EU-Project 2016: Promoting reflective practice in the training of teachers using e-Portfolios, Social Video Learning and Learning Analytics

In den letzten fünf Jahren haben wir kleinere und größere Piloten mit Social Video Learning in der deutschen, österreichischen und schweizerischen Lehrerbildung unterstützt, z.B. Uni Hannover (Geographie, Sport, Grundschule, Ingenieurwesen etc.), LMU München (Grundschule), PH Heidelberg (Mathematik), PH Salzburg (Grundschule), PH Wien (Kunstpädagogik) und Uni SG (Wirtschaft). Theoretische Einordnungen und erste, empirische Ergebnisse finden sich hier und hier. Neuere und umfangreichere Arbeiten zu Social Video Learning in der Lehrerbildung sind in „der Mache“ (Dissertation, Masterarbeit).

Vor diesem Hintergrund sind wir sehr froh, dass wir zum 01. Januar 2016 voller Partner im EU-Projekt „Reflexive practices in teacher education“ unter Leitung der PH Freiburg (Gerhard Bräuer, Martina Lins) sind. Zusammen mit Kollegen aus Luxembourg (Papille Peping, Ruth Hau),  Österreich (Klaus Himpsel-Gutermann, Reinhard Bauer, Klaus Hammermüller, Gerhilde Meissl-Eggart), Italien (Christian Laner) und uns aus Deutschland (Ghostthinker) gehen wir an den Start, um einen europäischen Lerncampus zur Förderung von Reflexionskompetenz zu entwickeln. Dabei kommt ein methodisches Dreibein aus Social Video Learning, e-Portfolioarbeit und Learning Analytics zur Anwendung. Wir werden uns zu Tode reflektieren :)

Das finde ich aus mehreren Gründen klasse: Zum ersten ist es an der Zeit, dass wir weiter und tiefer am Thema „reflexive Praxis“ auch in der Lehrerbildung arbeiten, zum zweiten reizt die breitere Europaperspektive, die eine Hochschulentwicklung über Grenzen notwendig macht, drittens ist das Team nicht nur nett, sondern verknüpft Köpfe aus Bildungspolitik, Lehrerberuf, Reflexionsexperten, Mediendidaktik und Lerntechnologie. Für mich neu und deshalb besonders interessant waren die beiden KollegenIn aus Wien, die sich mit Learning Analytics beschäftigen. Zu diesem Thema habe ich fast keine Ahnung (big data), werde mich aber im Zuge des Projekts mit Bedenken und Chancen intensiver beschäftigen, zumal Klaus auch noch aus dem Sport kommt und hier seine ersten Erfahrungen mit LA gesammelt hat. 

Liebe Deutsche Bahn, wir lieben dich doch, alle!

Ich sitze seit 06:03 im ICE von Hamburg nach Freiburg, um dort an unserem neuen EU-Projekt (Lehrerbildung mit Social Video Learning und e-Portfolio) teilzunehmen. Ich verzweifele: Nicht wegen der fast sieben stündigen Fahrt, nicht wegen der Enge im Abteil, nicht wegen X oder Y. Ich verzweifele wegen des besch … Internets! Ständig reist die Verbindung ab, an Netz-Arbeiten ist nicht zu denken und leider ist das heute mit diesem Internet so: das Netz ist die Werkbank und wir sitzen mobil an unseren Datenwerkzeugen.

Erstmals nehme ich war, dass es hier im Zug W-Lan gibt, aber 5 € am Tag?? Warum nehmt ihr dann nicht auch Geld für die Toilette, die Saubermänner am Bahnhof machen es doch vor! Was ich sagen will: Wir lieben euch doch, alle! Warum also nicht das Wörtchen Service 2016 ernst nehmen und kostenloses W-Lan installieren, was funktioniert. Fahrt dazu mal von München nach Wien im railJET, da geht das wunderbar. Und wenn das am Ende pro Fahrt x Cent mehr kostet, geht klar, nur KEIN W-Lan, das geht nicht, dann verzichten wir lieber auf die Bratwurst.

2016 – The Breakthrough!

Wenn ich die Bilder von 2015 in mir aufsteigen lasse (in einem Blog mit Erinnerungsfetzen geht das ganz wunderbar), dann sehe ich mich fast jede Woche auf irgendeiner Tagung oder einem Meeting, d.h.: Nie zuvor war ich so häufig vor Ort, in Kontakt mit Menschen, die sich für unsere Sache, für ein reflexives und soziales Lernen mit Videos, interessieren. Dort erzähle ich unsere Ghostthinker-Geschichte (entweder allein oder mit Johannes und Rebecca). Die beginnt mit „we stop videos“ und endet mit dem „Sehen des Sehens“ für all diejenigen, die das Stoppen von Videos (warum tun die das?) neugierig gemacht hat.

Und so kommt es, wie es eben kommen kann: Neben unseren Altkunden konnten wir 2015 eine Reihe von Neulingen begrüßen, die sich konkret auf den Weg machen, ihre Trainerbildung im Sport anders als bisher zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um eine Integration der digitalen Medien; vielmehr sind die Medien oft  der Anlass dafür, nochmal grundsätzlich über die Didaktik in der Aus- und Weiterbildung mit den Blick auf Effektivität, zeitliche Flexibilität und nachhaltige Nutzung nachzudenken. Zu den Neulingen zählen:

  • Württembergischer Landessportbund
  • Sportbund Rheinland
  • Landessportbund Sachsen Anhalt
  • Bayerischer Handball Verband
  • Bremer Basketball Verband
  • Deutscher Schützenbund
  • Deutsche Eislauf Union
  • Deutscher Fußball Bund

Ich bin froh über jeden Verband bzw. Bund, auch die ganz kleinen. Ganz besonders freue ich mich über die Fußballer, die unserem Ansatz eine Chance geben.  

Was bedeutet das alles? Zunächst einmal sehe ich ein Bedürfnis der Sportorganisationen, die Qualität ihrer Bildungsangebote jenseits einer „Digitalisierung“ zu überdenken und zwar in Richtung Didaktik. Hiermit ist aber eben nicht eine Verpackungskunst gemeint, wie sie für die Anfänge der e-Learning Bewegung im Zuge einer elektronischen Vermittlung mit Einsparpotenzial typisch war. Vielmehr interessieren sich die Verbände heute für Strategien und Methoden, wie man individuelle (aktiv, reflexiv, sozial) und organisationale Lernprozesse (Qualitätsmanagement, Prozessintegration, Vernetzung von Standorten) verbinden kann und wie man parallel dazu die „Lust auf (Selbst)Bildung“ ins Zentrum stellt, was gerade für die Ehrenämtler so wichtig ist! Die Bildung von TrainerInnen wird sich – so meine These – zunehmend am reflektierten Praktiker (Donald Schön) ausrichten und nicht – wie früher oft geschehen – an quasi-wissenschaftlichen Inhalten, mit deren Vermittlung man die  „Professionalität“ zu steigern versuchte. Hier müssen wir diskutieren! 

Warum nun „Breakthrough“? Ich hatte in der Vergangenheit mal geschrieben, dass „es schwieriger ist, aus dem Nichts einen Punkt zu machen, als aus einem Punkt einen bunten Ballon“ – eine Metapher für die Schwierigkeit des Anfangens. Ich denke, wir sind beim Punkt angekommen, also dort, wo die Pflanze den harten Betonboden „durchbricht“. Hinter diesem Durchbruch warten freilich neue, andere, eher politische Herausforderungen. Aber ich bin mir sicher, dass wir diese zusammen mit starken Partnern meistern werden.

Der Fußball ruft

Es war 2009, also ich zum ersten Mal die Idee von edubreak und unsere noch jungen Erfahrungen im Tischtennis einer Arbeitsgruppe aus dem Fußball vorstellte (Veröffentlichung). Damals erntete ich zwar Anerkennung zu dem, „was man da in einer anderen Sportart macht“, aber es hatte keinen weiteren Effekt. Man wollte unter sich bleiben.

2015 sieht das anders aus. Durch Anregung von Kollegen aus dem Tischtennis ist Wolfgang Möbius auf unsere Arbeit aufmerksam geworden. Er ist Leiter Qualifizierung beim Deutschen Fußball Bund und hat ein ganz besonders Ohr für didaktisch motivierte und fundierte Innovationen. So sind wir ins Gespräch gekommen und dabei blieb es nicht.

Auf seine Einladung hin konnte ich am 02. Dezember in der Sportschule Koblenz ein Referat mit dem Titel: „Trainerbildung 2.0 – Generation Z und die Folgen für das Bildungsmarketing“ halten. Anwesend waren die Bildungsverantwortlichen aus den Bundesländern sowie DFB-Kollegen aus den Bereichen Medien, Geschäftsführung und Presse.

Wie immer, geht es mir bei meinen Referaten um einen Neuansatz für die Trainerbildung im Sport, an dem ich deshalb ein „2.0“ hänge, weil sich diese Neuerung auf die zeitliche Struktur, die Didaktik, die Technik und die Verbindung zum organisationalen Lernen beziehen. Der „Ruck“ hat also viele Richtungen, die wir alle gleichzeitig im Blick haben müssen, wenn sich (nachhaltig) was bewegen soll. Die Überlegungen zur Generation Z waren eher kursorisch geraten und auf Entwarnung getrimmt, denn es gibt meines Erachtens keine ausreichenden Grund dafür, diese Generation als „besonders“ zu behandeln.

Voraussetzung für diese Entwarnung ist allerdings, dass wir bei unserer Bildungsarbeit die Bildung radikal ins Zentrum stellen, TrainerInnen also dabei unterstützen, sich und ihre Sportart zu entdecken. Dass wir dabei die digitalen Medien zur Selbstbeobachtung, Kommunikation und Kollaboration auch außerhalb der Präsenz nutzen, sollte das Normalste der Welt sein. Sicherlich gilt aber auch: Von der einfachen Kommunikation via WhatsApp zu tiefen Lernprozessen ist es freilich noch ein Weg, den wir zusammen mit „den Jungen“ gestalten sollten.    

Am Ende kann gelungene Bildungsarbeit so aussehen wie hier beim TTVN (Video SommerCamp 2015): Da wirken Generationen von X bis Z zusammen und TrainerInnen, JugendleiterInnen sowie Freiwilligendienstler ziehen an einem Strang. Wenn wir am Ende solche „dichten“ Bildungserlebnisse in Facebook oder Instagram einbringen und teilen, umso besser. Kurzum: Lasst uns Bildungsmarketing von den Bildungserlebnissen her denken, dann wedelt der Schwanz auch nicht mit dem Hund.

Wie wollen wir leben, sagen wir 2030?

Vorgestern abend war ich auf Einladung von Andreas Hebbel-Seeger in der Macromedia Hochschule hier in Hamburg. Geboten wurde der Film „GOLD: Du kannst mehr als du denkst.“ Der Film kam schon 2013 in die Kinos und erzählt die Geschichten dreier behinderter Sportler. An sich geht es nur um eine Geschichte, nämlich die, wie Sport unser Leben verändert. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, mit einem der drei Autoren zu sprechen, klasse!

Ich habe mich auf den Film sehr gefreut, wahrscheinlich, weil mir 2013 Thomas Beyer diesen sehr ans Herz gelegt (und ich es immer noch nicht getan hatte) hat und weil sich hier offenbar jemand vorgenommen hatte, die Kernidee des Sports, das „Über-sich-Hinauswachsen“ einzufangen. Seit der Lektüre von Sven Güldenpfennigs Büchern ist mir das bewusst(er) und ich freute mich darauf, diese Kernidee durch die Brille der Behinderung anzuschauen.

Ich kann also gar nicht sagen, was es war, das mich während und nach dem Film stutzen ließ. Hatte ich nicht gerade gesehen, wie drei Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ihre körperlichen Handicaps scheinbar hinter sich ließen? Der blinde Läufer, der im Zieleinlauf seinen Guide hinter sich herzog (nicht umgekehrt!), die gelähmte Schwimmerin, die wie ein Pfeil durchs Wasser schoss, der Mann ohne Beine, der zur raschen Fortbewegung seinen highspeed-Roller oder seine Hände benutzte und dabei nie Zweifel an seiner Ganzheit ließ. Es war nur eine Kleinigkeit, die mich störte: Die Geschichten wurden vor dem Hintergrund eines Rehabilitationszwecks erzählt, d.h. Sport wurde hier für die (mentale) Genese in Anspruch genommen: Und genau dieses Moment widersprach dem Kernkonstrukt der Selbstzweckhaftigkeit, einem Definitionsmerkmal meines (bisherigen) Sports.

Aber darum ging es im Nachgang des Films, im Gespräch mit Autor/Produzent Andreas F. Schneider, nicht mehr. Vielmehr redeten wir über das, was der Sport generell für Gesellschaft und humane Existenz beitragen könne. Sein Film wolle ja genau dieses Potenzial zum Ausdruck bringen: Finde das „Gold“ in dir, das dich alle Grenzen überwinden lässt. Sport in diesem Sinne ist Bewusstseinsarbeit im Medium der körperlichen  Bewegung.

Dann ging es ganz schnell um ein Thema, das alle Hamburger (nicht nur die) umtreibt: Das Referendum am Sonntag, das Ja oder Nein zu Olympischen Spielen in Deutschland. Andreas F. Schneider zeigte nun auf einen Punkt, der mir neu war: Im Zuge eines Zuschlags ginge es eben nicht nur darum, „Stadien und Brücken“ für den Sport zu bauen, sondern im Rahmen eines Projekts zur Stadtentwicklung zu zeigen, wie „wir in Zukunft zusammenleben wollen“: Junge und Alte (10% unser Gesellschaft wird 2050 über 80 Jahre alt sein), unterschiedliche Nationen und Sprachen, Behinderte und Nicht-Behinderte. Unterm Strich ginge es darum, durch das Hamburger Brennglas der ganzen Welt zu zeigen, wie man Inklusion zu Ende denken kann. Die Olympischen Spiele sind in diesem Zusammenhang Bedingung der Möglichkeit (1 Milliarde Euro Investition) und der Sport eine Metapher für eine Kultur der „Berührung“.   

Bum! Andreas hatte mein kleines Kartenhaus gesprengt. Zwar wusste ich bereits von der Dekadenstrategie 2020, aber mir war dieser große Bogen von Sport-Berührung-Inklusion mit der Leitfrage: Wie wollen wir leben? bei all dem kleinteiligen Alltagsgeschäft abhanden gekommen. Danke dir Andreas!

Und Sonntag? Dann denken wir darüber nach, wie wir leben wollen. 

Ghostthinker wird 10

Als ich 2004 meinen „Doktor machte“, hatte ich die Wahl, entweder an der Uni in Richtung Habilitation weiterzumachen oder einen Neuanfang auf fremdem Gebiet, dem der Selbständigkeit. Ich entschied mich für das Neuland, im Kern aus Neugier. Anfang 2005 wurde die Ghostthinker GmbH gegründet. Digitale Bildung mit Beratungsleistung und Medientechnologie war die Losung.

Zusammen mit dem nunmehr siebenköpfigen Team haben wir am Freitag unsere zehnjährige Entwicklung gefeiert und zur Feier auch eine erweiterte Runde der edubreaker eingeladen. „Feiern“ heißt: Neben Essen und Trinken haben wir einen Blick auf die Geschichte von edubreak geworfen, wir haben Workshops zu alten und neuen edubreak-Formaten angeboten und wir haben einen Blick in die Zukunft mit App & Co gewagt (Live Kommentierung), die schon am selben Tag ausprobiert werden konnte.

Der Dank an dieser Stelle geht an viele Seiten: An das gesamte Ghostthinker-Team (Rebecca, Ines, Stefan, Sergej und Bernhard) für die Lust an der Eigenleistung in den letzten Jahren, insbesondere an Johannes Metscher, mit dem ich das Steuer in der Hand halte, an alle edubreaker dieser Welt, die uns und unsere Dienstleistung rund um Social Video Learning vertrauen, besonders an Markus Söhngen, der uns seit den ersten Stunden unterstützt und schließlich auch an Gabi mit ihren Doktoranden (Tamara, Marianne, Wolf), die wichtige Impulse für die Weiterentwicklung beisteuerten.

Man soll ja innehalten: War es gut? Was wird? Ja, es war gut. Sehr intensiv in allen Facetten, die man sich denken kann: Ideensprudel, schlaflose Nächte, Reisen bis ins weite Ausland, Aushandlungsprozesse zwischen den Ghostthinkern, tausende Menschenkontakte zwischen Sport und Wirtschaft, Denken und Handeln in Tasks & Timelines, Preisgewinne und Preisfragen und immer wieder die tägliche Herausforderung: Was ist wichtig(er)?

Die Zukunft ist sicherlich eines: „sportlich“. Sportlich im inhaltlichen Sinne, da wir uns ganz wesentlich um die digitale Bildung im Sport kümmern. Sportlich im übertragenen Sinne, da wir im Ghostthinker-Modus an unsere Grenzen gehen und dabei auch andere gesellschaftliche Felder wie die Wirtschaft beackern. „Beackern“, ja eine schöne erdige Metapher für das, was wir tun: im Kern Kulturarbeit mit dem reflexiven Potenzial von (360)Video, sychroner und asychroner Videokommentierung und finalen Videodialog, um die Blicke der Menschen zu verschränken. Das hat doch Zukunft, oder?

Deutscher Schwimm Verband e.V. – Jahrestagung als Blended Conference

Gestern war ich auf Einladung von Axel Dietrich als Referent auf der dsv-Jahrestagung. Die Tagnung war als Blended Conference organisiert und ich habe passend dazu einen Vortrag zu „Blended Learning“ gehalten – mein Titel: „TrainerBILDUNG neu denken!“. Es ist ja mittlerweile ein Referat mit vertrauter Struktur: Herausforderungen im Sportverband, Blended Learning, kompetenzorientierte Aufgaben, Lernwerkzeuge, Assessement, Community-Austausch über Grenzen, Lernphilosophie und Werte. Das Interessante ist aber, dass der Vortrag bei verschiedenen Zuhörern doch immer wieder andere Diskussionsschwerpunkte erzeugt: Mal sind es Nachfragen zur Technologie, mal zum Assessement, mal Finanzierung. Gestern beim DSV Verband hatte ich den Eindruck, dass es vor allem um die Lernkultur ging: Wo anfangen, wenn es so ist, wie es ist, um zu werden, wie es sein soll?

Mir geht es in diesen Vorträgen nicht um eine ausgewogene Darstellung von Lernansätzen und Werkzeugen mit wissenschaftlicher Neutralität. Vielmehr möchte ich zeigen, was wünschenswert und machbar ist, wenn man sich das „Beste für seine Sportart“ wünscht. Ich bekenne mich zu unserem Lehr-Lern-Ansatz mit Videoschwerpunkt, der ein aktives, reflexives und soziales Lernen mit Feedback einfordert, was aufwändig ist, klar! Aber wo soll die neue Qualität denn herkommen, wo der „Ruck“ für das Sportsystem inmitten des Ehrenamtes, wenn nicht von engagierten Bildungsverantwortlichen?    

Im nachträglichen Gespräch mit Vizepräsident Vico Kohlart wurde deutlich, dass es im Sport nicht an guten Idee mangelt – viele sagen: „Gute Idee, aber ICH kann sie leider wegen x nicht umsetzen“. Es fehlt an Menschen, die sagen: Ich kümmere mich jetzt darum, an allen Widerständen vorbei, über Jahre! Ich erinnere an Günther Duecks Buch „Das Neue und seine Feinde“. Na ja, vielleicht ist es 2015 nicht mehr ganz so schwer wie 2005; heute haben wir Technologie, Didaktik und konkrete Vorgehensmodelle (vgl. auch DOSB-Bildungsnetz), die man zwar nicht einfach kopieren, aber gut und gerne kreativ anpassen kann.

Was folgt jetzt daraus für den DSV? Ganz sicher die zweite Online-Phase der Jahrestagung, in der die Teilnehmer ihre Reflexionen zu Blended Learning aufs Papier, pardon, in den Blog bringen. Zudem wird ein Video zur methodischen Ausbildung in den edubreakCAMPUS zur Kommentierung hochgeladen. Fazit: Man steckt schon mittendrin im Thema, reflexiv und das ist gut so.

 

Bildung ist kein Maßstab

Am Donnerstag war ich auf der Themenkonferenz der DOSB- Führungsakademie „Kompetenzorientierung und digitale Medien“ im schönen Köln (Sportmuseum). Zusammen mit der ehemaligen Nationaltrainerin Dafni Bouzikou und Prof. Ralf Sygusch von der Universität Erlangen Nürnberg sowie Markus Söhngen vom TTVN konnte ich mich mit einem Impulsreferat zu digitale Medien einbringen.

Auf dieser Tagung wurden die bisher für den Sport isolierten Themen „Kompetenz“ und „digitale Medien“ erstmals explizit zusammengebracht. Mich hat überrascht, dass viele den Zusammenhang vorher gar nicht so gesehen haben (trotz Expertise), wahrscheinlich deshalb, weil e-Learning immer noch mit Klicki-Klicki und Technisierung verbunden wird.

Ich habe viele Interessante Perspektiven mitgenommen: Frau Dafni Bouzikou berichtete in narrativer Form von den Anforderungen im Spitzensport aus Trainersicht; wir mussten live aus dem Bericht auf Kompetenzen schließen diese (analog) taggen, sehr schön! Ralf Sygusch führte uns unter der Perspektive des Alligments ein und gab Einsichten in sein neues Kompetenzmodell sowie in Kriterien für lernförderliche Aufgaben. Ich bin bezüglich der Kompetenzeuphorie ja im Grundsatz skeptisch, sehe aber auch die Vorteile für DQR, curricularer Klärung (Bereinigung!) und „passgenaues“ Zusammenspiel mit den digitalen Medien (aktives, reflexives und soziales Lernen). Wir müssen halt sehen, dass wir den Blick für das Performantwerden (W. Sesink) schärfen, ohne zu viel Formalisierung ins System zu bringen (vgl. Bologna), die jede didaktische Phantasie und Motivation tötet. Und Markus? Er hatte sich insbesondere dem Thema Videoarbeit angenommen und konnte schön die unterschiedlichen Stufen und Tiefen aufzeigen. Mein Beitrag war eher „quer Beet“: kritischer Einstieg gegenüber zu überladenen Kompetenzdefinitionen, Beispiele für digitale Bildungsräume und Lernwerkzeuge, Hinweisen zum Dilemma „volle Lernpläne und Kompetenzorientierung“ und einer Notiz zur zunehmenden Verschmelzung von personaler-, technischer- und organisationaler Kompetenz.  

Gegen Ende der Tagung kam wieder einmal die Frage auf , ob die anschaulichen und positiven Erfolge beim Deutschen Tischtennis Bund denn auch irgendwie gemessen worden sind. Ja richtig, bei aller Euphorie vergessen wir das oft: Wie kann man die neue Bildungsqualität, z.B. für  Geschäftsführer, klar und eindeutig nachweisen? Herr Sygusch sagte dann dankenswerter Weise, dass man Bildungseffekte in solch komplexen Szenarien heute noch nicht messen könne. Ja, Bildung und (Ver)Messung, die alten Pole. Bildung ist kein Maßstab.

 Aber wir brauchen eine Antwort. Antwort auf die Frage eines Geschäftsführers, ob sich der Aufwand im Sinne von Kapitaleinsatz, Personenkosten und Koordinationskosten in der Organisation lohnt, d.h. ein nachweisbarer und langfristiger Nutzen auf personaler und organisationaler Ebene entsteht. Und es wäre auch gut zu wissen, wie groß die Ausfallkosten des Nichthandelns sind. Vielleicht ist „e-learning“  ja oder nein dann auch gar nicht die richtige Fragestellung. Vielleicht besser: An welchen Stellen und in welcher Qualität können digitale Medien die Wissens- und Lernprozesse in der Organisation verbessern? Und zwar von der Aus- und Weiterbildung, über das Projektmanagement bis zur Vernetzung von bisher getrennten Arbeitsgruppen. Am Ende werden nicht nur Personen kompetent, sondern die Organisation als Ganzes.

Auf nach Hamburg!

Wir räumen aus. So ein Haus ist groß und jedes Zimmer trägt mindestens eine Geschichte in sich, die noch einmal erzählt werden will. Ehe man geht. 

Ich verlasse mit Familie das schöne Bayern. Ja, schön war es hier im Münchener Süden: Fernab vom Stadttrubel, der See in nächster Nähe, die Berge eine gute halbe Stunde entfernt, vertraute Freunde und die Schwiegereltern in Rufweite. Lieblich.

Und nun Hamburg: Mittendrin, in einem Kulturmeer, Amrumer Strand nicht weit, eine tolle Uni mit bemerkenswerter Hochschuldidaktik ;-), Sportbegeisterung, fast olympisch; nur Berge gibt es keine, Hügel vielleicht.

Ich fahre mit Vorfreude, trotz Wehmut. Nach 15 Jahren Süden darf es der Norden sein, die Kölner Mitte hatte ich schon. Hamburg kann viel, sagen fast alle die ich kenne: Unser Eismann aus Texas, der dort aufwuchs. Christine aus England, die dort studierte und unsere ehemaligen Nachbarn: „Eine wunderschöne Stadt“ sagen sie.

Mich selbst verbindet mit Hamburg nicht so viel, aber das wenige ist vielversprechend: Erinnerung an interessante Tagungen, freundschaftlicher Austausch mit Andreas Hebbel-Seeger über fast ein Jahrzehnt und chinesische Versuchungen mit Thomas Beyer mit ganz großen Ideen, die in fast keine Hose passen. 

Ab morgen also Hamburg. Wir werden die Stadt entdecken, Schritt für Schritt. Zu aller erst durch Landspaziergänge, um die Stadt herum, am Ende durch Besuch der Philharmonie, vielleicht. Und dazwischen? Da ist genug Raum für das Erlernen des Hamburger Dialekts jenseits von Moin Moin ;-). 

Echt anstrengend, aber cool!

Am Montag und Dienstag war ich zusammen mit David Schlichter (Augsburger Filmemacher) in Hannover, um am Sommercamp 2015 des Tischtennis-Verbands Niedersachsen (TTVN) teilzunehmen (vgl. Pressemeldung des TTVN).

Markus Söhngen und Team veranstalten dieses sehens- und erlebenswertes Sportcamp der besonderen Art seit 2003. Dort kommen Kinder, Jugendliche und Trainer rund um den Tischtennissport zusammen und verbringen eine Woche mit Vorhand, Dribbeln, Springen, Grillen und schönem Abendprogramm. Nun kann man sagen: „Camp kennen wir“. Doch dem ist mit Sicherheit nicht so! 

Auf dem Sommercamp des TTVN kommen ca. 100 Kinder und Jugendliche aus allen Leistungsstufen zusammen, und dann geht es eine Woche um Sport & Spiel. GLEICHZEITIG sind aber auch Trainer, Sportjugendleiter und (Bundes-)Freiwilligendienstler vor Ort, um sich mit und durch die Kinder fortzubilden. 

So sitzen die Trainer z.B. abends ganz klassisch im Seminarraum und hören ein Referat über Krafttraining bei Jugendlichen. Am nächsten Tag müssen sie das neu erworbene Wissen anwenden und ggf. wenig zielführendes Trainerwissen – unter freundlicher Beobachtung von Kollegen und Videocam – über Bord werfen.

Und so geht das in einem fort: Sportjugendleiter planen in Seminaren ganze Bildungsreisen, kleine Spiele oder Abendprogramme. Die Anwendung „live am Fall“ folgt der Planung, ehrliches Kinderfeedback inklusive.

So ein Gewusel aus Kindern, Jugendlichen, Trainern, Organisatoren, Sportjugendleitern und Freiwilligendienstlern ist bunt! Passend dazu sind die Gruppen durch bunte Trikotfarben voneinander geschieden, was für Ordnung sorgt. In der Halle sieht man aber wieder bunt zusammengewürfelte Gruppen, die freudig einem selbst erfundenen Sportsinn folgen.

Und wie wird das Ganze organisiert? Ca. sechs Monate vor dem Sommercamp treffen sich dezentral 20 Organisatoren (ca. 50% Männer) im edubreakCAMPUS, um sich anhand der Blog-Reflexionen aus dem letzten Jahr auf das neue Event vorzubereiten. Dabei wird Bewährtes weitergedacht und Neues gemeinsam ersonnen. Kommentare und Re-Kommentare machen eines sichtbar: Hier stimmt man sich ab! Das ist effizient und macht Spaß, so der einhellige Ton.

David und ich fahren mit ca. drei Stunden Videomaterial nach Hause: Videomaterial aus Spielszenen, Interviews ebenso wie informelle Perspektiven. Wir werden die nächsten Wochen sehen, wie sich das im Kopf von David zu einer Dramaturgie verdichtet und zu einem Film wird. Zumindest eines der Kinder wusste schon, was die Botschaft des Filmes sein wird: Echt anstrengend – so ein Sommercamp -, aber cool!