Gerade komme ich vom serven … dass ist ja ein eigentümlicher Prozess: man weiß nicht mehr so recht wo man gestartet ist und wie man von einer Seite zur anderen gekommen ist, egal. Am Ende meiner Tour war ich beim angekündigten BMBF Programm ""Web 2.0" und unter dem Eintrag von Jochen Robes fand ich einne lesenswerten Kommentar von Helge Staedtler.
(…) "Eine Förderung der Ingenieure, um soziales Verstehen und Hineindenken in normale Menschen zu etablieren, würde sich hier eventuell als Förderprojekt anbieten. Die wahren Goldschätze sind meiner Ansicht nach aber an der Grenzen zwischen Technik und Sozialpsychologie zu finden."
Dieses Statement finde ich sehr interessant, zumal aus dem Mund eines "Technikers" (die Zuordnungen verschwimmen ehe). Helge sieht die zentrale Herausforderung im Bereich e-learning /web 2.0 im "sozialen Verstehen". Damit meint er einerseits die Kompetenz von Technologen sich in Motive von Nutzern oder potentiellen Nutzern hineinzudenken. Andererseits geht es ihm im mehr Forschung im Bereich zum Nutzerverhaltens, um die Frage "warum" zeigt man Web 2.0 Verhalten (bloggen taggen etc.). Mit einer reinen Funktionszuschreibung (Kommunikation, Selbstdatstellung, etc.) ist es wohl nicht getan. Warum nutzen einige (wenige) Menschen diese Möglichkeiten, andere aber wieder nicht?
Also, warum "mitmachen"? …das Web 2.0 wird ja u.a. auch als Mitmachnetz beschrieben. Wer will den mitmachen?? Wir haben so einen normativen Anspruch auch in Schule und Hochschule. Neulich kam ich mit Basti Grünwald (der eine tolle MA Arbeit über interaktive Erlebniswelten geschrieben hat) darüber ins Gespräch und zwar im Kontext Erlebniswelten/Erlebnisparks. Da sieht es ganz klar so aus, dass europäische Versionen sehr passiv gestaltet sind, also fahrgeschäftsorientiert. Im Gegensatz zu amerikanischen oder japanischen Erlebniswelten, da geht es richtig zur Sache, hier machen die Menschen (mehr) mit. Deshalb haben auch narrative Ansätze dort eine größere Bedeutung (interactive story telling).
Also: ist es letztlich eine Frage der Kultur? Ja sicher, wenn man voraussetzt, dass der Mensch von Natur aus neugierig ist, nach Selbstwirksamkeit strebt, sozial eingebunden und autonom sein möchte (Deci & Ryan). Mir erscheinen diese Erklärungem alle richtig, aber auch zu unspezifisch. Es ist eine Frage der Kultur, sicher, aber es geht hier doch um ein Gemengelage aus Faktoren/Begrenzungen: keine Zeit, Reflexions- und Dokumentationsleistung ist anstrengend, wenig institutionelle Anerkennung, Geringschätzung des eigenen (lokalen) Wissens vor allgemeinen Wissen, geringe Vernetzung von Beruf und Privatleben, etc. Wir wachsen in dieser Welt auf, unsere Schul- und Hochschulsysteme pauken uns diese "Logik" ein, im Beruf ist lernen zwar "angesagt", aber wenn es um "Lern-Zeit" geht, wenn es um Öffnung nach außen geht, dann geht nix mehr. Ich habe in letzter Zeit zwei Kontexte kennen gelernt, in denen das Thema Web 2.0 neu ist. Das Problem sind nicht einzelne Anwendungen, sondern die mit dem Thema Web 2.0 einhergehende "Öffnung der Organisation" und die gesehenen Gefahr eines Kontrollverlustes. Den Mehrwert eines organsiationalen!!! Kontrollverlustes (auf individueller Ebene kann das Spaß machen – siehe Grünwald 2007) müsste man noch aufzeigen.
Ja, "soziales Verstehen" ist wichtig: einmal auf der Produktionsseite von Technologen, Pädagogen, Psychologen und vor allem Domänenexperten! (interdisziplinäres arbeiten) und auf der Nutzerseite in Richtung soziale Prozesse und Motivlagen. Wer Web 2.0 aber auch für Organsiationen nutzbar machen will, der darf die Stolpersteine zum organsiationale Verstehen nicht vergessen.