Driver Instructor Education 2.0: Erster Workshop

Am 7. Januar 2010 hatten wir unseren ersten Workshop im EU-Projekt DIE 2.0. Vorangegangen waren viele Stunden zur Konzeption und Vorbereitung zwischen den Jahren. Zusammen mit dem Uniteam, bestehend aus Gabi, Tamara und Silvia sowie den Ghostthinkern haben wir ein modulares und mediengestütztes Grundkonzept für die praktische Fahrlehrerausbildung (Lehren Lernen) entwickelt. Modular deshalb, weil die Ausbildung selber sehr unterschiedlichen Standards folgt und man deshalb auf ein flexibles und bedarfsorientiertes Konzept achten muss. Am Workshoptag selber kamen alle Projektpartner sowie zwei Gäste/erweiterte Partner zusammen! Unser Workshop-Input wurde sehr engagiert diskutiert und um viele Praxisaspekte
bereichert. Nach ersten Rückmeldungen der Beteiligten ein guter Auftakt, was mich besonders freut, denn nicht immer ist die Zusammenarbeit zwischen Uni und Praxis so ergebnisorientiert. In den Folgetagen haben wir nun unserem Entwurf ein Redesign unterzogen, die Workshopergebnisse eingebunden und neu zusammengestellt. Die jetzige Vorlage dient als Basis für alle weiteren Schritte, d.h. der Technologieanpassung, der Entwicklung konkreter Instruktionshilfen, Untersuchungsdesign etc. In ca. 4-6 Wochen sollten die ersten Strukturen stehen. Ich befasse mich derweil immer noch mit Änderungsanträgen und Partnerverträgen, also Dingen, die eher gemacht werden müssen, als das sie Freude machen :-).

Implementation ist die Erzeugung eines neuen Kontextes! Jahresrückblick 2009

Gegen Jahresende versuche ich mich in einem Rückblick, was war 2009? Wenn ich meinen Blog so durchgehe, dann fallen drei Dinge auf: Konferenzen, gelungene Projekte und Diskursionsbeiträge im Blog "Gedankensplitter".

Ja, sicher das absolute Hightlight FÜR MICH war die Konferenz in Frankreich, auf der ich zum ersten Mal ein Referat auf Englisch gehalten habe, vor einem „echten“ internationalen Publikum. Neben diesem coming out hat mir dort die Stimmung gefallen, die einfach nur dann zustande kommt, wenn sehr verschiedene Nationen versuchen, Beiträge zu einem bestimmten Thema zu formulieren und dabei „Hände und Fuße“ benutzen.

Fest in Erinnerung ist mir die gesamte Antragsphase des EU-Projekts Driver Instructor Education 2.0. Ende 2008 hatte ich mir in den Kopf gesetzt, doch mal „einen EU-Antrag zu schreiben“. Das dies recht aufwändig ist, vor allem was die Akquise der Partner und die Beachtung aller Formalien angeht, hatte ich anfangs nicht so im Blick. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Ghostthinker wurde Projektträger, die Uni Augsburg wissenschaftlicher Partner und zusammen mit dem Europäische Fahrlehrerverband und drei Praxispartnern arbeiten wir ab Oktober 2009 an neuen Coachingmethoden, um die Fahrlehrerausbildung durch den gezielten Medieneinsatz zu verbessern. Dabei wenden wir u.a. Konzepte aus früheren Arbeiten an, z.B. das eSAMB/Uni . Zentral ist aber die Anpassung der Internet- und Videotechnologie (edubreak) für den neuen Kontext. Am 07.01.2010 veranstalten wir unseren ersten Workshop und ich bin sehr gespannt wie sich das vielversprechende Projekt entwickeln wird.

In die Linie erfolgreicher Projekte gehört sicher auch unser Sportprojekt. Zusammen mit dem TTVN, WTTV, DTTB und mit Unterstützung des DOSB-Innovationsfonds konnten wir 2009 das Konzept edubreakSPORTS weiter ausbauen und verfeinern. Vor allem konnten wir im Bereich des Feedbackmanagements, des Betriebsmodells und der länderübergreifenden Zusammenarbeit viele neue Impulse gemeinsam entwickeln, die die praktische Arbeit konkret bereichern. Dass dieses Projekt 2010 nun auch im DTTB in der A-Lizenz weitergeführt wird erfreut umso mehr. Im Rückblick wird klar, dass die Zusammenarbeit weniger als Medienprojekt, sondern vielmehr als  Organsiationsentwicklungsprojekt zu bezeichnen ist. Mit einem kleinen technischen Prototypen sind wir 2007 gestartet, entwickelt hat sich ein komplexes technisches System, ausgefeilte didaktische Szenarien, angepasste Elemente aus Qualitäts- und Wissensmanagement und sicher auch viel Know How bei den Praxispartnern, die das Projekt um viele innovative Gedanken bereichert haben. Durch die enge Partnerschaft mit den Praktikern ist so etwas entstanden wie eine „open innovation“. Man könnte sagen: Implementation ist die Erzeugung eines neuen Kontextes und nicht die Anwendung eines (am grünen Tisch gedachten) Prinzips.

2009 habe ich mich erstmals eingeklingt in die Diskussionen, die Peter Baumgartner in seinen Blog „verursacht“. Spannend fand ich die Beiträge zum Lebendigen (Grundlage: Christopher Alexander), zur Mustertheorie (Helmut Leitner) und in der Folge zu sog. Pattern (Christian Kohls), wobei mir die Frage wichtig war, ob Pattern Analogien sind, weil damit das Verhältnis von kreativem Entwurf und wiederkehrenden Muster besser zu fassen ist. Leider konnte ich bei der ersten Forschungswerkstatt die Peter zum Thema veranstaletet hatte nicht anwesend sein. So eingestimmt auf „steile“ Diskussionen, habe ich mich auch auf Peters Lesereise zu Latour eingelassen. Ich dachte anfangs, dass wir zu „Hunderten“ darüber reden werden. Doch zumindest haben sich im Netz nur wenige zur Formulierung ihrer Eindrücke, weiterführenden Gedanken oder Stimmungen bewegen können. Das liegt sicher auch daran, dass Latour recht sperrig zu lesen ist. Bei mir liegen noch ca. 100 Seiten vor mir und vielleicht schaffe ich diese ja über die Jahre, also bis Anfang 2010. Ich kann jetzt schon sagen: seit langen hat mich kein Buch mehr so gefordert. Der zusammenfassende Eindruck sollte in Peters Blog folgen.

Dank sei ausgesprochen für: Johannes Metscher (GT/Uni), der als Entwicklungsleiter bei Ghostthinker die technischen und didaktischen Ansprüche glänzend ausbalanciert, Stefan Hörterer (GT), der sich tief in den Code eingearbeitet hat und Ingo Haiges, der ab 2008 mit uns zusammen die Geschäftsentwicklung aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Perspektive vorantreibt. Natürlich darf in dieser Aufzählung Gabi nicht fehlen, die mir bei all diesen unsicheren Entwicklungen und Vorhaben zur Seite steht. 

Euch einen guten Rutsch und ein "multidimensional" gesundes 2010!

Weihnachtsknoten und die Frauen

Weihnachten kommt jedes Jahr mit Sicherheit und mit dem Fest der Baum und mit dem Baum die Aufgabe, Lichterketten anzubringen. Dafür bin ich zuständig. Und weil ich das bin, habe ich jedes Jahr ein Maleur, denn: Im Januar wenn ich die Lichterketten einpacke, stopfe ich sie ungeordnet in eine Box und genau diese Box – ach was ein Wunder – beschert mir im Dezember völlig verdrehte und zusammengeknotete Lichterketten.

Das ist eigentlich schon seit 25 Jahren so. Nun werdet ihr euch fragen: warum packt der gute Mann die Licherkette nicht ordentlich ein? Gute Frage, nächste Frage. Bisher habe ich das Problem immer so „gelöst“, indem ich den Lichterkettenball, den große Knoten, als Intelligenztest umdefiniert habe: Wo fange ich an, das Problem zu lösen, welche Strategien verfolge ich (lokal, global), wie oft wechsele ich meine Strategie, wie kann ich mich motivieren? So philosophierte ich heute beim Entwirren des Knotens wieder herum, sah im Knoten metaphorisch eine Art Lebensprinzip der „Verwicklung“ und in meinen unsystematischen Versuchen der Lösung ein generelles Problemlöseverhalten von Menschen, weit, weit (typisch Mann) über den Weihnachtbaum hinaus. Der Knoten blieb aber ein Knoten. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass jeder Versuch der Ent-Wirrung mit einer Ver-Wirrung bestraft wird, weil die Kerzen durch ein Kabel verbunden sind und die Lichterkette einen Kreislauf (und keine Gerade) bildet. Nach einer Stunde hat mir Gabi das Problem aus der Hand genommen (warum wohl?) und ich hätte wetten können, dass sie ebenso scheitern wird wie ich.

Nach einer weiteren Stunde lagen die beiden Ketten entwirrt vor mir auf dem Balkon. Hmmm. Ich sage ja, lasst die Frauen ran, wir können ja schon mal Kaffee kochen. Grrrrrrrrr.

„Rich Learning Spaces“: Warum ein Fußballstadion mehr ist als ein Fussballstadion

Gestern war ich zum ersten Mal auf der Online Educa-Tagung in Berlin. Anders als bei der GMW finden sich eher Vertreter aus dem entfernteren Ausland zusammen, also Indien, Amerika, England, teilweise auch Afrika. Nur hier und da hört man deutsche Stimmen, z.B. Eva, die ich beim FRONTER Stand getroffen habe und kurz sprechen konnte.

Meine Session trug den exotischen Titel „E-Learning with a kick. Football & Education" und diese wurde professionell und mit amüsanten Einlagen von Harold Elletson und Keith Mercer moderiert. Es ging also um Fußball, aber gar nicht mal im erwarteten Sinne, wie in meinem Referat (e-Coaching, vom Tischtennis zum Fußball), sondern im Wesentlichen um das B i l d u n g s p o t e n z i a l des K o n t e x t e s Fußball.

Damit die Blickrichtung deutlich wird hier ein Beispiel: In England (Jo Robson / Playing for success aber auch Julie Stoker von Arsenal), treibt man seit Jahren ein Projekt voran, bei dem das Stadion als Bildungsort dient. Man bringt den Problemkontext also nicht in die Schule, sondern die Kinder/Jugendliche suchen den Problemkontext auf! Was gibt es im Stadion für junge Menschen zu sehen und zu lernen? Z.B. wie man Videos macht oder welche Musik man beim Einlauf der Mannschaft zusammenstellt, wie man Interviews führt  (Medienperspektive), wie man Fanartikel verkauf und warum das funktioniert, warum die Spieler so teuer sind und das es hier einen Transfermarkt gibt (ökonomische Perspektive), warum die Pflege des Rasens gartentechnisch eine Herausforderung ist (ökologische Perspektive), wie die Nachrichten im Presseraum aufbereitet und wie sie effektiv weitergetragen werden (kommunikationswissenschaftliche Perspektive), warum der Schiedsrichter für das Gelingen des Spiels so eine hohe Bedeutung hat und was das mit dem fair play der Spieler zu tun hat (ethische Perspektive), warum im Stadion überall Sicherheitspersonal herumläuft und was es mit den Fanblöcken auf sich hat (Sicherheitsperspektive), … man kann die Perspektiven fortsetzen. Fakt ist, dass die Schüler diesem Projekt die Bude einrennen, vieles ist situiert, die Spieler (Idole) werden in die Programme kreativ eingebunden, z.B. in Sprachlernprogramme, die dann wieder mit Bewegungsprogrammen verbunden sind. Das Problem ist, dass die Organisatoren die Massen gar nicht mehr bewältigen können. Deshalb nun (auch) e-Learning, multilingual, weil es in jedem Verein mindestens 10 Nationalitäten gibt. Man kommt aus den pädagogischen Ideen nicht mehr raus, warum fällt es uns hier nur so leicht? "Rich Learning Spaces" (RLS) hatte ich es in der Überschrift genannt, die Orte bieten selber viele (authentische) Anlässe, da braucht man gar nicht so viel aufbereiten, sondern kann sich als Pädagoge ganz darauf konzentrieren, wie man den Kindern/Jugendlichen diese "Knotenpunkte" (Sport ist nur ein RLS von vielen) – näher bringt, sie entfaltet, ihre Abhängigkeiten und auch Grenzen sichtbar macht.

Fußballfieber!

Seit gestern ist er online, der neue Trailer zum geplanten Modul "Fußballfieber" (Trailer hier). Wir stimmen uns damit mit Blick auf Südafrika in das Fußballjahr 2010 ein. Es wird im neuen Modul um "soziale" (mit der Lektüre von Latour ist dies ein schwieriger Begriff ;-) Themen im Fußballsport gehen, also nur vordergründig um Tore und Dribblings. Wie im letzten Blogbeitrag schon angedeutet (und die mich kennen wissen das), bietet der Sport durch seine Facetten viel Bildungspotenzial, aber er ist aufgrund seiner Komplexität und Medialität auch Ort vieler Probleme. Tech Pi & Mali Bu werden sich mit wenigen Teilen dieses Fragekomplexes (Ausgrenzung, Fair-Play etc.) beschäftigen, in der Hoffnung, dass dies Anker für Diskussionen in Schule und Verein bieten kann (vgl. auch das Projekt Join the game). Im Zentrum stehen nicht die Vermittlung von Faktenwissen, sondern bestenfalls Modelle für den kreativen Umgang mit Problemen (wie uns das beim Inforadar – meine ich – ganz gut gelungen ist). Was wir jetzt nur noch brauchen, ist einen Modul-Sponsor und den werden wir jetzt suchen! Für Verlinkungen zum Trailer sind wir dankbar.

E-portfolio … der wunde Punkt!

Die letzten Tage waren wir auf der Campus Innovation in Hamburg. Mich hat der Track „e-portfolios“ sehr interessiert, weil wir uns in den kommenden Monaten intensiver diesem Thema widmen werden (Projekt: sports coaching education und driver instructor education). In beiden Kontexten geht es um praxis- und handlungsorientierte, darum nicht minder komplexe Coaching-Tätigkeiten, in denen sich die Lernenden meist „im Feld“ und unter „Theoriefeuer“ einen roten Faden zusammenspinnen müssen. Also, ich hatte offene Ohren für die Portfolios.

Der Track „e-portfolios“ wurde von Thorsten Meyer eingeführt. Ein Highlight (neben Gabis mrogendlichen Keynote) war der Vortrag von Thomas Häcker, einem Schulpädagogen, der wohl zu den wenigen deutschen Experten in diesem Feld zählt. Bei Häcker wurde schnell klar, dass es ihm um die „Methode, Haltung, Wertschätzung“ hinter dem Begriff geht. Im Zentrum steht das Subjekt, Ziel und Zweck des Portfolio-Einsatzes ist die Förderung von Selbststeuerung UND Selbstbestimmung einschließlich sozialer Partizipation. Gerade im Mangel an einer inhaltlichen Mitsprache (Selbstbestimmung) sieht Häcker den Pferdefuß moderner Portfolio-Arbeit. Er weist auf neoliberale Vereinnahmungstendenzen hin, z.B. indem Portfolioarbeit „halbiert“, um Selbstbestimmung gekappt werde. Dies trage dann in der Folge zur Halb- oder Unbildung bei.

An dieser Stelle hatte ich schon das erste „Aber“ im Kopf – für eine wissenschaftliche Tagung ist das ja nicht falsch. Doch wurde in der Folge dieses „Aber“ immer größer, angefangen beim Beitrag von Sandra Schaffert (salzburg research) über einen Redebeitrag von Rolf Schulmeister (der sich über die Ernüchterung in der Diskussion freut) bis zur Podiumsdiskussion am Ende der Tagung, bei der zwar alle Podiumsteilnehmer die POTENTIALE des e-Portfolios sahen (beschwörten?), doch keiner so recht die Frage von Peter Baumgartner beantworten konnte, was denn der Mehrwert eines Portfolios sei.

Das war für mich der wunde Punkt! Was IST also ein Portfolio? Sicherlich nicht das Erscheinungsbild (Gesicht) z.B. Präsentations-, Showcase etc. Portfolio, sicherlich nicht die Technologie wordpress, Mahara oder drupalEd. Sondern? Ehe man hier wieder in eine allgemeine Beschreibung der Methode (sammeln, reflektieren, selektieren, präsentieren) oder auch Taxonomie abdriftet, fände ich es zur Erdung und Klärung der Diskussion gut, wenn wir in Zukunft von „dicht beschrieben Beispielen“ hören können (von der Perspektive wie bei Joachim Robes), die in der Praxis einen darstellbaren Mehrwert erzeugen. Das hätte den Vorteil, dass wir weniger über theoretische "Rahmungen", Kooperationspartner und Didaktik-Wünschen hören würden (Redundanzen), sondern mehr in die konkreten Erfahrungen und Interaktionen „vor Ort“ eintauchen könnten, die … einen UNTERSCHIED machen! Also Beispiele und diese dann mit der Lupe und in „slow motion“ betrachten. Ich bin der festen Überzeugung, dass genau diese Hinwendung zu Beispielen (Empirie) und damit zu k o n k r e t e n didaktischen Anforderungen in der Domäne x,y,z die theoretische Diskussion stimulieren und die verwendeten Begriffe mit Inhalt füllen würde. Am Ende darf es jedenfalls nicht passieren, dass jemand berechtigter Weise fragt: Was ist ein Portfolio? … und alle im Raum zwar hundert Rahmungen, aber kein Bild im Kopf haben.

Klingt alles etwas böse, was? Hmmm. Vielleicht liegt das auch daran, weil ich gerade bei Bruno Latour auf S. 240 bin, … der setzt einem solche Flöhe in den Kopf ;-). Die Hamburger Tage haben aber mit Sicherheit dazu beigetragen, dass wir in den kommenden Wochen intensiver über das Thema nachdenken und vor allem Peter Baumgartners Einwand aufgreifen, nämlich dass die Metapher der PortfolioARBEIT (schwer, mühsam) gegen eine gewisse „Leichtigkeit“ (siehe iphone, twitter) ausgetauscht/erweitert werden muss.

Lernerzentrierung, Objekterkennung und Life Kinetik: Fußball im 21. Jahrhundert

Gestern war ich zusammen mit Tobias Blessing auf der dvs-Tagung "Aus- und Fortbildungskonzepte im Fußball" in der Sportschule in Ruit/bei Stuttgart. Unser Referat "Vom Tischtennis zum Fußball: Web 2.0 gestützte Didaktik in der Traineraus- und Fortbildung" kam soweit ich das sehen und hören konnte gut an. Herr Prof. Schweer (Moderation) sagte zumindest, dass dies ein sehr innovativer Ansatz sei. Interessanter Weise wurden anschließend gar nicht so viele fußballspezifischen Fragen gestellt wie ich erwartet hatte. Ich vermute, Annotierung, Blogs, Maps und Portfolios und die "neue Didaktik" müssen länger und mit Beispielen eingeführt werden, da eignen sich kurze und handlungsorientierte Workshops besser als 20 min Stakato-Referate. Ich begrüße daher jede Diskussion (Barcamp, Educamp etc.) über neue Tagungsformate, die ein zentrales Ziel nicht aus den Auge verlieren: wie kommt man mit einer möglichst großen Gruppe in ein möglichst intensives Gespräch.    

Frank Wormuth (Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung, DFB) hatte am Vormittag einen interessanten Vortrag gehalten. Für mich überraschend war der lernerzentrierte Ansatz des Ausbildungskonzepts. Nicht das ich das einem Verband nicht zutraue, aber zwischen Sonntagsreden und praktischer Umsetzung liegt allgemein das Meer. Im Vortrag selber gab es viele Querverbindungen zu unseren mediendidaktischen Arbeiten, angefangen vom richtigen Vieodreh, über Reflexionsarbeit via Blogs bis zur Kompetenzentwicklung via e-Portfolios, wie wir es gerade in der A-Ausbildung im Tischtennis ausprobieren. Vielleicht ergibt sich ja ein Kontakt. 

Sehr neugierig war ich auf das Referat von Prof. Lames, TU München (Trainingswissenschaft & Sportinformatik). In seinem Keynote erläuterte er aktuelle Forschungsarbeiten zur Spielerbeobachtung. Im Zentrum seiner Argumentation steht der "Spielanalyst", ein neuer Berufsstand, der den Trainern eine Art erweiterte Wahrnehmungsbrille gibt, indem er/sie Wettkampfdaten technologiegestützt aufbereitet. Sehr spannende Entwicklungen, die mich vor allem aus der Perspektive der mediendidaktischen Anwendung bzw. Legitimation im E-Leanring interessieren.

Ein schöner Abschluss brachte die Teilnahme an der Veranstaltung "Life Kinetik". Kennt ihr nicht? Definitiv ein gutes Zwischenspiel für JEDE Tagung bzw. jeden Kongress. Ort: Sporthalle, viele Bälle, bunten Karten, mehr braucht man nicht. Die Idee: Alle Areale des Gehirns GLEICHZEITIG beanspruchen. D.h. schnappe einen Ball mit der linken Hand, wenn dir der Mitspieler ein a.e,i,o,u zuruft (rechte Hand bei Konsonant) und bewege gleichzeitig dein rechtes Bein vor. Indem Moment wo du den Ball aufschnappst musst du einen Begriff mit dem zugerufenen Vokal/Konsonant finden… Das ist jetzt nur eine Miniübung, zeigt aber, dass es um Bewegung, Sprache und vor allem die "Überkreuzung" dieser ansonsten getrennten Bereiche geht. Sehr anregend, vor allem für unbewegliche "Wissensarbeiter".

e-Portfolios in der A-Lizenz-Ausbildung

Gestern war ich auf einer Arbeitssitzung des Ausschuss "Forschung und Bildung" des DTTB (Deutscher Tischtennis Bund) in Frankfurt, um über den Einsatz des edubreak-Sportcampus im Rahmen der A-Lizenzausbildung zu diskutieren. Eingeladen hatte René Stork (DTTB), der zusammen mit Markus Söhngen vom TTVN die Sitzung geleitet hat. Neben Vertretern des HTTV (Marco Fehl und Axel Kämmerer) und WTTV (Sandra Münzl) war auch der Sportdirektor des DTTB (Dirk Schimmelpfennig) anwesend.

Für mich war die Sitzung insofern spannend, weil neben der Grundentscheidung für die Integration von Onlinephasen in die Ausbildung auch die Nutzung von e-Portfolios (siehe auch die imb Arbeiten a, b oder Metscher in Vorbereitung)  besprochen wurde. Relativ viel Zeitraum hat zunächst die begründete Verschiebung und Fixierung von Inhalten für die Onlinephasen benötigt. Das ist eine tischtennisspezifische Fachdiskussion, in der ich als ausgebildeter Sportlehrer :-) zwar informiert Zuhören, aber inhaltlich wenig beisteuern kann – da geht ins Eingemachte. Die Idee zur Integration von e-Portfolios ergibt sich didaktisch aus dem Umstand, dass es sich bei der A-Ausbildung um eine räumlich und zeitlich „verteilte“ Ausbildung handelt. In ca. 12 Monaten erhalten die Teilnehmer „Input“ aus relativ dichten Präsenzterminen, geführten Onlinephasen und Praktika, wobei die Praktika an unterschiedlichen Standorten und von unterschiedlichen Fachgruppen angeboten werden. Didaktisches Ziel eines e-portfolios in diesem Kontext ist es also, die Teilnehmer dabei zu unterstützen, einen roten Faden, eine Lerngeschichte oder kurz: mentale Kohärenz zu gewinnen. Vor allem die Grundidee, dass das Entwicklungsportfolio in ein Präsentationsportfolio mündet und Teile hiervon in einer abschließenden, mündlichen Prüfung vorgestellt und erläutert werden sollen, fand Zuspruch. Zwar wurde auch kritisch darauf hingewiesen, dass die Tischtennisausbildung letztlich praktisch und anwendungsnah bleiben müsse und nicht vor dem PC enden darf, aber diese Einwände konnten rasch aus dem Weg geräumt werden. Es geht nicht darum, dass die Trainer dauernd vor dem PC sitzen, aber den PC punktuell als Werkzeug nutzen, um über gemachte Erfahrungen in der Trainerpraxis (Lehrgänge, Onlinephasen, Praktika etc.) nachzudenken und ihre Reflexionen, einschließlich von Artefakten (Videos, Maps, Bilder, Text) knapp "für sich" und andere festzuhalten.

Der DTTB ist damit der erste Spitzenverband in Deutschland, der mutig auf eine neue Ausbildungskultur zusteuert, in der aktuelle Bildungstechnologien (2.0) die Ausbildung unterstützen, um ein aktives, kollaboratives und selbstgesteuertes Lernen zu fördern. Markus hat es am Ende zusammengefasst: Der Aufwand für die Organisation wird (zunächst) steigen, aber die Qualität, der Output, ist mit dem alten Verfahren nicht zu vergleichen – das ist zumindest seine Erfahrung aus der C-Stufe. Wir werden wie immer die neuen Ausbildungssysteme wissenschaftlich begleiten … dann wissen wir mehr.

Besuch in Belgien

Am Sonntag war ich beim belgischen Partner unseres EU-Projekts „driver instructor education 2.0“. Ich habe Herrn Homburg und seine Frau (Ausbildungsstätte) bisher noch nie gesehen und so war die lange Autoreise dorthin wertvoll. Wir haben relativ lange über die Lage zur Fahrlehrerausbildung in Belgien gesprochen. U.a. zeigte das Gespräch, dass die Attraktivität des Fahrlehrerberufs stark gelitten hat, weil (aber nicht nur) auch eine Laienausbildung (bei Fahrschülern) möglich ist. So teilt sich der Markt der Fahrlehrer auf in jene, die die Qualitätsstange hoch halten und jene, die für wenig Geld u.a. in Schulen ihre Dienste anbieten. Hier sieht man wie der Markt pädagogisches Engagement aushöhlt, wenn die politischen Rahmenbedingungen das zulassen. Ein Grund mehr sich über den belgischen Partner zu freuen, denn als Gegenmodell zu einer Verflachung der Ausbildung eignet sich das aktuelle Projekt sicher ;-).

Neopilgern

Ich bin mal wieder auf den Blog von Felix Beck gestoßen um zu sehen, ob sein webgestützter Pilgerstab fertig ist, der damals noch in der Mache war. Finde das Projekt deshalb auch interessant, weil sich Felix nicht hat beirren lassen, seine Idee durchzuziehen und den Verlauf zu dokumentieren. Hut ab :-). Inwiefern sein Pilgerstab die Praxis des Pilgerns verändern wird, darüber bin ich mir unschlüssig. Aber vielleicht gibt es ja auch ganz andere Anwendungen jenseits des Wanderns.