Teambuilding

Einmal im Jahr treffen sich alle Ghostthinker zum Ghostcamp – einem Event in der Jahresplanung, das sich keiner durch die Lappen gehen lässt, wenn es denn irgendwie geht. Im Jahr 2022 ist das allein schon deshalb besonders, weil wir uns das erste Mal nach zwei Jahren wieder in 3D sehen konnten: ein Novum für alle, die sich bisher nur aus der Kachel kannten. Ort der Begegnung war das schöne Allgäu, also der Süden von Deutschland, in dem fast alle Köpfe zuhause sind.  

Von einer gewissen Flughöhe aus sehen solche Teamtreffen wahrscheinlich alle sehr ähnlich aus: Es ist eine Mischung aus Spaß, Kreativität, Information, Bewegung und Begegnung, die Kopf, Herz und Zusammenhalt bereichern, wenn es gut läuft. Um es kurz zu machen: Auch 2022 war die Stimmung bombig, es wurden gemeinsam Ideen entwickelt, Gaumen gefüllt und mit Pfeil und Bogen geschossen. Ich hatte auch keinen Zweifel am Gelingen: Rebecca (Gebler Branch) hatte die Planung in der Hand, Johannes (Metscher) unterstützte bei Zahlenwerk und Moderation, und die Ghostthinker machten aus wenigen Zutaten ein Festmahl. Aber all das ist nicht die Geschichte, die ich erzählen will.

Inmitten dieser zwei Tage ging es auch um die Frage, worin jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin besonders gut ist und was jeder/jede für das Unternehmen Besonderes leiste. In Dreiergruppen gingen wir der Frage auf den Grund, und man merkt schnell: So ganz leicht fällt es einem nicht zu sagen: „Da bin ich besonders gut!“. Die Präsentationen der Gruppen zeigten daher dann auch eher allgemein auf, worin die Qualitäten der Personen bestanden, mit einer Ausnahme: Der junge Entwickler Phillipp sagte bescheiden-selbstbewusst im tiefbayerischen Tonfall etwa folgendes: „Ich habe ein X entwickelt, das wird vom Kunden besonders geschätzt und das ist schön für mich.“ Zum einen waren gefühlt alle von der Art berührt, wie Phillipp das sagte, … es war jedenfalls zum Umarmen. Zum anderen war er der Einzige, der die Wendung formulierte: „Ich (!) leiste“.

Warum ist mir das so wichtig? In einer Zeit, in der fast alles im Team, in der Gruppe, aufgeht, aufgehen soll, da gerät das „Ich“ in die Defensive, es gibt sogar eine Tendenz zur Scham, wenn man über das Ich sprechen soll (siehe oben), weil man die soziale Norm bereits verinnerlicht hat. Das Ich scheint eine überhebliche, jedenfalls unangemessene Position zu transportieren.

Aber: Zu einer Kultur der Leistung – zu der wir uns seit Jahren (mal abgesehen von FDP) alle überraschend leise bekennen – gehört neben dem Wir natürlich auch das Ich; ohne Ich kein Wir, ohne Wir kein Ich, was man glaube ich als dialektisches Verhältnis bezeichnen kann. Bei genauerem Hinsehen ist es aber noch vertrackter: Es gibt kein reines Ich, sondern das Wir ist für das Ich bereits Boden und Horizont! Und genau in diesem, wie ich finde gesunden, Sinne wollte Phillipp seinen Satz interpretiert wissen: „Ich habe etwas geleistet (natürlich auf der Grundlage unserer Arbeit), was von Kunden geschätzt wird (natürlich sieht der Kunde nicht nur mich), und das finde ich schön (natürlich kann ich diese Freude nur mit euch zusammen genießen). Woher ich das weiß? Phillipp hat den meisten Beifall bekommen ?. Mattering is not about if you fit or not, it is about being valued. (Peter Felten)