ein Minimum geschrumpft ist. „Konnte man sich das in den 50ern vorstellen?“, fragt Dueck eindringlich mit analogem Blick in die Gegenwart. Können wir uns also heute vorstellen, dass – sagen wir – 50 % der LehrerInnen wegfallen?

Sabine Seufert weist in ihrem aktuellen Blogpost auf eine amerikanische Studie hin, die die Zukunft von 700 Berufen vorwegnehmen will. LehrerInnen schneiden da noch relativ gut ab, weil deren kreative, soziale und haptische Anteile – man denke an Grundschullehrer und Bastelstunde – nicht gut von Robotern übernommen werden könnten.

Ich bin ja mal gespannt: Zum einen hat uns die künstliche Intelligenz immer schon mehr versprochen, als sie dann einhalten konnte. Zum anderen haben künstliche Intelligenz, Robotik, kurz das ganze Androidentum, in der Bugwelle von Fördermitteln und lustigen Schulrobotern so sehr an Fahrt aufgenommen, dass Bruder Data gar nicht mal so fern scheint (vgl. bei Interesse meine Rezension zu Gloys „Wahrnehmungswelten“ im Wiener Jahrbuch für Philosophie).

Aber was folgt eigentlich aus dem ganzen Androidentum? Der Verlust unserer Jobs – Schweißer (2000), Verkäufer (2015), Pfleger (2020?), Lehrer (2025?), Erfinder (2030?) – ist ja das eine, aber, was machen diese Androiden mit uns, unserem Selbstverständnis als Menschen? Und wie wirkt sich ein verändertes SELBSTverständnis auf die Reproduktion unserer Gesellschaft aus? Kurz: Welches Zukunftsversprechen geben wir unseren Kindern? Was können wir tun?

Zum einen sicher die Entwicklungen scharf im Blick behalten und zum Thema machen. Zum anderen insbesondere in unseren Bildungsinstitutionen darüber nachdenken, wie Bildung im Jahr 2030 aussehen soll. Zukunftsspekulationen? Nein, das Nachdenken über diese Zukunft ist ein Nachdenken über unsere humane Potenzialität (Eigensinn), in Abgrenzung zu dem, was Maschinen in Zukunft können werden.

Von Veröffentlicht am: 12. Februar 2016Kategorien: AllgemeinKommentare deaktiviert für Wir schaffen uns ab