Vorletzte Woche war ich seit langer Zeit mal wieder in einer Vorlesung. Professor Karen Gloy, emeritierte Philosophin der Universität Luzern, hat an der LMU München im Rahmen des Seniorenstudiums „gelesen", … ja gelesen, so ging das früher (und heute), man darf gespannt zuhören! Inhaltlich ging es um historische, epistemische sowie grenz- und außerwissenschaftliche Aspekte zum Thema Wissen.
In der Mittagspause hatte ich Gelegenheit, Frau Gloy zu sprechen. Interessanterweise hatte sie mich vor ein paar Monaten nach Durchsicht meines Weblog-Beitrags (Analogiedenken) mit der Bitte angeschrieben, ob ich bereit wäre, ihr neues Buch „Wahrnehmungswelten" zu rezensieren. Mich hat diese Anfrage wirklich sehr gefreut! Nach einer ersten Durchsicht des Buches ging es mir im Gespräch nun darum herauszuhören, was sie bei (all) ihren Büchern umtreibt, ob es ein leitendes Grundmotiv gibt. Zentral ist die Beobachtung, dass wir es spätestens seit Descartes mit einem (gegenüber früheren Phasen) reduzierten Wissensbegriff sowie eindimensionalen Vorstellungen von Wahrnehmung zu tun haben. Gloy plädiert für einen weiten Wahrnehmungsbegriff der neben der naheliegenden sinnlichen Dimension auch ontologisch „tiefere" Dimensionen (emotionale, spirituelle, prärationale Aspekte) beinhaltet. Hier übersteigen wir die Grenze zum Mainstream, zu dem, was wir Anfang des 21. Jh. als „wissenschaftlich" bezeichnen.