Die „Da-Vinci-Formel“

Ich habe mit Leonardo da Vinci zwei Dinge gemeinsam: Ich bin genau 450 Jahre nach seinem Tod geboren und ich bin als Halbwüchsiger auf ein selbstgebasteltes Fluggerät gestiegen, mit dem mich mein Bruder von einem Turm stürzen wollte; aus reinem Erkenntnisinteresse versteht sich ;-). Aber es gibt noch eine Verbindung, die weniger konstruiert ist … Vor ein paar Jahren bin ich mit Jens Möller in einen Austausch über innovatives Denken und Analogien gekommen. Jens ist Innovationscoach und Autor des Buches „Die Da-Vinci-Formel“, zu dem ich jetzt eine kleine Rezension verfasst habe. Viel Spaß beim Lesen!

Rezension

Jens Möller unternimmt in seinem Buch „Die Da-Vinci-Formel“ den Versuch, aus dem Leben und Wirken des Renaissance-Genies Leonardo da Vici (1452-1519) sieben Erfolgsprinzipien herauszuarbeiten und für die Wissensarbeit heutiger Tage fruchtbar zu machen.

In der Einführung schildert Möller seine Motivation zum Schreiben des Buches und liefert eine kurzweilige Skizze zu den wesentlichen Lebensstationen von da Vinci. So erfährt man z.B., dass Leonardo ein uneheliches Kind war, was ihm den Zugang zur Universität verwehrte. Ausgestattet mit einem Übermaß an Wissbegierde suchte Leonardo zeitlebens nach Orten, Menschen und Gegenständen, bei denen er etwas Neues entdecken oder, wie Möller feststellt, geistig „stehlen“ konnte. Treibende Kraft von Genies, so Möller, seien nicht nur oder vor allem eine einzigartige und für Normalmenschen unerreichbare Kreativität, sondern ebenso menschliche und alltägliche Marotten, Spleens oder Ticks.

Um Letzteres geht es im Hauptkapitel des Buches: um hilfreiche Strategien – abgeschaut vom großen Meister –, die unser Denken, Fühlen und Handeln beflügeln, im wahrsten Sinne des Wortes in die Lüfte heben sollen. Zu diesen Strategien zählen laut Möller: (1) Umgib dich mit inspirierenden Menschen. (2) Klaue gute Ideen und perfektioniere sie. (3) Denke mit Stift in der Hand. (4) Verbinde das Unverbundene. (5) Fühle, was andere fühlen. (6) Probe deinen Mut! (7) Folge deinem Stern!

Jedes dieser Prinzipien wird im Buch durch da-Vinci-Zitate und -Leistungen fundiert und teils mit wissenschaftlichen Erkenntnissen gestützt. So ist es uns zwar intuitiv einsichtig, dass „Notizenmachen“ eine sinnvolle Methode zum Festhalten von Ideen ist, aber zu einer nachhaltigen Kreativmethode, zu einem Erfolgsprinzip der Da-Vinci-Formel, wird es deshalb, weil wir damit feinmotorische, emotionale, visuelle und begriffliche Aktivitäten synergetisch verschmelzen, was zu einer Art mentalen „Sprungbrett“ führt.

Man könnte an dieser Stelle sagen: „Problem erkannt, Gefahr gebannt.“ Möller geht aber noch einen Schritt weiter. Mit dem „Coaching Kompass“ bietet er dem Leser und der Leserin nach jedem Erfolgsprinzip die Möglichkeit, die eigene Kompetenz grob einzuschätzen und mit praktischen Tipps auszubauen. Wie das geht? Z.B. mit dem Tipp, sich die aktuelle Bravo-Zeitschrift zu Gemüte zu führen, um sich produktiv von der Jugendsprache irritieren zu lassen. Oder mit dem Hinweis, in der Fußgängerzone jemanden in ein Gespräch zu verwickeln, um auch kleine Mutproben zu erfahren.

Wie immer geht es beim Thema Kreativität und innovatives Denken um Perspektivenarbeit. Jens Möller gelingt es, den über 500 Jahre alten Großmeister der Perspektivenarbeit – Leonardo da Vinci – nahbar und in seiner Eigensinnigkeit erlebbar zu machen, was eine Leistung ist. Man erhält so nicht nur historische Einsichten; Leonardo gewinnt auch eine menschliche Seite, die zum Vorbild für die eigene Wissensarbeit taugt.

Wer das Buch mit großer Kritikwilligkeit liest, wird sich vermutlich daran stoßen, dass biografische Analyse und Konstruktion relativ flott mit Erfolgsprinzipien verknüpft werden, die sich – folgt man den Einband – zu 7 ErfolgsGESETZEN für innovatives Denken versteigen. Ob all diese „Gesetze“ für innovatives Denken und Handeln gleichranging und universell sind, darf wohl in der Tat bezweifelt werden. Wer das Buch aber neugierig liest und die Empfehlungen als Impulse nutzt, könnte ins Nachdenken kommen und auf diesem Wege sicher die eine oder andere originelle Heuristik mitnehmen.

Außerdem dürften Leserinnen und Leser je eigene interessante Anker in diesem kurzweiligen Buch finden – einen eigenen Anker möchte ich abschließend ergänzen: Will man die „Da-Vinci-Formel“ für die digitale Zukunft nutzbar machen, wäre es interessant, Leonardo noch einmal unter dem Prinzip des „Wahrnehmens, Sehens und Kommentierens“ zu analysieren. Die mehrere tausend Seiten umfassende Sammlung seiner „Notizzettel“ zeigt uns im Kern, wie sich flüchtige Ideen visuell und begrifflich durch Kommentare fixieren lassen. Durch bild- und videobasierte Online-Technologien mit kollaborativer Annotationsfunktion entstehen hier neue mächtige Werkzeuge und „Online-Werkstätten“, die unser aller Denken im Sinne Leonardos „beflügeln“ können.

Kindliche Zwickmühlen

Neulich fuhr ich mit meinem Einkaufswagen durch den Supermarkt, mit Maske, wie sich das in Corona-Zeiten gehört. Plötzlich fiel vor meinen Wagen ein Kinderspielzeug auf den Boden … ein Kindergesicht lachte mich aus einem Buggy an.

Ich spürte schlagartig zwei Impulse in mir: Der erste galt dem Kind und dem runtergefallenen Kinderspielzeug, was man ja als gut erzogener Mann direkt aufhebt, um es den Kleinen wieder in die Hände zu drücken. Der zweite Impuls galt der Mutter, die ihr Kind vor potenziellen Coronaviren fernhalten will und daher vermutlich böse wäre, wenn ich die Quietschente direkt in die Kinderhände zurückgebe.

Diese widersprüchlichen und in etwa zeitgleichen Impulse fühlten sich in Summe schlecht an: für mein emotionales Kleinhirn wie für mein reflexives Großhirn. Nach etwa 1,25 Sekunden rollte ich schweigend und ohne Handlung am Kinderwagen vorbei, ich ließ das Kinderspielzeug links liegen, die Mutter hob es auf.

Alles nicht schlimm, oder?

Ich erzähle das hier nicht, um es öffentlich zu verarbeiten ?. Nein, ich erzähle es, weil es mich an eine Geschichte erinnert hat, die mir ein Freund vor ein paar Wochen erzählte.

Dieser Kollege brachte seine Tochter zum Kindergarten, nachdem dieser sieben Wochen geschlossen war – eine Ewigkeit aus Kindersicht. Die kleine Tochter freute sich also riesig, ihre Freundin wieder zu sehen. Etwa zeitgleich wurde die Freundin von ihrer Mutter zum Kindergarten gebracht. Die beiden sahen sich. Die Tochter meines Freundes lief freudestrahlend und mit ausgestreckten Armen auf ihre Freundin zu. Diese bleib stehen, wie versteinert, versteckte sich schließlich hinter ihrer Mutter.

Was war geschehen? Die Mutter (inklusive ihres Mannes) hält es für besser, wenn sich die Freundinnen bis auf weiteres nicht mehr umarmen, der Corona-Virus lässt das nicht zu. Nun will ich gar nicht über das Für und Wider streiten. Fakt ist, dass beide Freudinnen bitter weinten, die eine weil sie überhaupt nicht verstand, warum sich ihre beste Freundin so verweigerte, die andere, weil sie gefangen war zwischen der Vorgabe ihre Eltern „ja nicht ihre Freundin zu umarmen“ und ihrer inneren Stimme, ihre Freundin nach der langen Zeit „so sehr umarmen zu wollen“.

Mich interessiert an diesem Bild genau die letzte Szene: diese emotionale Zwickmühle, dieser doppelte und widersprüchliche Impuls, der vielleicht eine schwache Ähnlichkeit mit meinen Impulsen oben hat. Nur mit einem wichtigen und entscheidenden Unterschied!

Während ich – ein Erwachsener – mir solche emotional-kognitiven Zwickmühlen einigermaßen gut umgehen kann, durch Abstrahieren, Analysieren, Distanzieren, verbleiben die Zwickmühlen bei den Kindern unverarbeitet, denn: Ich glaube nicht, dass trotz aller Erklärung der Erwachsenen auf emotionaler Ebene eine Klärung und Erleichterung „im Herzen der Kinder“ stattfindet.

Was also tun? Wenn man schon nicht will, dass sich die Kleinen umarmen – wofür es ja Gründe geben mag –, so müssen wir uns doch viel mehr Gedanken machen, wie wir solche Erlebnisse „zur Sprache“ bringen können. Vielleicht ist (explizite) Sprache auch der falsche Modus, vielleicht ist es eher das Rollenspiel, das den Kindern ein Ventil geben könnte, denn hier geht es um das große Feld des impliziten (Körper-)Wissens. Mir scheint, hier müssen wir hinschauen, gemeinsam, ohne viele Worte.

Döner und Dönerinnen

Es ist nun fast zehn Jahre her, als ich mich zum ersten und bisher einzigen Mal zum Thema Gendersprache unter dem Motto „Sprachgewalt“ geäußert habe. Das Credo von damals: Gendern zerstört die Ästhetik der Sprache und es bleibt dort ohne Wirkung, wo eine Bundeskanzlerin, eine Kampfpilotin oder eine Unternehmerin zur Normalität gehören.

Auch 2021 erscheint mir diese Position nicht falsch zu sein, aber wie immer ist das Ganze vielschichtig und verzwickt, weshalb es einer Aktualisierung bedarf.

  • Erstens sind da die pragmatischen Argumente, die auch Gabi in Rückgriff auf den aktuellen ZEIT-Standard aufgegriffen hat: Neben gleichgewichtiger Repräsentanz von Frauen und Männern in den Texten geht es ebenfalls und gleichgewichtig um Lesbarkeit, Schönheit, Tradition und Effizienz. Als Folge dieser Anerkennung von gleichrangigen Werten fliegen alle Sternchen, Unterstriche, Binnen-I etc. als Lösungsoption raus. Favorisiert wird ein Wechsel der weiblichen und männlichen Form als Basismodus und Doppelnennung dann, wenn es zur inhaltlichen Präzisierung beiträgt.  
  • Zweitens hat Rieke Hümpel in einem sehr lesenswerten Beitrag u.a. auf ein strategisches Argument hingewiesen, das weniger nach der Schönheit fragt, sondern darauf verweist, dass Gendern der Emanzipation (also dem Ausgangsinteresse) selbst schade! Wie das? Durch Gendern werde die Frau permanent in ihrer Geschlechterrolle angesprochen, was so klingen kann, als seien Frauen Opfer und bedürfen des besonderen Beistands.
  • Drittens lassen sich anti-libertäre Argumente ausmachen, die über das pragmatische und strategische Argument hinausgehen: Wer nicht ordentlich gendert, ist „anders“, und wer anders ist, wird ausgegrenzt. Darauf hatte auch schon Hümpel verwiesen; Schnell und pauschal läuft man auch bei gut begründeter Kritik Gefahr, als Frauenfeind, Querdenker oder gar Nazi beschimpft zu werden, … also schweigt man lieber und jeder weiß: Mit dem Schweigen beginnt der schleichende Tod unserer Demokratie –  großes Besteck also.

Neulich sah ich Ursula von der Leyen in einem Statement im Nachgang zum Sofagate-Fall: „Weil ich eine Frau bin!“ Sie sah in ihrem Frausein den Hauptgrund, warum sie auf dem Sofa und abseits Platz nehmen musste. Zwar lassen sich auch andere Gründe finden, aber von der Leyens lenkte den Blick geschickt vom persönlichen Einzelfall in Richtung all jener Frauen, die solche Verletzungen im Stillen, ohne Kamera, ohne Beobachter erleiden und aushalten müssen.

Wir alle – Frauen wie Männer – sollten aufpassen, dass wir den Frauen wie Männern auf den faktischen Spielfeldern des Lebens nicht die Stühle wegziehen (Achtung Metapher) und stattdessen den kollektiven Blick auf die kleinen Sternchen lenken, so wie Zauberer das allzu gerne tun, um das Wesentliche zu vertuschen. Umgekehrt glaube ich nicht, dass die kleinen Sternchen auch nur einen einzigen Stuhl an die richtige Stelle rücken; oft bleibt das eine akademische Turnübung. Schiefe Machtstrukturen lassen sich durch wechselseitiges Vertrauen Schritt für Schritt aushebeln und da hilft nur eins: anfangen, TUN, z.B. beim Thema Einstellungen (trotz Kinder). Unsere Sprache wird nach diesen Taten natürlich (ohne Zwangsverordnung) folgen.

Querdenken

Wenn man noch vor einiger Zeit in etwa sagen wollte, dass jemand „um die Ecke oder gegen den Strich denken“ kann, wenn man zum Ausdruck bringen wollte, dass dieser jemand sich nicht vom Mainstream leiten lässt, sondern „out of the box“, also jenseits der Grenzen mental agiert, die alle anderen für akzeptiert und normal halten, dann sagte man, dieser jemand sei ein Querdenker. Für solche Menschen – selbstredend Frauen wie Männer – gibt es im Englischen den Ausdruck „Wild Duck“ (vgl. auch hier), was nochmal darauf verweist, dass diese geistig „Wilden“ Widersprüche herausfordern, was den Umgang mit ihnen nicht immer leicht macht.

In den Nullerjahren habe ich mich länger mit dem Thema „Querdenken“ beschäftigt: Zum einen hatte ich damals zusammen mit Hermann Rüppell einen Aufsatz über geistige Besonderheiten von erfinderischen Menschen geschrieben (DANTE), zum anderen ging es in meiner Dissertation um das Thema analoge Kommunikation, also den Gebrauch von passenden Vergleichen und analogen Sprachbildern für die Wissensarbeit zwischen den Disziplinen. Kurz: In meiner Zeit war der Begriff Querdenker für Menschen reserviert, die eine besondere Form von Kreativität besaßen und damit komplexe Probleme lösten, die am Ende alle weiterbrachten.

Heute ist das anders.

Der Begriff wurde über Nacht geklaut, verdreht und für Menschen reserviert, die das Corona-Virus leugnen, Verschwörungstheorien in die Welt setzen und Rechte Gewalt gutheißen. Aus der Warte der Kommunikationsstrategie muss man sagen: Das ist schlau gemacht, denn mit dem Begriff Querdenker grenzen sich solche Gruppen positiv gegenüber dem „vernebelten“ Mainstream ab, also all jenen, die noch nicht die „wirkliche Wahrheit hinter dem Vorhang“ erkennen können.

Nun darf man in diesem freien Land solche Begriffspiraterie betreiben. Was mich ärgert ist, dass die Medien Land auf Land ab diese Bezeichnung übernehmen und pflegen und dabei offenbar nicht merken, dass das den – ja wie nennen wir sie denn nur – in die Hände spielt. Heute darf jeder und jede, die rechts und esoterisch denkt und handelt, sagen, ich bin stolz ein Querdenker zu sein.

Oh Mann, wie weit sind wir damit weg von Querdenkern wie Leonardo da Vinci oder anderen Menschen, die quer durch alle Wissensgebiete Erfindungen gemacht und neue Gedanken zusammengetragen haben, wie weit weg von dem guten Grundgedanken des Querdenker-Clubs mit fast 400.000 Mitgliedern, in dem das laterale Denken gepflegt und Ideen für das Innovationsmanagement in Organisationen ausgetauscht wurden. Ob wir den Begriff nochmal drehen können? Ich glaube nicht, denn ab jetzt hängt am Begriff „die dunkle Seite“, den Geruch bekommt man nicht mehr weg. Also lassen wir ihn fallen und denken uns was Neues aus, dass dürfte ja den „Wild Ducks“ nicht so schwerfallen.

„Didaktik und Methodik“ … da stimmt was nicht!

Für mich war es lange selbstverständlich, alle Fragen rund um den Unterricht pauschal mit „Didaktik und Methodik“ zu klassifizieren. So hatte ich es im Sport- und Pädagogikstudium in den 1990ern gelernt. Und ja, man kann es in vielen Artikeln auch heute noch lesen und man hört es in vielen Workshops von Praktikern genauso wie von wissenschaftlichen Fachleuten. Doch, ist das noch zeitgemäß?

Sucht man nach der Ursache dieser Formulierung, so wird man bei Wolfgang Klafki fündig. Im Funkkolleg 1970 sagt er: „Wir halten es für möglich und zweckmäßig, die Ziel- und Inhaltsfragen von den Methoden- und Medienfragen theoretisch zeitweilig abzuheben“. Klafki, DER Kopf der bildungstheoretischen Didaktik, Theoretiker und Praktiker in einer Person, ging es zwar um eine Verschränkung von materialer (= Inhalte und Ziele) und formaler (= Verhalten) Bildung, was er als kategoriale Bildung bezeichnet, aber „unterm Strich“ war für ihn die Inhaltsfrage immer wichtiger, weswegen er auch von einem Primat der Didaktik sprach, von einer „Didaktik im engeren Sinne“, die einen Vorrang zur Methodik haben sollte. Was von dieser hier nur sehr verkürzt wiedergegebenen Diskussion im Bildungsalltag vieler Praktiker übrig blieb, war eben „Didaktik und Methodik“. Doch ist das gut so? Ich denke nicht: Zum einen, weil es historisch nicht ganz korrekt ist, zum anderen, weil es begriffslogisch wie unterrichtspraktisch eher Verwirrung stiftet.

Schaut man sich modere Definitionen zur Didaktik an, dann wird zwar nicht einhellig, aber doch recht konsensfähig von einer „Wissenschaft vom Lehren und Lernen“ (z.B. Kron) gesprochen. Dort, wo man also das Lehren mit dem Lernen systematisch „koppeln“ will, spricht man von Didaktik. Und unter diesem Dachbegriff ist es dann selbstverständlich, dass wir Inhalts- und Zielfragen ebenso besprechen müssen wie Methoden- und Medienfragen, mindestens!

Beschäftigt man sich heutzutage mit der Gestaltung von formalen „Lernwelten“ (Unterricht, Training, Vorlesung etc.), dann ist man gut beraten, sich am „Didaktischen Design“ zu orientieren. Zum einen sind da alle didaktischen Basisaktivitäten (Inhaltsauswahl und -gestaltung, Aktvierung durch Aufgaben sowie Begleitung durch Feedback, vgl. auch constructive alignment) subsummiert und aufeinander bezogen, zum anderen werden materiale und formale Fragen unter einer pragmatischen Perspektive integriert (keine Denkschulen, wie Berliner, Hamburger etc.), was für den Lehralltag einfach hilfreich ist.

Fazit: Vielleicht sprechen wir in Zukunft lieber einfach von „Didaktik“ als Dachbegriff für alles, was es da zu besprechen gibt, denn „Didaktik und Methodik“ klingt begriffslogisch nach „Tiere und Affen“: Da stimmt was nicht.

„Social Video“ und die Kindsköpfe

Es waren die Anfänge bei Ghostthinker, als wir das Thema Social Video in viele Richtungen ausprobierten und explorierten: Ein Weg führte uns zu den Kindern, in die Grundschule. Den Anstoß dazu gaben damals Richard Heinen und Uwe Rotter (beide damals bei „Lehrer Online“, Richard jetzt bei der Montags Stiftung Jugend und Gesellschaft und Uwe beim Haus der kleinen Forscher), die offenbar noch so viel Kind in sich hatten, dass sie nicht nur die Idee von TechPi & MaliBu gut fanden, sondern auch das nötige Kleingeld für die ersten Serien besorgten – den „Kindsköpfen“ sei Dank!

TechPi & MaliBu? Für alle, die die beiden noch nicht kennen: TechPi ist ein Außerirdischer vom Planeten Omitron mit kreativer Vorliebe für alles Technische; MaliBu ist sein irdischer Freud – ein Schmetterling – der die Sachen gerne mal zu Ende denkt – „tech meets social“ sozusagen. Zusammen erleben die beiden eine Reihe von Geschichten, die nicht nur für sie lehrreich sind, sondern immer wieder Kinder in den Bann ziehen: Klimaschutz, Umweltprobleme, Natur- und Artenschutz etc. und die Rolle des Menschen, also all das, was uns auch heute beschäftigt und was sich mit dem Begriff der „Dilemmata“ – sowas wie Zwickmühlen – auf den Punkt bringen lässt.

Unser Ziel war damals, über kurzweilige Kindergeschichten, diese Dilemmata zu skizzieren, um bei Kindern im Grundschulalter ein Interesse für diese Art von Problemen und zu wecken. Es ging um eine Denkhaltung, nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Neben den aufwändigen Video-Geschichten (Inhalte) haben wir schon damals an mehr Beteiligung und Interaktion gedacht: Kinder konnten diese Videos im Klassenverbund mit Hilfe von Aufgabenblättern kommentieren, per Text und per Audio, was sie zum Weitererzählen der Geschichten animierte, also Social Video der besonderen Art. Wie toll das funktionierte, zeigte die Masterarbeit von Monika Gröller, die in einer Fallstudie herausfand, dass sich die Grundschulkinder tief in die Problemstellung eingraben und auch noch Wochen später, motiviert und informiert von den Geschichten und ersten „Lösungsversuchen“, berichten konnten (vgl. hier)

Aus aktuellem Anlass hat der Verein „Lebensraum Lechtal“ um Bereitstellung der Folge „Sackgasse am Fluss“ gebeten (der Verein war Sponsor!). Wir haben das nun in Absprache mit dem Verein auch auf YouTube gestellt.

Zwei Sachen sind mir wichtig:

  • Man sieht was herauskommt, wenn „Kindsköpfe“ ihre Köpfe und Ressourcen zusammenbringen; zu den Kindsköpfen zählen mindestens auch Gabi Reinmann (mit der ich die Figuren entwickelt und Geschichten geschrieben habe), Johannes Metscher (technische Leitung des Projekts), Marco Rosenberg (Stimmen)  und Frank Cmuchal –  letzterer ist für die tollen Zeichnungen verantwortlich.
  • Die Figuren sind aus meiner Sicht zeitlos „schön“ und der didaktische Rahmen (tech meets social) scheint mir heute mehr als zeitgemäß! Vielleicht findet sich ja ein Verlag, der das Ganze in einem professionellen Rahmen fortführen will. Der Anfang ist gemacht!

ver~rückt

Zusammen mit Gabi ist ein kleiner Artikel zum Thema „Digitalisierung und Forschendes Lernen“ entstanden, der hier als Impact Free-Artikel abrufbar ist. Interessant ist daran, dass wir einen so digitalisierungsabstinenten Kandidaten, wie das Forschende Lernen, als Sprungbrett für Neuüberlegungen für eine reflexive Digitalisierung nutzen … das ist schon ver~rückt. In der Einleitung schreiben wir: „Durch Bewusstmachung des forschenden Anteils beim forschenden Lernen wird […] gezeigt, dass die Digitalisierung nicht nur erkenntnisstützende, sondern auch erkenntniskonstituierende Tätigkeiten beeinflusst und dabei zudem Neues schaffen kann.“ Viel Spaß beim Lesen!

Der kleine Elefant

Irgendwo im südlichen Indien, so erzählt es eine Nachrichtenagentur im Internet, ist ein kleiner Elefant in ein Erdloch gefallen, und zwar rüsseltief. Die herbeieilende Elefantenherde zeigte sich in den ersten Minuten noch entspannt, in den nächsten Stunden zunehmend nervös, weil es ihnen trotz immenser Stärke und Rüsselraffinesse nicht gelingt, den Kleinen zu retten. Mit Beginn der Dämmerung sind die Elefanteneltern außer sich: Die Elefantenmutter stößt mit Blick auf den erschlaffenden Babykörper einen verzweifelten Schrei aus, der das bisherige Getöse und Posaune der Herde in Art und Lautstärke weit übersteigt.

Im zwei Kilometer entfernten Dorf hatte man das Posaunen der Herde bereits bemerkt. Aber erst mit dem Schrei der Elefantenmutter sagte einer der Dorfbewohner: Hier stimmt etwas nicht! Eine Menschengruppe mit Wildhütern eilt mit Geländewagen in Richtung der Elefanten, wohlwissend, dass diese Reise tödlich enden kann. Doch die Elefanten stehen still, lassen die Menschen nach dem Kleinen schauen. Schnell wird klar: Ohne Bagger ist hier nichts zu machen, zu schwer ist der Kleine und zu matschig ist das Erdreich. Um es kurz zu machen: Der Bagger wird schnell herbeigeschafft – im südlichen Indien eine ernste Herausforderung – und der kleine Elefant wird gerettet, noch ehe das Leben aus ihm schwindet.

Eine schöne Weihnachtsgeschichte, eine wahre noch dazu. Aber ist es nur eine Geschichte, wie sie das Internet tausendfach erzählt? Als ich die Geschichte las, samt Fotos vom kleinen Elefanten, der Mutter, den Wildhütern, dem Bagger, dachte ich mir: Kleine Elefanten, die in Löcher fallen, brauchen große Elefanten. Doch manchmal sind die Löcher so tief und schlammig, dass selbst die größten Elefanten keine Idee mehr haben, um eine Lösung zu finden. Diese Ohnmacht ist mit dem schrecklichen Schrei der Mutter auf den Punkt gebracht.

Ich habe gerade das Buch „Unsere Welt neu denken“ von Maja Göpel gelesen. Hier geht es nicht um Elefanten, aber um schwergewichtige Themen: Umweltschäden aller Art, grenzenloser Konsum und ungezügelter Kapitalismus. All das hat mich an den kleinen Elefanten erinnert, der in dieses tiefe Loch gefallen ist. Und Göpels treffende ökonomische Analysen erinnern mich an die großen Elefanten, die trotz ihrer Erfahrungen und Kraft nichts ausrichten können; gerade mit ihrem Gewicht würden sie jeden Rettungsversuch am schlammigen Loch des kleinen Elefanten zunichtemachen – ein Dilemma! Und 2020 ist das Jahr des Aufschreis: Göpel und andere Vordenker der neuen Welt auf allen Kanälen, Friday for Future, Sience for Future, alles eine Kombination aus neuer Macht (Tipping Point) und alter Ohnmacht (Dilemmata), eine Fortsetzung des Aufschreis des Club of Rome der 1970er.

Und wofür stehen hier nun die Wildhüter? Nicht für die Götter, die wir in der Not herbeiflehen, soviel ist klar. Es ist wohl nur ein analoger Hinweis auf die qualitativ andere Art des Problemlösens, die Elefanten von Menschen unterscheidet: Die Menschen haben den kleinen Elefanten mit ihrem Bagger nicht hochgehoben, sondern ausgegraben! Was sagt das über die Weltprobleme? Vielleicht so viel: Göpels Aufrufe zum kollektiven Mut, neuer Wertschöpfung und Ordnungspolitik klingen zwar logisch-zwingend, aber sie verbleiben, könnte man meinen, auf der logischen Ebene des Hochhebens, der intuitiven Lösung. Was wäre dann das Ausgraben? Welchen analogen Impuls können wir hier mitnehmen? Es hat was mit den (sozialen) Dilemmata zu tun, in die sich moderne Gesellschaften hineinmanövriert haben. Wie „löst“ man die? Indem man die Bedingungen aushebelt, unter denen sie sich organisieren, oder im Bild des Elefanten: Aus dem tiefen Loch wurde eine freie ebene Fläche. Und jetzt dürfen wir alle mal den heiligen Weihnachtsgeist über uns kommen lassen, um aus dieser Metapher eine Lösung zu entwickeln. 2021 klappt das, das wäre mal eine Frohe Botschaft.

Talententwicklung … oder „zu sich kommen“

Es war wohl Anfang der 1990er, als ich zu meiner ersten Diplomprüfung geladen wurde. Prüfungsgegenstand war das Thema „Ordnung im Sport“, zu lesen hatte ich das Buch von D. Landau und H. Digel, also etwas aus dem Umfeld von Sportpädagogik und Sportsoziologie. Meine Prüfer waren die Professoren Quanz und Erdmann, der eine Didaktiker, der andere Psychologe. Es war ein heißer Sommertag und ich trat wie immer sehr, sehr aufgeregt in das Prüfungsbüro. Dort schauten mich neugierige und vertrauensvolle Prüferaugen an: „Herr Vohle, dann erzählen Sie mal, was haben Sie denn gelesen?“ Und ja, ich hatte Digel und Landau gelesen, darüber im Semester zuvor ein freies Referat gehalten und war (ernsthaft) der Meinung, alles gesagt zu haben. Daher hatte ich mich für die Prüfung lieber weiter in das Thema vertieft … oder besser verrannt! Ich verbrachte viele Tage zur Vorbereitung mit David Bohms „Impliziter Ordnung“, ein Buch aus dem Kontext der Quantenphysik, dessen Kernidee von impliziter Ganzheit mich noch weiter begleiten sollte. Nun aber in der Prüfung, da brach es aus mir heraus: Ich riss Digel und Landau nur kurz an, um dann MEINE Gedanken zum Thema Ordnung in Natur und Kultur (mit dem Spiel als Klammer) vorzustellen, ein Gestammel, nicht mehr. Das Überraschende war: Sie ließen mich reden! Nach 45 Minuten sagte Herr Quanz: „Herr Vohle, wir müssen hier vorerst Schluss machen … und jetzt fahren Sie erstmal nach Hause und trinken im Restaurant Ihrer Eltern ein Glas Bier“. Mit roten Wangen und ziemlich erschöpft verließ ich den Raum, über Noten sprachen wir nicht, nur eines war wichtig: Ich hatte meine sehr gewagten Gedanken geteilt, war in Neuland gestolpert, ohne zu fallen. Ich fühlte mich erstmals (!) als Anführer einer Expedition zu mir selbst.

Themenwechsel?!

Unter dem Titel „Er schrieb seine Partitur selbst“ wird in der aktuellen ZEIT ein Interview mit dem Stardirigenten Barenboim über das Jahrhunderttalent Maradona geführt. Wir erinnern uns: „Die Hand Gottes“. Gesucht werden Parallelen zwischen Musik und Fußball. Am Ende des Interviews geht es auch um Talente. Barenboims Kritik am Fußball: „Die Welt ist verwechselbar geworden“ […] Heute spielen alle ein bisschen argentinisch und ein bisschen Nähmaschine. Keine eigenen Leute, kein eigener Stil!“ Am Ende finden wir – so meine ich – nur noch strategisch agierende Allrounder, auf hohem Niveau, versteht sich. Aber Fußball lebt doch gerade vom Bruch, es anders zu machen, gegen den Strich, spontan, aus sich heraus, nicht umsonst spricht der Sport- und Kulturwissenschaftler Sven Güldenpfennig von einem Künstler, einer Künstlerin, dort auf dem Platz.

Themenwechsel?!

Seit Jahren beobachte ich im Bereich der LehrerInnenbildung die gut begründete Strategie, Lehrnovizen mit „kriteriumsorientierten“ Beobachungsschulungen besser zu machen. Man schaut also nicht zu allererst nach den Eigenarten, Ticks und Besonderheiten, nach dem naiven Vorverständnis der KursteilnehmerInnen, sondern hat gleich Kriterien zur Hand, wie es richtig geht; man weiß, was Lehrqualität ausmacht und man verschwendet keine Zeit, die AnfängerInnen schnellstmöglich mit den „wissenschaftlichen Kriterien“ zu konfrontieren.

Was ist also nun der Zusammenhang zwischen Vohles Prüfungsstunde, Maradonas Hand, Barenboims Kritik am Fußball und der Lehrerbildung heutiger Tage (mal abgesehen davon, dass hier Namen in eine Reihe gebracht werden, die auseinandergehören ?)? Es ist gleich, welche Talententwicklung wir in den Blick nehmen: Wissenschaft, Musik, Fußball, Lehre oder gar Singen. Der Punkt ist: Fragen wir zuerst nach den Abweichungen (so schräg sie uns auch erscheinen mögen) oder nach den gut begründeten Standards? Barenboim sagte im Interview einen wunderschönen Satz: Sein Vater (ebenfalls ein begnadeter Musiker) habe ihn früh gemahnt: Vergiss das Wunder beim Wunderkind und sei ab jetzt nur noch ein Kind.

„Nur noch ein Kind sein“. Das widerspricht unseren Vorstellungen von Planung, Verwertung und prognostischer Sicherheit bei der Talententwicklung in Wissenschaft, Sport und Wirtschaft. Aber eines ist sicher: Mit Standards bekommen wir Talente, die zwar alles können, was man so braucht, aber nicht Talente, die ein „Spiel drehen“ oder einen „Anfang machen“ können, was in Wissenschaft, Sport und Wirtschaft zwar verschieden aussieht (Paradigma, Pass, Produkt), aber auch einen gemeinsamen Kern hat, nämlich das Spielen. Spielen zu können, ist eine voraussetzungsreiche Sache, aber, so die abschließende These, wir brauchen mehr Spiel (auch mit sich selbst!), mehr Lust auf Abweichung, mehr Neulandvertrauen, gerade in einer komplexen Wissensgesellschaft, in der wir komplexe Probleme lösen müssen und z.B. wie im Fußball, auf eine unvergleichliche Art unterhalten und überrascht werden wollen.

Was ist Präsenz?

Im Zuge von Covid-19 und der damit verbundenen „Zwangsdigitalisierung“ sehnt man sich fast überall in Schule, Hochschule, Wirtschaft, Sport & Kultur zurück nach DER Präsenz. Zwar gibt es auch viele Stimmen, die nach einer „neuen Präsenz“ in „neuer Kombination“ mit einer „neuen Digitalisierung“ Ausschau halten (vgl. Digitalität), aber all diese neuen Überlegungen hängen an der alten Präsenz, in der wir uns ohne Maske, d.h. unvermittelt, spontan und frei begegnen konnten.

Die seit März 2020 flächendeckende Lernerfahrung im digitalen Raum, meist in gekachelten Videokonferenzen, provoziert aber auch die Frage nach dem unverwechselbaren Kern, dem einmaligen Mehrwert der Präsenz, dem USP oder der DNA sozusagen. Die bisher beste Antwort darauf kommt für mich nicht aus der Wissenschaft, sondern von einem aus der Mitte des Kultbetriebs: Herbert Grönemeyer. In der aktuellen ZEIT-Ausgabe sagt er in typischem Grönemeyer-Ton zwar nichts zur Präsenz direkt, aber dafür etwas zur Kultur. Vieles von dem, was er sagt – so denke ich –, passt genau und tiefgründig zu dem, was wir mit dem Begriff der „Präsenz“ zum Ausdruck bringen wollen.

„Kultur stützt die Menschen in ihrer Verzweiflung, Trauer, in der Lust, Freude, ihrem Lachen, ihrem Mut und ihrer Zuversicht. Sie lässt ihre Gehirne wachsen, nährt ihre Sicht, ihren Aufbruch, klärt und hinterfragt. Aber genau das liegt gerade brach. Bühnen und Clubs veröden, Musiker, Sänger, DJs, Schausteller, Kabarettisten, Comedians, Schauspieler, freie Theater und -schaffende sind zur Ruhe verdammt, können nicht brennen und anfeuern. Sie verdursten. Die Liebesbeziehung zwischen ihnen und ihrem Publikum liegt auf Eis, und ihr gegenseitiges Aufputschen verdorrt. Wir alle kleben unter dieser wabernden Viralwolke fest, wagen immer wieder den inneren Aufbruch, um dann zu merken, unserer Melancholie fehlt ihr Zuhause, ihre Heimat, ihr Ladegerät. Das ist die öffentliche Kunst und Unterhaltung, das sind die harten Beats, die Wucht der Sprache, die Anmut der Bewegung, der Tanz, das Aufreizende des Gesangs, die Gemeinsamkeit mit anderen, das Aneinander, das einende Singen, Zuhören, Weinen und Jauchzen. Gleichzeitig auch die Stille im Kino oder Theater, die Räume zum Sichverlieren, Sinnieren, zum Entfliehen und zum Wiederzurückkommen, gestärkt, bekräftigt, belebt und bestätigt, seiner versichert.  […]

Es ginge mit dem Zitat noch weiter, aber hier mal ein Halt. Was können wir daraus für die Präsenz, z.B. im Zusammenhang von Lehren & Lernen, gar Bildung, lernen? Hm, ich ahne es nur: Vielleicht ist der Sinn der Präsenz eine „Verzauberung auf Zeit“? Verzauberung auf Zeit … man merkt, wie weit eine solche Sichtweise von dem weg ist, was wir Learning Professionals bisher unter Präsenz verstehen.