Querdenker nicht willkommen

"Eine neue Studie gibt Einblicke in die Innovationskultur von 200 Unternehmen mit einem erschreckendem Fazit. Wenn es darum geht, Innovation voranzutreiben, treten deutsche Unternehmen auf die Bremse. 70 Prozent aller Unternehmen kündigen Innovation zwar in ihren Hochglanzbroschüren an – konsequent umsetzen tun sie es aber nicht: Ideen werden totdiskutiert anstatt gefördert. Kreatives Denken ist unerwünscht, die Einhaltung von Regeln wird belohnt. Und statt Visionen mutig voranzutreiben, dominiert das Vollkasko-Denken: Fehler vermeiden um jeden Preis." (Quelle via Grabmeier)

Na ja, wundern tut mich diese Aussage nicht, wer will schon einen QUERdenker in den eigenen Reihen haben, der liegt begrifflich nahe am QuerTREIBER, oder? Wahrscheinlich bemühen wir auch seit Jahren mit dem "Querdenker" die falsche Metapher um Menschen zu bezeichnen, die Innovationen im Unternehmen vorantreiben, d.h. Inventionen durch Kommunikation und Teamgestaltung begünstigen, Hindernisse gleich welche Art mutig aus dem Weg räumen, nicht müde werden, eine flüchtige Idee schrittweise dingfest zu machen und institutionell zu verankern. Wie bezeichnet man diese Menschen?

Abstimmungsprozesse und die Rolle des Körpers

Für einen Sportwissenschaftler ist die Beschäftigung mit dem Körper etwas völlig normales, klar, man kann keinen Doppelpass ohne ihn ausführen, er ist grundlegend für medizinische Untersuchungen und für Sport-pädagogen ist Körperbildung ein wichtiger Begriff. Warum beschäftigen sich aber Soziologen mit dem Körper?

Im neuen Buch von Fritz Böhle und Margit Weihrich geht es darum, welche Rolle die „Körperlichkeit und Leiblichkeit in sozialen Abstimmungsprozessen spielen“ und wie man die körperlich-leibliche Dimensionen für eine Theorie sozialen Handelns nutzen kann. (vgl. S. 7.) Ich habe das Buch nun zur Hälfte gelesen, wie gewohnt ausgehend vom Literaturverzeichnis, von der Einleitung zum Abschlusskapitel und noch ein paar Beiträge mittendrin. Ich kann nur sagen: sehr interessant was da steht und für jeden zu empfehlen, der Interesse an Themen hat wie: „kollektive Intentionalität“, „soziale Praxen“, „Situierung“ oder „empraktische Kommunikation“.

Besonders Interessant fand ich den Beitrag von Frau Figueroa-Dreher zu Abstimmungsprozessen im Free-Jazz! Man fragt sich: Wer stimmt hier was und wie ab? Es gibt ja per Definition im Free Jazz keinen Plan, kein vorab definiertes Thema! Free steht irgendwie im Widerspruch zu Plan, oder? Die Autorin sagt hierzu: „Für Free-Jazz Musiker bedeutet es zunächst einmal, sich mit den eigenen Klängen auf die Klänge der anderen zu beziehen“ (S. 202) … dabei spielen Wiederholung (Repitition) und Nachahmung (Imitation) eine wesentliche Rolle in der gegenseitigen „Bezugnahme“ und Musterbildung. Die Spieler stimmen sich also nicht ab zu einem vorab definierten Masterplan, einem Orchesterleiter, der den Takt bzw. eine Ordnung vorgibt, sondern die Abstimmung ist relativ zu jedem Einzelspieler, es geht um den Prozess des Ordnens, wobei das flüchtige Produkt (Musik) ästhetischen Ansprüchen der Spieler selber genügen muss. Fehler oder Mißveständnisse im Abstimmungsprozess müssen dabei keineswegs „ästhetisch wertlos“ sein, … auch ein interessanter Aspekt.

Recht nah an unseren Arbeiten sind die Artikel von der Sozialwissenschaftlerin Stefanie Porschen sowie den Sportpädagogen Alkemeyer/Brümmer/Pille (Pille, cooler Name). Beide Artikel beschäftigen sich mit körperlichen Abstimmungs-prozessen im Bereich der Industrie (Fahrzeugbau, Indistrievorarbeiter etc.), beziehen theoretische Perspektiven z.B. von Bourdieu ein und arbeiten beide mit Videoanalysen, in denen Abstimmung bzw. Koordination durch empraktische Kommunikation und/oder Körpersprache analysiert wird. Praktisch sieht dies z.B. so aus, dass der Vorarbeiter komplimentär zu seinen (unvollständig) verbalen Äußerungen, auf die relevanten Dinge/Objekte zeigt, seinen Körper zur Anschaung des Gemeinten „ins Spiel bringt“ und auch Sprachbilder verwendet. Mit unvollständigen Sätzen ist gemeint: „Wenn hier zum Beispiel kommt diese Federbandschelle hier … kannst du so auch arbeiten oder nicht?… weil du Winkel hast und das ist ja auch.“ (S. 244). Das Gemeinte versteht man wohl erst, wenn man diese Halbsätze in Kombination mit dem Körpereinsatz wahrnimmt. „Wahrnehmung“, überhaupt ein leitender Begriff im Buch, denn den Autoren geht es dabei nicht nur um „Rezeption“, sondern darum, körperliche Wahrnehmung als erkenntnisleitendes Verfahren oder gar als Forschungsmethode (Pieper/ Clenin) zu begreifen.

Fazit: Wer sich neben der diskursiven Koordinierung auch für empraktische Kommunikation interessiert, bei der der Körper eine zentrale Rolle spielt, für den ist das Buch was! Für Medienpädagogen und -Didakiker ist sicherlich herausfordernd, wie ein solcher Körperbezug und die damit verbundenen Koordinationspotenziale mit den digitalen Medien verbunden werden können.

Systemische Produktinnovation, … wie kommt man auf sowas?

Seit ca. fünf Jahren beschäftigen wir uns bei Ghostthinker und an der Universität mit den technischen wie didaktischen Potenzialen der Videoannotation, also der webgestützten, zeitmarkengenauen Anreicherung von Videomaterial mit Informationen. Eine zentrale Säule dieses Ansatzes sind unsere Arbeiten im Bildungsbereich: Sporttrainerausbildung, Fahrlehrerausbildung, aktuell auch Musikausbildung und allgemeine Berufsbildung. Nun haben wir den Bereich Wissens- und Innovationsmanagement "in Angriff" genommen (auch da geht es ums Lernen) und uns auf ein spezielles Ziel konzentriert: die Kollaboration in Projektteams. Ausgehend von einer aktuellen BMBF-Ausschreibung haben wir uns von der Begrifflichkeit der „Systemischen Produktinovation“ anregen lassen und eine Forschungsnotiz verfasst (download hier), die sowohl eine erste theoretische Einordnung, als auch eine praktische Perspektive zur Umsetzung aufzeigt. Ich bin sehr gespannt auf dieses Projekt und auf die Erfahrungen, die wir in diesem neuen Bereich sammln werden.

Es macht wieder Spaß!

2005 haben wir unseren kleinen Verein gegründet. In den ersten Jahren standen zwei wesentliche Dinge auf der Agenda: Herauszufinden, was das Besondere von Ökonomie UND Bildung ist, also eine Art Identitätsfindung jenseits des Mainstreams einer ökonomischen Bildung und zu schauen, dass man mit seinem Verein auch irgendwie sichtbar wird, „Aktionen" macht. Während die Aktionen zumindest im Rahmen der GMW Tagungen und ein paar wenigen Einzelaktionen (z.B. Wirtschaft(s) macht Schule) gelungen ist, war die Identitätsfrage immer schwer und zäh, sicherlich aber auch interessant für diejenigen, die in der Konvergenz und im Autonomieanspruch zweier „Lager" ein Problem oder eine Herausforderung sahen. Zuletzt hatten wir einige Austritte wegen mangelnden Aktionen, wegen mangelnden Interessenmatching, aber auch einen Zugang, immerhin.

Nach einer schwierigen Frühlingssitzung 2011, auf der die Existenz des Vereins diskutiert wurde, haben wir einen deutlichen (inneren) Richtungswechsel gemacht: Von den stratosphärischen Diskussionen nach der Art: „Was IST Bildung, was IST Ökonomie und was ist dann Ökonomie UND Bildung?" sind wir in den Nahbereich der eigenen Interessen gerückt und fragen jetzt ganz unbelastet nach eigenen Projekten, die jeder im Umfeld von Ökonomie und Bildung macht. Das bringt Motivation und Anschaulichkeit für alle Beteiligten mit sich, die Komplexität ergibt sich automatisch durch die Themen. Im Netzwerk finden sich Interessierte zusammen, die zweimal im Jahr über diese Projekte gemeinsam diskutieren wollen, zum Glück desjenigen, der sein Projekt vorstellt, aber auch zum Nutzen derjenigen, die Hinweise geben. Man geht reicher nach Hause als man gekommen ist, was ja ein Kernmerkmal vom guten deutschen „Verein" ist.

So hoffe ich, dass wir beim nächsten Frühjahrstreffen das Formale in 10 min klären können und uns wieder einem neuen interessanten Projekt widmen. Das Treffen bei Wolfgang Berchtold von der Spiel und Sport GmbH (Herbstsitzung) war jedenfalls von der Art wie es sein sollte: Brezen, Kaffee, anspruchsvolles Projekt zum Thema „Orientierung bei Jugendlichen" und willige Diskutanten.

20. Sportwissenschaftlicher Hochschultag Halle

Ein voller Tag: Vier Uhr aus dem Bett, mit dem Flieger nach Halle (an der Saale) zum Hochschultag und gegen Mitternacht wieder zurück. Alles in allem hat es sich gelohnt: Zunächst konnte ich die Session von Alfred Richartz (Sportpädagoge Uni Hamburg) hören. Im Arbeitskreis ging es um pädagogische Trainingsqualität. Das ist spannend, weil es nicht so häufig vorkommt, dass Sportpädagogen mit Trainingswissenschaftlern an einem Strang ziehen. Zudem hat Alfred ein interessantes Prozess-Produkt-Evaluationskonzept vorgestellt (classroom management), in dass ich mich noch tiefer eindenken will, weil es ggf. auch für unsere Arbeiten interessant ist. Am Nachmittag war ich beim Vortrag „Innovationen in der Sportartikelindustrie" von Herrn Krabbe (head of innovation, adidas ag). Das thema hatte mich im Vorfeld der Tagung so sehr inspiriert, dass ich zusammen mit Johannes Metscher eine Forschungsnotiz zur besagten Produktinnovation (mit Videoannotation) geschrieben habe; diese wird in Kürze veröffentlich. Auf der Tagung selber konnte ich Herrn Krabbe abfangen und ihm freudig unsere Notiz mit ein paar engagierten Worten in die Hand drücken. Mal sehen was draus wird :-).

Am späten Nachmittag habe ich dann mein Referat „Mit Blended Learning 2.0 zum Sportvereinsmanager: ein deutsch-chinesisches Kooperationsprojekt" halten können. Der 15-Min-Takt für einen Vortrag ist gewöhnungsbedürftig, aber es ging, die wichtigsten Botschaften konnte ich an die Sportökonomen vermitteln. U.a. waren fünf Chinesen im Publikum, die ganz interessiert zugehört haben. Einer von ihnen war  Prof. Dr. Zhijian Huang von der Wuhan Sport University; er hatte vor 15 Jahren an der Universität der Bundeswehr München studiert und fühlte Heimatluft ;-).

Schön war auch, dass ich alte Bekannte wieder getroffen habe, u.a. Marion Golenia (Uni Münster); Peter Frei (Uni Hildesheim) und Rolf Kretschmann (Uni Stuttgart). Unterm Strich fahre ich deshalb immer wieder gerne auf den Sportwissenschaftlichen Hochschultag, weil man nirgens sonst so eine große Bandbreite an Themen erfahren kann, z.B: "Sportwissenschaftliche Aspekte zur Aktivierung und individualisierten Belastungssteuerung onkologischer Patienten mit Stammzelletransplantation" steht bei der Posterpräsentation unmittelbar neben "Die Bedeutung des christlichen Glaubens für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler" … ich könnte fortfahren.

Kongresszeit 2011

Wie jedes Jahr finden im September immer eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Tagungen zum E-Learnings statt: man muss sich also entscheiden. Dieses Jahr war ich auf dem Fernausbildungskongress der Bundeswehr in Hamburg vertreten. PD Dr. Schlattmann vom Sanitätsamt der Bundeswehr hatte zu einem 2h-Workshop zum Thema „Evaluation und Qualitätsmanagement in der technologiegestützten Ausbildung" eingeladen. Vor ca. 40 Teilnehmer, die meisten aus dem Kontext der Bundeswehr kamen, konnte ich unser Uniprojekt „Evaluation von Selbstlernmedien" (Ja sowas gibt es noch) vorstellen. Die mit Gabi erarbeitete Taxonomie und der modulare Aufbau der Kriterienlisten und Fragebögen kamen soweit "gut an". Am Donnerstag ging es dann weiter und zwar mit dem Ghostthinkerhut (nicht Uni). Zusammen mit Johannes haben wir einen wie ich finde interessanten Workshop angeboten, indem wir die Potenziale und unsere Erfahrungen zur Videoannotation aus dem Sport/Fahrschulausbildung zusammen mit den Teilnehmern auf den Kontext der Sicherheit ausdehnen wollten – WORKshop halt. Wir konnten mit wenigen Teilnehmern im kleinen Kreis ein intensives Gespräch führen ;-) u.a. waren die Kollegen von Mediabird und Softstairs dabei, über deren Kontakt ich mich sehr gefreut habe.

Nun ist kongressmäßig im September noch ein letztes Referat in diesem Jahr geplant – dann ist erstmal Schluss! Am 22.09 stelle ich in Halle beim Deutschen Sportwissenschaftlichen Hochschultag unser Chinaprojekt (Thomas Beyer Leitung, u.a. mit Bildungsministerium China, Hamburger Sportbund, DOSB int.) vor. Bei der mediengestützten Ausbildung von chinesischen Sport-vereinsmanagern (eine Art social entrepreneurs of sports) spielt der edubreakCampus wieder eine zentrale Rolle, aber auch neue Elemente wie dialogische Videoszenen zur Vermittlung von ökonomischen Fachperspektiven und die Entwicklung einer persönlichen Gründungsskizze durch die Teilnehmer selber spielen eine Rolle. Ambitioniertes Didaktikkonzept und chinesische Lernkultur schauen sich tief in die Augen, … das ist der aktuelle Stand, den ich in Halle in der Session Sportmanagement (da bin ich gelandet) diskutieren möchte.

Social entrepreurship und „soziale Rendite“

Letzte Woche war ich mit Gabi in der TU München, um an der Veranstaltung "Social Entreprenurship: Soziales und Unternehmertum, ein Widerspruch? teilzunehmen. Nach einer knappen und guten Einführung durch Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner hat Prof. Dr. Andreas Heinecke (Gründer und CEO von Dialogue Social Enterprise) aus dem Nähkästchen geplaudert, d.h., wie er zum Thema (Lebensaufgabe) gekommen ist, warum es unmöglich ist als SE „richtig Kasse" zu machen und warum er sich im Flugzeug immer an den Gang setzt (um einen Milliardär zu treffen, der sein Projektfördert). Ich habe selten so klare Botschaften gehört und müsste an vielen Stellen schmunzeln.

Der Abend hat gezeigt, wie sehr man aktuell darum ringt, sowohl monetäre und soziale Rendite unter einen Hut zu bekommen. Aber so gänzlich klappt das noch nicht. Herr Prof. Dr. Andreas Heinecke rät sogar dringend davon ab. Es sei vielmehr eine Grundsatzentscheidung, ob man Geld verdienen wolle oder mit Haut und Haar hinter einer sozialen Aufgabe stehe. Genau dieser Punkt wurde z.B. von  Johannes Weber, Gründer und Managing Partner des Social Venture Fund, ganz anders eingeschätzt. Er war der Meinung, dass Geld verdienen auch beim SE nicht zu kurz kommen dürfe, wenn man gute Leute an diesen gesellschaftlich so wichtigen Bereich binden wolle.

Im Nachgang zur Sitzung erinnerte ich mich an eine Szene aus Raumschiff Enterprise, in der Jean Luce Picard einem Erdbewohner aus dem 21 Jh. erklärt, dass „Geld" im 24 Jh. keine Rolle mehr spiele. Jeder arbeite, um die eigenen Ideen zu verwirklichen, da die Ernährungsfrage gelöst sei. Utopien regen ja zum denken an und so frage ich mich, ob nicht die Integrationszwang beider Renditeformen (monetär und sozial) in EINER PERSON, dem social entrepreneure, eher behindert als befördert. Denkbar wäre ja auch eine Entkopplung, d.h. der social entrepreneur ist dort aktiv, wo der Staat in seinen Aufgaben bisher versagt. Bei sichtbarem Erfolg wird ihm aber vom Staat eine entsprechende monetäre Rendite ausgezahlt. Ansätze hierzu gibt es, da müsste man kreativ weiter denken. Es gilt einfach mit dem Gut der „sozialen unternehmerischen Motivation" achtsam umzugehen … aus einer volkswirtschaftlichen Motivation heraus.

Sloterdijk hat gesprochen

Leider konnte ich am 09.06.2011 nicht nach Köln an die Sporthochschule fahren. Der Philosoph Peter Sloterdijk hat dort einen Vortrag (Audiomitschnitt) zu seiner verkappten Sportphilosophie "Du musst dein Leben ändern" gehalten. Für mich war das schade, weil ich mich in den letzten Wochen ins genannte Buch eingelesen habe (in Verlängerung zu Svens Buch, s.u.) und den Großmeister einmal hautnah erleben wollte. Chancen kommen wieder … manchmal. 

Tja,… was steht im Buch? Ich kann keine Zusammenfassung machen, too much. Die 700 Seiten strengen an, trotz schwungvoller und bildreicher Sprache. Sloterdijk deutet den Menschen als übendes Wesen, als Asketen, als Artisten (Seiltänzer), der sich unter Risiko hinaufpflanzen (vs. fortpfanzen) kann, hin zu einem kulturellen (nicht biologischen) ÜBERmenschen – Nietzsche steckt im ganzen Buch. Im Sport komme dieses selbstgewollte Höherstreben besonders gut zum Ausdruck. Das "Training" wird zur Leitmetapher für alle Formen der wiederholenden Übung, was nichts anderes zur Folge hat als: Selbst-Formung. Dies gilt für den Handwerker genauso wie für den Philosophen.  

Man fragt sich immer wieder, was Rilkes Schlusssatz "Du sollst dein Leben ändern!" (Archaischer Torso Appollos) im Buch verloren hat, warum dies als Titel für das Buch gewählt wurde. Es ist offenbar ein Weckruf! In Kombination mit dem vorletzten Satz des Gedichtes wirkt dieser Imperativ fast schon suggestiv: "… denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht." Also, … auf zum Berg der Unwahrscheinlichkeit, rein in den Verein der Tollkühnen, einen Schaffenden sollst du schaffen. Aus der Möglichkeit wird eine Pflicht. 

EU-Projekt beendet

Ich kann mich noch gut erinnern: Ende 2008/Anfang 2009 hatte ich noch wage Vorstellungen von einem "EU-Projekt" – zu groß, zu schwierig, zu … . Durch eine Unterhaltung mit Annie Canel (Policy Officer, Road Safty, EC, Directorate-General for Energy and Transport) auf der TTD-Conference 2009 wurde ich jedoch ermutigt, einen Antrag im Themenfeld der Fahrlehrerausbildung einzureichen. Uns blieben wenige Woche für das Einlesen in EU-Statuten, Antragschreiberei, Partnersuche etc. Irgendwie hat es mit viel Schweiß und Network geklappt, unser Antrag wurde akzeptiert, im Oktober 2009 konnten wir Ghostthinker mit drei Praxispartnern aus Deutschland, Österreich und Belgien (später Italien), dem Europäischen Berufsverband und der Uni der Bundeswehr München (damals Uni Augsburg) als wissenschaftlicher Partner starten.

Ich bin sehr froh, dass von Anfang an Tamara Ranner als Koordinatorin des Projekts mit an Bord war. Sie hat die seltene Gabe recht hartnäckig UND freundlich zu sein, was sie für das Projektmanagement auszeichnet. Wie wertvoll eine solche Kraft ist, haben wir am Ende des Projekts gesehen, wo es galt, die vielen Teile des Projekts zu einem Bericht (siehe drei Pakete mit sechs Ordnern links im Bild)  zusammenzuführen. Ich will an dieser Stelle nicht meinen Dank an alle Hauptbeteiligten wiederholen (Gabi Reinmann, Silvia Sippel, Johannes Metscher, Stefan Hörterer, Gerhard v. Bressensdorf, Schorsch Meier, Torsten Uhlig, Harald Beyer und Hr. Fendt, Franz Kern, Christoph Doppler, Rolf & Anita Homburg): Fakt ist, dass sich jeder in dieses kleine EU-Projekt als voller oder stiller Partner "reingehangen" hat, was sich letztlich in einer guten Input-Output-Bilanz (Fördervolumen, 214.000 EUR, 18 Monate) zeigt.    

Was lernt man? Das man so schnell nicht wieder ein EU Projekt annimmt ;-)??? Nee, in der Summe hat es ja auch viel Freude gemacht, wir haben einen interessanten Kontext kennnengelernt (Fahrausbildung), es sind gute Publikationen entstanden und wir haben am Ende ein Produkt kreirt, das man im Prinzip europaweit für viele Ausbildungskontexte mit Schwerpunkt "Handlungswissen und Kollaboration" einsetzen kann; das war Zweck der EU-Aktion! Umso erfreulicher ist es, dass wir mit dem Verkehrsinstutut München (Projektleiter Harald Bayer) durch eine BmbF-Förderung nun an der Weiterentwicklung in Richtung Berufscommunity mit Erfahrungsaustausch (didaktische Muster zur Videonutzung) arbeiten können.