Unsere Piloten zur Entwicklung von Blended Learning mit Social Video Learning im Deutschen Fußball Bund kommen zum Abschluss. Unter Projektleitung von Wolfgang Möbius hatten Markus Söhngen und ich uns in den letzten Monaten an die Seite der Praxiskollegen gestellt, um an der Neukonzeption mitzuwirken und die Umsetzung im Fußball- und Leichtathletik Verband Westfalen (Lead: Maik Halemeier) und im Fußballverband Sachsen-Anhalt (Lead: Dieter Hausdörfer und Dominik Bernecker) zu begleiten.
Die bisherigen Erfahrungen sind wirklich positiv: Die Teilnehmer (Trainer!) haben hunderte von Videokommentaren geschrieben, z.B. zu der Frage, an welchen Spielszenen sie ihre persönliche Fußballphilosophie festmachen oder was sie in einem Spiel sehen, wenn sie sagen, sie sehen etwas „Gutes“. Die Referenten haben erfahren, dass Social Video Learning eine mächtige Methode ist, um an die Gedankenwelt der Teilnehmer zu kommen, und um von ihnen zu erfahren, welche Interpretationen und Erklärungen sie bestimmten Videoszenen zuschreiben. Das sind ideale Einstiegspunkte für gezielte und personalisierte Coaching-Prozesse, so wie es eine kompetenzorientierte Trainerausbildung (→Prof. Sygusch) im Fußball einfordert. Das alles ist anstrengend, macht aber auch Lust auf eine Art fußballerische Intellektualität, die tief mit der Coaching-Praxis verbunden ist.
Auf der DFB Jahrestagung Bildung 2016 konnte ich diese Vorstellungen zum Zusammenhang von Kompetenzorientierung und Nutzung von „cognitive tools“ als Referent noch etwas mehr ausbuchstabieren. Vor allem gelingt mir das am Beispiel von Video-Live-Tagging „auf’n Platz“ und der zeitlich nachgelagerten Videoreflexion durch Social Video Learning. Hier verschmelzen Theorie und Praxis, Online und Präsenz sowie Wissen und Können zu einen neuen Bildungs-„Raum“, in dem man dann besser von „theoriebegleitender Praxis“, „onlinebasierter Präsenz“ oder „wissendem Können“ spricht. In diesem Zusammenhang hatte ich das strukturbildende Potenzial von digitalen Bildungsmedien angesprochen, nämlich die Überwindung von Dualismen: Fragwürdige Dualismen wie Präsenz vs. Online, die uns zu einem „entweder-oder“ verführen, sollten wir auflösen zu einem “Sowohl-als-auch“, wie es Bildungsprozesse (mindestens) im Sport einfordern.