Gestern war ich zum ersten Mal auf der Online Educa-Tagung in Berlin. Anders als bei der GMW finden sich eher Vertreter aus dem entfernteren Ausland zusammen, also Indien, Amerika, England, teilweise auch Afrika. Nur hier und da hört man deutsche Stimmen, z.B. Eva, die ich beim FRONTER Stand getroffen habe und kurz sprechen konnte.
Meine Session trug den exotischen Titel „E-Learning with a kick. Football & Education" und diese wurde professionell und mit amüsanten Einlagen von Harold Elletson und Keith Mercer moderiert. Es ging also um Fußball, aber gar nicht mal im erwarteten Sinne, wie in meinem Referat (e-Coaching, vom Tischtennis zum Fußball), sondern im Wesentlichen um das B i l d u n g s p o t e n z i a l des K o n t e x t e s Fußball.
Damit die Blickrichtung deutlich wird hier ein Beispiel: In England (Jo Robson / Playing for success aber auch Julie Stoker von Arsenal), treibt man seit Jahren ein Projekt voran, bei dem das Stadion als Bildungsort dient. Man bringt den Problemkontext also nicht in die Schule, sondern die Kinder/Jugendliche suchen den Problemkontext auf! Was gibt es im Stadion für junge Menschen zu sehen und zu lernen? Z.B. wie man Videos macht oder welche Musik man beim Einlauf der Mannschaft zusammenstellt, wie man Interviews führt (Medienperspektive), wie man Fanartikel verkauf und warum das funktioniert, warum die Spieler so teuer sind und das es hier einen Transfermarkt gibt (ökonomische Perspektive), warum die Pflege des Rasens gartentechnisch eine Herausforderung ist (ökologische Perspektive), wie die Nachrichten im Presseraum aufbereitet und wie sie effektiv weitergetragen werden (kommunikationswissenschaftliche Perspektive), warum der Schiedsrichter für das Gelingen des Spiels so eine hohe Bedeutung hat und was das mit dem fair play der Spieler zu tun hat (ethische Perspektive), warum im Stadion überall Sicherheitspersonal herumläuft und was es mit den Fanblöcken auf sich hat (Sicherheitsperspektive), … man kann die Perspektiven fortsetzen. Fakt ist, dass die Schüler diesem Projekt die Bude einrennen, vieles ist situiert, die Spieler (Idole) werden in die Programme kreativ eingebunden, z.B. in Sprachlernprogramme, die dann wieder mit Bewegungsprogrammen verbunden sind. Das Problem ist, dass die Organisatoren die Massen gar nicht mehr bewältigen können. Deshalb nun (auch) e-Learning, multilingual, weil es in jedem Verein mindestens 10 Nationalitäten gibt. Man kommt aus den pädagogischen Ideen nicht mehr raus, warum fällt es uns hier nur so leicht? "Rich Learning Spaces" (RLS) hatte ich es in der Überschrift genannt, die Orte bieten selber viele (authentische) Anlässe, da braucht man gar nicht so viel aufbereiten, sondern kann sich als Pädagoge ganz darauf konzentrieren, wie man den Kindern/Jugendlichen diese "Knotenpunkte" (Sport ist nur ein RLS von vielen) – näher bringt, sie entfaltet, ihre Abhängigkeiten und auch Grenzen sichtbar macht.