Pathologie der Reflexion

Ich erinnere mich an schöne Sommertage, an denen ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Wenn die Luft im Stehen flimmert, dann macht der kühle Wind während der Fahrt besonders Freude. Manchmal, aber nur manchmal, erwische ich mich bei der reinen Unvernunft, dann wenn ich die Augen schließe, den Kopf in den Nacken fallen lasse, die Hände vom Lenkrad nehme und sie in die Horizontale strecke, wenn ich die angenehme Kühle auf der Haut und den Wind in den Haaren spüre. Dann verschmelze ich für einen kurzen Augenblick mit der Situation, meine sonst so rege arbeitende Ich-Instanz macht die Augen zu, Beobachter und zu Beobachtendes fällt in Eins. Ich „erfahre“ mich. Erst im Nachgang stelle ich fest, wie dumm es war, einfach die Augen zu schließen, es hätte was passieren können, ein Hund , ein Auto, ein Stein. Doch dann werfe ich meiner Kontrollinstanz einen frechen Blick zu und sage: … es war schön und ich tue es wieder.

Warum schreibe ich sowas? Vor zwei Tagen hatte ich ein gutes Gespräch mit Alex Florian und Tobias Jenert über „den Hintergrund des Seienden“, also ein Gespräch quer Beet und gar nicht so schwer wie es klingt. U.a. haben wir über die Grenzen von Reflexionen im Hochschulkontext gesprochen. Gegenwärtig hat man ja den Eindruck, als ob die technologiegestützte Reflexion via Blog, Portfolio etc. die Erfindung des neuen Jahrtausends ist, mit dessen Hilfe „alles besser wird“. Mit Tobias war ich mir dann auch schnell einig, dass die permanente Anstiftung zur Reflexion bei Studierenden auch! kontraproduktiv sein kann, weil zu viele und andauernde Reflexionen lähmend wirken – in diesem Zusammenhang fiel das sicherlich nicht ganz passende Stichwort „Pathologie“, also für unsere Belange ein krankhaftes Bewusstsein, das gar nicht mehr in der Lage ist, „bei der Sache zu sein“ und sich „ganz auf die Sache“ einzulassen. Was heißt das? Es kommt vor, dass Studenten/Innen – gerade in den beschleunigten und verdichteten BA/MA Studiengängen berichten, dass sie allerlei Dinge machen, aber wenig erfahren haben. Trotz guter oder bester Noten, trotz einem Berg von Hausarbeiten und Referaten und universitären Projekten will sich eine tiefe Befriedigung, ein Gefühl von „gemachter Erfahrung“ und damit auch Gelassenheit nicht einstellen, warum nur? Ich weiß darauf auch keine schnelle Antwort, aber es hat, glaube ich, etwas mit dem zu tun, von dem ich eingangs berichtete: Haare im Wind und verschmelzen mit der Situation.

Mir schießt bei diesem Thema F. Nietzsche durch den Kopf, seine „Zukunft der Bildungsanstalten“ sind immer noch zeitgemäß, meine ich. Nietzsche beschreibt hier seine „Studentenzeit“: (…) Wir versetzen uns in mitten in den Zustand eines jungen Studenten hinein, das heißt in einen Zustand, der, in der rastlosen und heftigen Bewegung der Gegenwart, geradezu etwas Unglaubwürdiges ist, und den man erlebt haben muß, um ein solches unbekümmertes Sich-Wiegen, ein solches dem Augenblick abgerungenes gleichsam zeitloses Behagen überhaupt für möglich zu halten. In diesem Zustand verlebe ich, zugleich mit einem gleichaltrigen Freund, ein Jahr in der Universitätsstadt Bonn am Rhein: ein Jahr, welches durch die Abwesenheit aller Pläne und Zwecke, losgelöst von allen Zukunftsabsichten, für meine jetzige Empfindung fast etwas Traumartiges an sich trägt, während dasselbe zu beiden Seiten, vorher und nachher, durch Zeiträume des Wachseins eingerahmt ist. (…) [F. Nietzsche, dtv, 1988, 652f.] „Sich-Wiegen“, „zeitloses Behagen“, „Abwesenheit aller Pläne und Zwecke“ … das liest sich in der Tat wie aus einer anderen Zeit, vielleicht auch wie aus einer anderen Welt.

Nur, was hat das alles mit „Reflexion (2.0) an Hochschulen“ zu tun? Mit der Frage, ob wir heute technologiegetrieben zu viel und über wenig Ertragreiches reflektieren oder genauer, einen zu eingeschränkten Reflexionsbegriff haben, der die unterschiedlichen Qualitäten der Erfahrungen, die wir als Menschen! potentiell machen können, nicht berücksichtigt. Ich weiß auf diese Frage auch keine schnelle Antwort, mich interessiert erst einmal das Phänomen auch wenn es nur Einzelbeobachtungen sind. Was aber auffällt ist, dass junge Studenten/Innen heute mit überschwänglicher Euphorie mit der Idee der Selbststeuerung konfrontiert werden, alles unter dem gut begründeten Dach des Lebenslangen Lernens. Selbststeuerung greift im Kern auf die oben angesprochene Reflexion zurück, die wiederum (in der aktuellen Lesart) auf metakognitive Steuerungsprozesse fußt: Ziele setzen können, Lernprozesse alleine oder in der Gruppe beobachten und steuern, Lernziele bewerten und Schlussfolgerungen für das weitere Lernen ziehen können. Man merkt schnell: Die aktuelle Reflexionsdebatte mit dem metakognitiven Steuerungskonzept im Schlepptau läuft Gefahr einen Erfahrung-Begriff zu favorisieren, der wenig Raum für Vorsprachliches und Ästhetisches hat.

Vorsprachliches und Ästhetisches? Ja, sicher! Worin liegt dann aber der Wert, gar der „Bildungs“-Wert einer solchen Erfahrung, die nicht immer in Gänze der Reflexion zugänglich ist? Folgt man den phänomenologischen Analysen (z.B. Schmidt-Millard, 1995), so sind solche Erfahrungen nämlich „die eigentlichen Fundamente im Weltbezug und konstituieren ‚das leibliche Selbst‘.“

„Leibliches Selbst“: Ich bin noch nicht soweit, dass ich den Zusammenhang von Erfahrung, Reflexion und eben das genannte leibliche Selbst genau vor mir habe, aber ich bin zuversichtlich, dass die eingangs geschilderten „Sinneserfahrungen“ und die im Nachgang reflexiv-rekonstruierten ästhetischen Zuschreibungen etwas damit zu tun haben. Hier aber noch mal die Frage: was ist der Bildungswert? Der liegt wohl darin, dass ich sagen kann, ICH habe das ERLEBT, ich BIN das ERLEBTE, ich habe ES sozusagen „im Blut“. Damit wird eines klar(er): Wer das sagen kann, der hat ein Stück Gelassenheit gewonnen, einen STANDPUNKT. Ich meine, wer „feste Persönlichkeiten“ für ein einigermaßen hartes Arbeitsleben nach dem Studium heranbilden möchte, der kommt an diesen Standpunktfragen mit einem weiten Erfahrungsbegriff und entsprechenden Möglichkeiten in der Hochschule nicht vorbei. Dahinter steckt eine entsprechende Reflexionskultur, die bewusst auch außerreflexive Erfahrung zulässt und fördert, beispielsweise im Spiel oder der schöpferischen Arbeit. Dass das alles nicht so schwer ist wie es klingt, sollte weiter oben deutlich geworden sein: … „es war schön und ich tue es wieder“, darüber kann man ja mal ordentlich „reflektieren“.

Leartec 2008 – ich sehe „Bewegung“

Ich bin gerade auf der Learntec 08 und habe meinen Marsch durch die Shops hinter mir. Ich geben zu, ich bin übermäßig und vielleicht auch ungerechtfertigt skeptisch, wahrscheinlich wegen des Verkaufsmodus, der in der Luft liegt. Aber nun gut. Gegenüber 2007 ist mir noch kein Ausreißer aufgefallen, viele Plattformanbieter, rapid-learning, Simulationsangebote von der BW, Videoanwendungen jetzt auch auf dem Mobile, eine gut besuchte health care Ecke. Also, alles beim Alten? Nein!!! Es gibt was Neues, Nintendo ist da und ich habe zum ersten mal Wiisports gespielt. Das war klasse und ich war in der Tat verschwitzt. Verschwitzt??? Gar Muskelkater durch Medieneinsatz? Ja, die Bewegung ist eine neue Dimension hier in Karlsruhe, aber eben nur bei Nintendo. Ich habe die Betreuerdame am Ende gefragt, was ich nun denn gelernt habe. Sie hat den Scherz (l e a r n tec) gar nicht recht verstanden und versicherte mir: die Spielregeln. Also, bis jetzt war der Wii Bus (alleine das Format fällt auf, weg von den Ständen) der Höhepunkt.

Lehrertagung: Workshop in Dillingen

Am Fr/Sa waren wir in Dillingen auf der Lehrertagung „Netzwerkbildung und Wissensteilung – Schule als Learning Community“. Es waren aus meiner Sicht tolle und gut organisierte Tage, in denen eine Stimmung auf „mehr Community bitte“ aufkam. Für mich als Analogiefan war der Vortrag von Herrn Professor Doebli aus der Schweiz sicher das herausragende Ereignis – selten kommen Leichtigkeit, Witz und ordnende Botschaften so gut zum Ausdruck.

Da sich zu meinem Workshop (Schulsport 2.0) im Vorfeld wenig Begeisterung auftat ;-), wurde ich kurzerhand zu Herrn Rau eingeteilt. Man kennt Herr Rau von seinem Lehrerblog, mir spukt er mittlerweile als Marke im Kopf herum, ähnlich wie Puma oder Persil und nicht als normale Anrede für eine männliche Person, irre, alles „wegem! dem Internet“. Ich war angenehm überrascht, als ich ihn getroffen habe. Den Workshop selber (Wikis und Blogs) fand ich interessant, gerade wegen der Offenheit der Veranstaltung. So kamen wir auf recht viele Themen zu sprechen, angefangen von der Angstecke (Rechte, Gefahren etc.), über Unterrichtspotentiale und konkrete Umsetzungen bis zur Motivationsfrage, warum führe ich ein Blog. Mit meinem Minivortrag kam ich (für mich überraschend) gut „weg“. Der Zusammenhang von Sport/Bewegung und Reflexion bzw. auch Sprache liegt nicht auf der Hand. Recht wahrscheinlich werden wir nun auch im Kontext Schule einen Piloten anlaufen lassen können.

Fazit zur Veranstaltung: Mir ist vor allem wieder bewußt geworden, dass der ganze Web 2.0 Summs (damit meine ich im Kern technologiebasierte Veränderung der organsiationalen Lernarchitektur und des Lernprozesses) eines braucht: Zeit. Und genau diese finde ich in den gegenwärtigen Bildungsinstitutionen immer weniger. G8, Bologna sind nur Stichworte. Und an dieser Stelle empfand ich einen Vorschlag oder besser Erfahrungsbericht eines Lehrers sehr bemerkenswert. Er hat sich das Lehrplansoll in eine Projektstruktur umgeschrieben (8 Pakete) und hat in diese Projektstruktur die Bildungstechnologien eingebunden. Innerhalb dieser neuen Struktur konnten dann Prozesse wie "Schülerbegeisterung", "geringe Kontrollkosten", "Eigenmotivation", "Lehrer als Coach", "Produktorientierung", "lief alles wie von selbst" beobachtet werden. Ja, das "lief wie von selbst" hört sich gut an, was? Stimmt aber nur zum Teil, weil die Entwicklunsgkosten für die Konzepte groß sind, aber die Betriebskosten, eben die sind "fast gleich null". Deshalb: a) Mehr systematische Projektstrukturen im Unterricht (d.h. auch weniger Pflichtinhalte sondern Primat des Prozesses), b) Mehr Austausch von Unterrichtskonzepten auf genau dieser Projektbasis!, in diesem Sinne eine Wiederverwertbarkeit von Lern-Lernkonzepten. Ich meine, wenn man die Energiebillanz der Lehrer nicht im Blick hat – zentral im Blick hat – dann werden sich die neuen Technologien nie flächendeckend durchsetzen. Und wenn wir über den Einsatz der Technologien im Unterricht reden, dann könnte man das doch mal vor dem Hintergrund einer persönlichen "Energiebillanz" des Lehrers tun, d.h. Ressourceneinsatz (Zeit, Material, emotionale Energie etc.) und persönliche Gewinne (Zeit, Qualität, Selbst- und Fremd-Anerkennung, innere Gelassenheit) auseinanderhalten. Nur wer noch "Energiepunkte" frei hat und/oder sich auf baldige "Gewinne" freuen darf, wird sich auf die neuen Technologien nachhaltig einlassen.

Sport ohne Doping

Gestern war ich mit Johannes Metscher in Frankfurt am Main bei der Deutschen Sportjugend. Wir haben im kleinen Kreis über Möglichkeiten zur Anwendung von Web 2.0 Ansätzen für den Bereich Dopingprävention gesprochen. Das Thema Doping ist z.Z ja in aller Munde, nicht ohne Grund. Ich selber finde die Dopingproblematik höchst interessant, weil darin – wie soll ich sagen – die "Funktions"-Grenzen des Leistungssport im heutigen Sinne sichtbar werden. Das Thema umfasst mehrere in sich verschränkte Facetten und geht weit über den Sport i.e.S. hinaus. Mit etwas Sinn für Analogien ist es ja ein Problem unserer Leistungsgesellschaft schlecht hin, in der eine Ökonomie der Aufmerksamkeit ebenso regulierend ist wie bei Sportevents. Ich meine also, dass man beim Thema Doping im Sport sehr viel über Gesellschaftsmodelle, Menschenbilder und "Steuerungsmechanismen" von Organsiationen und Menschen lernen kann – im wahrsten Sinne ein klassischer Lerngegenstand. Ich werde in den nächsten Wochen darüber berichten, wie die Sache mit dem Doping weitergeht.

Pilgerreise und Neoreligion?

Gerade bin ich auf das Blog eines interessanten Menschen gestoßen – ein tüftelnder MedienPhilosophie- Theoriepraktiker :-), er heisst Felix Hardmood Beck. Er beschäftigt sich in seiner Diplomarbeit damit, eine "Pilgerreise in ein Digitales-Objekt zu übersetzen" und zudem die Rolle des Jakobsweges als Kommunikationsmedium zu Netzwerken wie dem Internet herauszuarbeiten. In der Summe also eine Arbeit mit historischen, philosophischen, medientechnischen Bezügen. Ins Auge fällt zunächst sein Teilprojekt GeoCane:

„Über eine Dockingstation können Zielkkoordinaten auf den GeoCane übertragen werden. Der Neopilger läuft los. Während des Weges zeichnet ein integrierter Microchip jede gegangene Wegstrecke auf, sodass man niemals über gleiche (also demnach bereits bekannte) Wege geleitet wird. Eine in Griffhöhe eingelassene Technik verweist durch leichte Vibration, als haptischer Display, auf eine zu gehende Richtung. Der Zielort bleibt dabei unbekannt und von weniger großer Bedeutung als der Weg an sich.“

Wenngleich dieses elektronische Werkzeug zu viele Anwendungen im Bereich Bewegung+Lernen inspiriert: den Theorieteil der Diplomarbeit finde ich auch sehr spannend. Ich werde es mir mal ausdrucken und lesen.

Stiftung für Entrepreneurship

In den Jahren 1998/1999 habe ich bei Hermann Rüppell in Köln – Professor für Pädagogische Psychologie – eine Arbeit über „Das (analoge) Denken von High-Tech-Gründern“ schreiben wollen. Leider oder Gott sei Dank ist daraus nichts geworden ;-). Jedenfalls habe ich mich damals auch mit dem Thema entrepreneurship education auseinandergesetzt und einige der in Deutschland stattfindenden Tagungen besucht. U.a. konnte ich Prof. Faltin von der FU Berlin hören, der mit großer Begeisterung – aber mit ganz wenigen Analogien :-( – seine Teekampagne vorgestellte. Mir hat an diesem Thema gleich gefallen, dass dabei eine wirtschaftliche Komponente mit einer genuin pädagogisch-psychologischen verknüpft wird und sich Faltin durch einen spezifischen Entrepreneurbegriff auszeichnete, der mehr an einem „Künstler“ erinnerte, als an einen zigarrerauchenden oder aalglatten Unternehmer. Mit diesem Unternehmertyp konnte ich etwas anfangen, weil das „Schöpferische“ bei ihm im Zentrum stand und Faltin ihn durch eine bestimmte Lebenshaltung eingrenzte. Auch wenn das für die „harte BWL“ alles Wischi-Waschi war und ist – für mich hatte der Berliner Ansatz Reiz und ich bin mir auch einigermaßen sicher, dass da etwas wahres dran ist. Nur kriegt man den Künstler weniger gut zu fassen als eine 1 Mill. Dollar Bilanz.

Angestoßen durch ein Skype-Telefonat mit Veronika Mansmann bin ich dann heute wieder auf die Internetseiten von Prof. Faltin gekommen und damit auf die Seiten der einigermaßen frisch gegründeten Stiftung für Entrepreneuership. Ich finde die Beiträge sehr interessant, viele junge Leute und auch verwegene bis lustige Ideen sind dabei. Wer will kann mal auf dem Stiftungsblog vorbeischauen, zumal sich hier auch einige Portalkollegen auslassen. Man hat den Eindruck, dass es in der Tat um künstlerische „Lebenshaltungen“ (siehe Vortrag entrepreneurial society) geht :-) … aber eben nicht bei allen Beiträgen.

2007 – Selektiver Jahresrückblick

Wenn man sich fragt, was im Jahr 2007 denn „so los war“ oder gar, was es „gebracht“ hat, bleibt die Antwort dünn. Sobald man aber Monat für Monat ins Auge fasst und dieselbe Frage erneut stellt, tauchen die Ereignisse auf, wie Luftblasen aus dunklen Gewässern.

In der Gänze betrachtet war 2007 für mich eine Wiederbegegnung mit dem Sport bzw. der Sportwissenschaft. Auf der Tagung in Ruit habe ich erstmals wieder Kontakt zu mehr oder weniger bekannten Menschen aus dem Umfeld des Sports aufgenommen. Besonders in Erinnerung ist mir der Vortrag von Bernhard Peters von TSG Hoffenheim dessen Botschaft war: das „moderne“ Training kommt ohne Reflexion und emotionale Kompetenz nicht mehr aus. Na toll! Dann bin ich hier richtig, sagte ich mir. Zudem habe ich auf dieser Tagung erstmals Christoph Igel kennen gelernt, mit dem ich mich seither ebenso gern wie fruchtbar austausche. Zwei offizielle Vorträge zum Thema Videoblog beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Frankfurt und bei der diesjährigen dvs Tagung in Hamburg boten mir erste Anker für die Formulierung einer „neuen“ Trainingsdidaktik, die ich gerne in Richtung „Sportdidaktik & Bildungstechnologie“ ausbauen möchte. In 2008 zeigen sich zumindest Möglichkeiten einer Weiterführung, einmal in Dillingen im Rahmen einer Lehrerfortbildung, evtl. bei der Tagung der Sportinformatik in Augsburg und bei der Tagung des Deutschen Sportlehrerverbandes in Köln. Mal sehen was „kütt“…

2007 war natürlich der Start für Tech Pi & Mali Bu! Ich habe ja im blog mehrmals über unsere beiden Freunde berichtet. Ja, ich erinnere mich, es war in einem Hotel in Bonn im Anschluss an eine Tagung „Web 2.0“ an der Gabi teilgenommen hat. Da haben wir zum ersten Mal Herrn Richard Heinen getroffen und ihm von Tech Pi & Mali Bu erzählt, ach was sage ich, wir haben Bilder gezeigt. Wir waren uns rel. schnell einig, dass wir daraus ein Projekt machen müssen. Workshops mit Grundschullehrern, Brainstroming, Konzepte, Verträge und der ganze Summs folgten. Herausgekommen ist die Umgebung auf der gleichnamigen Seite. Das Team das in den Monaten Mai bis Oktober zusammengearbeitet hat, war echt spitze! Selten macht arbeiten soviel Spaß. Im Oktober konnte ich das Konzept „Story Anchroed Curruiculum“ dann auch noch auf der Jahrestagung „Naturwissenschaft entdecken“ vorstellen. In 2008 wollen wir die Umgebung in Richtung „web 2.0“ aufbohren, auch darauf bin ich gespannt, vor allem deshalb, weil ich neugierig darauf bin, wie die Grundschüler mit dem aktiven Part zurechtkommen und ob es ihnen den Lehrern etwas taugt.

Natürlich denke ich auch an die vielen „kleineren“ Projekte (klingt niedlich, nicht?) – den Aufbau des Portals zum Persönlichen Wissensmanagement u.a. in Kooperation mit Gabi und Martin Eppler, die Entwicklung des Paedimed Portals (noch längst nicht fertig) und der damit zusammenhängenden Diskussion um eine rechte Gesundheitsdidaktik im Kontext von Hautkrankheiten und Sexualität bei Schülern etc. Narrationen spielen dabei eine große Rolle, sie sind im Grunde „querliegende Säulen“ bei all unseren Arbeiten. In diesem Zusammenhang sind auch wieder erste Überlegungen aktiviert worden, wie man das Thema Analogien neu aufbereiten kann, vielleicht unter einer web 2.0 Perspektive und speziell für die Zielgruppe Lehrer … aber hier fehlen uns noch die Sponsoren. Alles kann man nicht aus eigener Tasche machen.

Und was war mit Ökonomie und Bildung? Oh ja, … wir haben ja alle auf die Hamburger Tagung „beim Schulmeister“ hin gefiebert. Die Podiumsdiskussion wurde hoch angekündigt; das schmeichelt, sorgt aber gleichzeitig für eine nervöse Erwartungshaltung. Der Prozess zum fertigen Panel war wie immer etwas aufwändig (Konzept, Teilnehmern, Videos, Technik etc.), aber wenn das ganze mal steht und im Kasten ist, dann ist man froh. Das die Stimmen dieses Jahr durchwachsen waren ist schade, aber das liegt in der Natur der Sache. Ich hatte ja geschrieben, dass es 2008 „andere“ machen können … ja das gilt für die GMW Tagung in Krems. Ökonomie und Bildung wird sich 2008 zusammen mit der Hans Seidel Stiftung für eine Tagungsreihe „Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?“ engagieren. Die Workshopreihe ist für die Monate Juni, Juli August in Umrissen geplant und betrifft die Bereiche Kindergarten, Schule und Universität. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Mandl (LMU München) und Prof. Höfling (HSS) und in Zusammenarbeit mit Sandra Hofues (Ö+B, imb, Planungen) und Ulrich Fahrner und Tom Sporer (Ö+B, imb, Video) werden wir schon etwas auf die Beine stellen. Interessant dabei scheint mir die neue Perspektive: Ist Ökonomisierung ökonomisch?“ Also entweder ist das ein Widerspruch oder man redet von zwei verschiedenen Dingen oder man hat zwei unterschieidliche Bewertungsmaßstäbe. Jedenfalls soll 2008 der Dauerspagat von Ökonomie und Bildung (Spagat?) unter einer (aufgeklärten) ökonomischen Perspektive betrachtet werden.

So, das waren mal die offiziellen und nach außen gut darstellbaren Dinge. In 2007 sind natürlich auch Sachen passiert, die weniger schön waren, z.B. das mein Partner Christian Zange aus Ghostthinker ausgestiegen ist. Also er ist ja noch da, im Moment, aber er wird 2008 sein Glück in Afrika bei der Entwicklungshilfe suchen …und finden! Die Zusammenarbeit mit ihm war in den letzten 4-5 Jahren sehr interessant. Er hat das Profil von GT geprägt und durch viele Diskussionen rund „um den Globus der Ideen“ haben wir sicherlich mehr gefunden als neue Kontinente. Ich werde ihn vermissen.

Mit seinem Weggang haben wir uns bei GT nochmal auf die (vermeidlichen) Stärken konzentriert: herausgekommen ist ein stärkerer Fokus auf die Entwicklung von „neuartigen“ und „großartigen“ didaktischen Konzepten inklusive der technischen Entwicklung. Nicht als Ersatz für Christian, sondern sicherlich mit einem eigenen Anspruch wird Johannes Metscher das Team bereichern – nicht nur als Gesellschafter. Mit ihm habe ich schon seit 2005 zusammengearbeitet und als Multimediamann mit Blick für Didaktik und Kunden eignet er sich wunderbar für den gesamten Bereich Technologie, den er ab 2008 leiten wird.

Ja … dann. 2008, das olympische Jahr beginnt in ein paar Stunden. Soll der Trunk genauso gut schmecken wie der Weg dorthin.

Seminar „Asthma bei Kindern“

Im Kontext der von Ulrich Fahrner offiziell angebotenen Seminarreihe „Videoarbeit“ konnte ich im Semester 06/07 das Teilprojekt „Gesundheit“ anbieten (Seminarweblog). In einem eher projektorientierten Unterrichtssetting haben wir in einer kleinen Gruppe von 4 Studenten (Multimedia, MuKler) das Thema „Asthma bei Kindern“ fokussiert. Im Zentrum stand die Aufgabe, ein Präventions- bzw. Instruktionsvideo für Kinder zu drehen, indem Ursachen von, aber auch Interventionsmöglichkeiten gegen Asthma enthalten sind. Neu und herausfordert war, dass das Video „aus der Perspektive des Kindes“ entwickelt werden sollte, um möglichst große Akzeptanz- und Behaltenseffekte (evtl. auch Verhaltenseffekte) bei der Zielgruppe zu erzielen. Überraschend ist ja, dass viele Videos im Asthmabereich die Kinder ansprechen wollen, dabei aber recht häufig „Experten“ – also Erwachsene – zu Worte kommen. Uns war bewußt, dass ein „Kindervideo“ immer ein Spagat ist zwischen den Ansprüchen dieser Experten (richtige medizinische Informationen) und der Kinder, die primär Ansprachen für ihre diffusen Ängste (plötzlich Atemnot, Todesangst, nicht mehr spielen dürfen, Krank-Sein etc.) brauchen.

Das die Studiengruppe dieses Spagat sehr gut hinbekommen hat, wurde uns von zwei Experten des beta Instituts, u.a Herrn Andreas Podeswik bestätigt, den wir für die Abschlusspräsentation gewinnen konnten. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass der Ansatz zum kindgemäßen Video ausbaufähig ist und gerade auch für die Forschung fruchtbare Wege aufzeigt. So, hier geht es aber endlich zum Video, über Rückmeldungen freuen wir uns!

Tech Pi und Mali Bu: Erste Projektphase beendet

Am Freitag waren Johannes Metscher und ich in Bonn beim Verein Schule ans Netz. Dort haben wir zusammen mit dem Leitungs- und Qualitätsteam (Hr. Heinen, Rotter, Fr. Datz u.a.) einen Workshop zum Projekt Tech Pi und Mali Bu durchgeführt. Es ging im Workshop darum, die vergangenen 5 Projektmonate zu besprechen (Lesson Learned) und vor allem Perspektiven in Richtung „Web 2.0“ zu diskutieren. Dabei haben wir uns für die Möglichkeit begeistert, dass Kinder wie Lehrer in die Geschichte Kommentare einbringen und vor allem die Geschichte mit geeigneten Features weitererzählen können.

Mir gefällt das ganze Projekt deshalb so gut, weil (a) die Zusammenarbeit mit den Kollegen von Schule ans Netz konstruktiv verläuft, wir dabei immer wieder aufgefordert sind, uns in die Perspektive der Lehrer zu versetzen, (b) dass das Stichwort „Web 2.0“ aus der Perspektive der Grundschule beleuchtet werden muss (Was ist wirklich sinnvoll?) und (c) das Thema Wissensvermittlung gleichgewichtig neben Motivation und Begeisterung steht, was wir ja durch die Narration einlösen wollen. Ach ja, gerade der letzte Punkt scheint aufzugehen: die Kollegen aus der Schule berichten uns von ersten Einsätzen, dass die Kinder die beiden Figuren und die Geschichte intensiv aufgreifen und sehr bei der Sache sind. Und genau hier kommen viele Fragen auf: Nutzen die Kinder ihre Begeisterung dafür, sich intensiver mit dem Sachgegenstand (Klima, Regenwurm) auseinanderzusetzen? Stellen sie vermehrt und qualitativ andere Fragen? Können sie die wichtigen Merkmale zu den jeweiligen Themen auch längerfristig merken? Erzeugt die Geschichte einen mentalen Zusammenhalt in bisher fragmentierten Unterrichtseinheiten? Aber, bei aller Nutzererwartung … wenn die Kinder voller Neugier fragen, wann denn endlich die neue Reihe von Tech Pi und Mali Bu kommt, dann ist das schon toll. Begeisterung ist aller Anfang.

Unsere (allerersten) Erfahrungen stimmen uns also hoffnungsvoll. Mit einer Weiterentwicklung des Projekts könnten wir (a) das Thema „Partizipation“ im Kontext der Grundschule deutlicher profilieren, wobei dabei interessant ist, wie man das „altersangemessen“ macht und b) den oben genannten Fragen im Feld systematisch und wissenschaftlich in Zusammenarbeit mit dem imb nachgehen. Mal sehen ob sich Wege finden …. hier finden sich jedenfalls die URL zu Tech Pi & Mali Bu und ein kleiner Artikel für das Portal von Lehrer online.