Sport ohne Doping

Gestern war ich mit Johannes Metscher in Frankfurt am Main bei der Deutschen Sportjugend. Wir haben im kleinen Kreis über Möglichkeiten zur Anwendung von Web 2.0 Ansätzen für den Bereich Dopingprävention gesprochen. Das Thema Doping ist z.Z ja in aller Munde, nicht ohne Grund. Ich selber finde die Dopingproblematik höchst interessant, weil darin – wie soll ich sagen – die "Funktions"-Grenzen des Leistungssport im heutigen Sinne sichtbar werden. Das Thema umfasst mehrere in sich verschränkte Facetten und geht weit über den Sport i.e.S. hinaus. Mit etwas Sinn für Analogien ist es ja ein Problem unserer Leistungsgesellschaft schlecht hin, in der eine Ökonomie der Aufmerksamkeit ebenso regulierend ist wie bei Sportevents. Ich meine also, dass man beim Thema Doping im Sport sehr viel über Gesellschaftsmodelle, Menschenbilder und "Steuerungsmechanismen" von Organsiationen und Menschen lernen kann – im wahrsten Sinne ein klassischer Lerngegenstand. Ich werde in den nächsten Wochen darüber berichten, wie die Sache mit dem Doping weitergeht.

Pilgerreise und Neoreligion?

Gerade bin ich auf das Blog eines interessanten Menschen gestoßen – ein tüftelnder MedienPhilosophie- Theoriepraktiker :-), er heisst Felix Hardmood Beck. Er beschäftigt sich in seiner Diplomarbeit damit, eine "Pilgerreise in ein Digitales-Objekt zu übersetzen" und zudem die Rolle des Jakobsweges als Kommunikationsmedium zu Netzwerken wie dem Internet herauszuarbeiten. In der Summe also eine Arbeit mit historischen, philosophischen, medientechnischen Bezügen. Ins Auge fällt zunächst sein Teilprojekt GeoCane:

„Über eine Dockingstation können Zielkkoordinaten auf den GeoCane übertragen werden. Der Neopilger läuft los. Während des Weges zeichnet ein integrierter Microchip jede gegangene Wegstrecke auf, sodass man niemals über gleiche (also demnach bereits bekannte) Wege geleitet wird. Eine in Griffhöhe eingelassene Technik verweist durch leichte Vibration, als haptischer Display, auf eine zu gehende Richtung. Der Zielort bleibt dabei unbekannt und von weniger großer Bedeutung als der Weg an sich.“

Wenngleich dieses elektronische Werkzeug zu viele Anwendungen im Bereich Bewegung+Lernen inspiriert: den Theorieteil der Diplomarbeit finde ich auch sehr spannend. Ich werde es mir mal ausdrucken und lesen.

Stiftung für Entrepreneurship

In den Jahren 1998/1999 habe ich bei Hermann Rüppell in Köln – Professor für Pädagogische Psychologie – eine Arbeit über „Das (analoge) Denken von High-Tech-Gründern“ schreiben wollen. Leider oder Gott sei Dank ist daraus nichts geworden ;-). Jedenfalls habe ich mich damals auch mit dem Thema entrepreneurship education auseinandergesetzt und einige der in Deutschland stattfindenden Tagungen besucht. U.a. konnte ich Prof. Faltin von der FU Berlin hören, der mit großer Begeisterung – aber mit ganz wenigen Analogien :-( – seine Teekampagne vorgestellte. Mir hat an diesem Thema gleich gefallen, dass dabei eine wirtschaftliche Komponente mit einer genuin pädagogisch-psychologischen verknüpft wird und sich Faltin durch einen spezifischen Entrepreneurbegriff auszeichnete, der mehr an einem „Künstler“ erinnerte, als an einen zigarrerauchenden oder aalglatten Unternehmer. Mit diesem Unternehmertyp konnte ich etwas anfangen, weil das „Schöpferische“ bei ihm im Zentrum stand und Faltin ihn durch eine bestimmte Lebenshaltung eingrenzte. Auch wenn das für die „harte BWL“ alles Wischi-Waschi war und ist – für mich hatte der Berliner Ansatz Reiz und ich bin mir auch einigermaßen sicher, dass da etwas wahres dran ist. Nur kriegt man den Künstler weniger gut zu fassen als eine 1 Mill. Dollar Bilanz.

Angestoßen durch ein Skype-Telefonat mit Veronika Mansmann bin ich dann heute wieder auf die Internetseiten von Prof. Faltin gekommen und damit auf die Seiten der einigermaßen frisch gegründeten Stiftung für Entrepreneuership. Ich finde die Beiträge sehr interessant, viele junge Leute und auch verwegene bis lustige Ideen sind dabei. Wer will kann mal auf dem Stiftungsblog vorbeischauen, zumal sich hier auch einige Portalkollegen auslassen. Man hat den Eindruck, dass es in der Tat um künstlerische „Lebenshaltungen“ (siehe Vortrag entrepreneurial society) geht :-) … aber eben nicht bei allen Beiträgen.

2007 – Selektiver Jahresrückblick

Wenn man sich fragt, was im Jahr 2007 denn „so los war“ oder gar, was es „gebracht“ hat, bleibt die Antwort dünn. Sobald man aber Monat für Monat ins Auge fasst und dieselbe Frage erneut stellt, tauchen die Ereignisse auf, wie Luftblasen aus dunklen Gewässern.

In der Gänze betrachtet war 2007 für mich eine Wiederbegegnung mit dem Sport bzw. der Sportwissenschaft. Auf der Tagung in Ruit habe ich erstmals wieder Kontakt zu mehr oder weniger bekannten Menschen aus dem Umfeld des Sports aufgenommen. Besonders in Erinnerung ist mir der Vortrag von Bernhard Peters von TSG Hoffenheim dessen Botschaft war: das „moderne“ Training kommt ohne Reflexion und emotionale Kompetenz nicht mehr aus. Na toll! Dann bin ich hier richtig, sagte ich mir. Zudem habe ich auf dieser Tagung erstmals Christoph Igel kennen gelernt, mit dem ich mich seither ebenso gern wie fruchtbar austausche. Zwei offizielle Vorträge zum Thema Videoblog beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Frankfurt und bei der diesjährigen dvs Tagung in Hamburg boten mir erste Anker für die Formulierung einer „neuen“ Trainingsdidaktik, die ich gerne in Richtung „Sportdidaktik & Bildungstechnologie“ ausbauen möchte. In 2008 zeigen sich zumindest Möglichkeiten einer Weiterführung, einmal in Dillingen im Rahmen einer Lehrerfortbildung, evtl. bei der Tagung der Sportinformatik in Augsburg und bei der Tagung des Deutschen Sportlehrerverbandes in Köln. Mal sehen was „kütt“…

2007 war natürlich der Start für Tech Pi & Mali Bu! Ich habe ja im blog mehrmals über unsere beiden Freunde berichtet. Ja, ich erinnere mich, es war in einem Hotel in Bonn im Anschluss an eine Tagung „Web 2.0“ an der Gabi teilgenommen hat. Da haben wir zum ersten Mal Herrn Richard Heinen getroffen und ihm von Tech Pi & Mali Bu erzählt, ach was sage ich, wir haben Bilder gezeigt. Wir waren uns rel. schnell einig, dass wir daraus ein Projekt machen müssen. Workshops mit Grundschullehrern, Brainstroming, Konzepte, Verträge und der ganze Summs folgten. Herausgekommen ist die Umgebung auf der gleichnamigen Seite. Das Team das in den Monaten Mai bis Oktober zusammengearbeitet hat, war echt spitze! Selten macht arbeiten soviel Spaß. Im Oktober konnte ich das Konzept „Story Anchroed Curruiculum“ dann auch noch auf der Jahrestagung „Naturwissenschaft entdecken“ vorstellen. In 2008 wollen wir die Umgebung in Richtung „web 2.0“ aufbohren, auch darauf bin ich gespannt, vor allem deshalb, weil ich neugierig darauf bin, wie die Grundschüler mit dem aktiven Part zurechtkommen und ob es ihnen den Lehrern etwas taugt.

Natürlich denke ich auch an die vielen „kleineren“ Projekte (klingt niedlich, nicht?) – den Aufbau des Portals zum Persönlichen Wissensmanagement u.a. in Kooperation mit Gabi und Martin Eppler, die Entwicklung des Paedimed Portals (noch längst nicht fertig) und der damit zusammenhängenden Diskussion um eine rechte Gesundheitsdidaktik im Kontext von Hautkrankheiten und Sexualität bei Schülern etc. Narrationen spielen dabei eine große Rolle, sie sind im Grunde „querliegende Säulen“ bei all unseren Arbeiten. In diesem Zusammenhang sind auch wieder erste Überlegungen aktiviert worden, wie man das Thema Analogien neu aufbereiten kann, vielleicht unter einer web 2.0 Perspektive und speziell für die Zielgruppe Lehrer … aber hier fehlen uns noch die Sponsoren. Alles kann man nicht aus eigener Tasche machen.

Und was war mit Ökonomie und Bildung? Oh ja, … wir haben ja alle auf die Hamburger Tagung „beim Schulmeister“ hin gefiebert. Die Podiumsdiskussion wurde hoch angekündigt; das schmeichelt, sorgt aber gleichzeitig für eine nervöse Erwartungshaltung. Der Prozess zum fertigen Panel war wie immer etwas aufwändig (Konzept, Teilnehmern, Videos, Technik etc.), aber wenn das ganze mal steht und im Kasten ist, dann ist man froh. Das die Stimmen dieses Jahr durchwachsen waren ist schade, aber das liegt in der Natur der Sache. Ich hatte ja geschrieben, dass es 2008 „andere“ machen können … ja das gilt für die GMW Tagung in Krems. Ökonomie und Bildung wird sich 2008 zusammen mit der Hans Seidel Stiftung für eine Tagungsreihe „Ist die Ökonomisierung der Bildung ökonomisch?“ engagieren. Die Workshopreihe ist für die Monate Juni, Juli August in Umrissen geplant und betrifft die Bereiche Kindergarten, Schule und Universität. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Mandl (LMU München) und Prof. Höfling (HSS) und in Zusammenarbeit mit Sandra Hofues (Ö+B, imb, Planungen) und Ulrich Fahrner und Tom Sporer (Ö+B, imb, Video) werden wir schon etwas auf die Beine stellen. Interessant dabei scheint mir die neue Perspektive: Ist Ökonomisierung ökonomisch?“ Also entweder ist das ein Widerspruch oder man redet von zwei verschiedenen Dingen oder man hat zwei unterschieidliche Bewertungsmaßstäbe. Jedenfalls soll 2008 der Dauerspagat von Ökonomie und Bildung (Spagat?) unter einer (aufgeklärten) ökonomischen Perspektive betrachtet werden.

So, das waren mal die offiziellen und nach außen gut darstellbaren Dinge. In 2007 sind natürlich auch Sachen passiert, die weniger schön waren, z.B. das mein Partner Christian Zange aus Ghostthinker ausgestiegen ist. Also er ist ja noch da, im Moment, aber er wird 2008 sein Glück in Afrika bei der Entwicklungshilfe suchen …und finden! Die Zusammenarbeit mit ihm war in den letzten 4-5 Jahren sehr interessant. Er hat das Profil von GT geprägt und durch viele Diskussionen rund „um den Globus der Ideen“ haben wir sicherlich mehr gefunden als neue Kontinente. Ich werde ihn vermissen.

Mit seinem Weggang haben wir uns bei GT nochmal auf die (vermeidlichen) Stärken konzentriert: herausgekommen ist ein stärkerer Fokus auf die Entwicklung von „neuartigen“ und „großartigen“ didaktischen Konzepten inklusive der technischen Entwicklung. Nicht als Ersatz für Christian, sondern sicherlich mit einem eigenen Anspruch wird Johannes Metscher das Team bereichern – nicht nur als Gesellschafter. Mit ihm habe ich schon seit 2005 zusammengearbeitet und als Multimediamann mit Blick für Didaktik und Kunden eignet er sich wunderbar für den gesamten Bereich Technologie, den er ab 2008 leiten wird.

Ja … dann. 2008, das olympische Jahr beginnt in ein paar Stunden. Soll der Trunk genauso gut schmecken wie der Weg dorthin.

Seminar „Asthma bei Kindern“

Im Kontext der von Ulrich Fahrner offiziell angebotenen Seminarreihe „Videoarbeit“ konnte ich im Semester 06/07 das Teilprojekt „Gesundheit“ anbieten (Seminarweblog). In einem eher projektorientierten Unterrichtssetting haben wir in einer kleinen Gruppe von 4 Studenten (Multimedia, MuKler) das Thema „Asthma bei Kindern“ fokussiert. Im Zentrum stand die Aufgabe, ein Präventions- bzw. Instruktionsvideo für Kinder zu drehen, indem Ursachen von, aber auch Interventionsmöglichkeiten gegen Asthma enthalten sind. Neu und herausfordert war, dass das Video „aus der Perspektive des Kindes“ entwickelt werden sollte, um möglichst große Akzeptanz- und Behaltenseffekte (evtl. auch Verhaltenseffekte) bei der Zielgruppe zu erzielen. Überraschend ist ja, dass viele Videos im Asthmabereich die Kinder ansprechen wollen, dabei aber recht häufig „Experten“ – also Erwachsene – zu Worte kommen. Uns war bewußt, dass ein „Kindervideo“ immer ein Spagat ist zwischen den Ansprüchen dieser Experten (richtige medizinische Informationen) und der Kinder, die primär Ansprachen für ihre diffusen Ängste (plötzlich Atemnot, Todesangst, nicht mehr spielen dürfen, Krank-Sein etc.) brauchen.

Das die Studiengruppe dieses Spagat sehr gut hinbekommen hat, wurde uns von zwei Experten des beta Instituts, u.a Herrn Andreas Podeswik bestätigt, den wir für die Abschlusspräsentation gewinnen konnten. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass der Ansatz zum kindgemäßen Video ausbaufähig ist und gerade auch für die Forschung fruchtbare Wege aufzeigt. So, hier geht es aber endlich zum Video, über Rückmeldungen freuen wir uns!

Tech Pi und Mali Bu: Erste Projektphase beendet

Am Freitag waren Johannes Metscher und ich in Bonn beim Verein Schule ans Netz. Dort haben wir zusammen mit dem Leitungs- und Qualitätsteam (Hr. Heinen, Rotter, Fr. Datz u.a.) einen Workshop zum Projekt Tech Pi und Mali Bu durchgeführt. Es ging im Workshop darum, die vergangenen 5 Projektmonate zu besprechen (Lesson Learned) und vor allem Perspektiven in Richtung „Web 2.0“ zu diskutieren. Dabei haben wir uns für die Möglichkeit begeistert, dass Kinder wie Lehrer in die Geschichte Kommentare einbringen und vor allem die Geschichte mit geeigneten Features weitererzählen können.

Mir gefällt das ganze Projekt deshalb so gut, weil (a) die Zusammenarbeit mit den Kollegen von Schule ans Netz konstruktiv verläuft, wir dabei immer wieder aufgefordert sind, uns in die Perspektive der Lehrer zu versetzen, (b) dass das Stichwort „Web 2.0“ aus der Perspektive der Grundschule beleuchtet werden muss (Was ist wirklich sinnvoll?) und (c) das Thema Wissensvermittlung gleichgewichtig neben Motivation und Begeisterung steht, was wir ja durch die Narration einlösen wollen. Ach ja, gerade der letzte Punkt scheint aufzugehen: die Kollegen aus der Schule berichten uns von ersten Einsätzen, dass die Kinder die beiden Figuren und die Geschichte intensiv aufgreifen und sehr bei der Sache sind. Und genau hier kommen viele Fragen auf: Nutzen die Kinder ihre Begeisterung dafür, sich intensiver mit dem Sachgegenstand (Klima, Regenwurm) auseinanderzusetzen? Stellen sie vermehrt und qualitativ andere Fragen? Können sie die wichtigen Merkmale zu den jeweiligen Themen auch längerfristig merken? Erzeugt die Geschichte einen mentalen Zusammenhalt in bisher fragmentierten Unterrichtseinheiten? Aber, bei aller Nutzererwartung … wenn die Kinder voller Neugier fragen, wann denn endlich die neue Reihe von Tech Pi und Mali Bu kommt, dann ist das schon toll. Begeisterung ist aller Anfang.

Unsere (allerersten) Erfahrungen stimmen uns also hoffnungsvoll. Mit einer Weiterentwicklung des Projekts könnten wir (a) das Thema „Partizipation“ im Kontext der Grundschule deutlicher profilieren, wobei dabei interessant ist, wie man das „altersangemessen“ macht und b) den oben genannten Fragen im Feld systematisch und wissenschaftlich in Zusammenarbeit mit dem imb nachgehen. Mal sehen ob sich Wege finden …. hier finden sich jedenfalls die URL zu Tech Pi & Mali Bu und ein kleiner Artikel für das Portal von Lehrer online.

Soziales Verstehen

Gerade komme ich vom serven … dass ist ja ein eigentümlicher Prozess: man weiß nicht mehr so recht wo man gestartet ist und wie man von einer Seite zur anderen gekommen ist, egal. Am Ende meiner Tour war ich beim angekündigten BMBF Programm ""Web 2.0" und unter dem Eintrag von Jochen Robes fand ich einne lesenswerten Kommentar von Helge Staedtler.

(…) "Eine Förderung der Ingenieure, um soziales Verstehen und Hineindenken in normale Menschen zu etablieren, würde sich hier eventuell als Förderprojekt anbieten. Die wahren Goldschätze sind meiner Ansicht nach aber an der Grenzen zwischen Technik und Sozialpsychologie zu finden."

Dieses Statement finde ich sehr interessant, zumal aus dem Mund eines "Technikers" (die Zuordnungen verschwimmen ehe). Helge sieht die zentrale Herausforderung im Bereich e-learning /web 2.0 im "sozialen Verstehen". Damit meint er einerseits die Kompetenz von Technologen sich in Motive von Nutzern oder potentiellen Nutzern hineinzudenken. Andererseits geht es ihm im mehr Forschung im Bereich zum Nutzerverhaltens, um die Frage "warum" zeigt man Web 2.0 Verhalten (bloggen taggen etc.). Mit einer reinen Funktionszuschreibung (Kommunikation, Selbstdatstellung, etc.) ist es wohl nicht getan. Warum nutzen einige (wenige) Menschen diese Möglichkeiten, andere aber wieder nicht?

Also, warum "mitmachen"? …das Web 2.0 wird ja u.a. auch als Mitmachnetz beschrieben. Wer will den mitmachen?? Wir haben so einen normativen Anspruch auch in Schule und Hochschule. Neulich kam ich mit Basti Grünwald (der eine tolle MA Arbeit über interaktive Erlebniswelten geschrieben hat) darüber ins Gespräch und zwar im Kontext Erlebniswelten/Erlebnisparks. Da sieht es ganz klar so aus, dass europäische Versionen sehr passiv gestaltet sind, also fahrgeschäftsorientiert. Im Gegensatz zu amerikanischen oder japanischen Erlebniswelten, da geht es richtig zur Sache, hier machen die Menschen (mehr) mit. Deshalb haben auch narrative Ansätze dort eine größere Bedeutung (interactive story telling).

Also: ist es letztlich eine Frage der Kultur? Ja sicher, wenn man voraussetzt, dass der Mensch von Natur aus neugierig ist, nach Selbstwirksamkeit strebt, sozial eingebunden und autonom sein möchte (Deci & Ryan). Mir erscheinen diese Erklärungem alle richtig, aber auch zu unspezifisch. Es ist eine Frage der Kultur, sicher, aber es geht hier doch um ein Gemengelage aus Faktoren/Begrenzungen: keine Zeit, Reflexions- und Dokumentationsleistung ist anstrengend, wenig institutionelle Anerkennung, Geringschätzung des eigenen (lokalen) Wissens vor allgemeinen Wissen, geringe Vernetzung von Beruf und Privatleben, etc. Wir wachsen in dieser Welt auf, unsere Schul- und Hochschulsysteme pauken uns diese "Logik" ein, im Beruf ist lernen zwar "angesagt", aber wenn es um "Lern-Zeit" geht, wenn es um Öffnung nach außen geht, dann geht nix mehr. Ich habe in letzter Zeit zwei Kontexte kennen gelernt, in denen das Thema Web 2.0 neu ist. Das Problem sind nicht einzelne Anwendungen, sondern die mit dem Thema Web 2.0 einhergehende "Öffnung der Organisation" und die gesehenen Gefahr eines Kontrollverlustes. Den Mehrwert eines organsiationalen!!! Kontrollverlustes (auf individueller Ebene kann das Spaß machen – siehe Grünwald 2007) müsste man noch aufzeigen.

Ja, "soziales Verstehen" ist wichtig: einmal auf der Produktionsseite von Technologen, Pädagogen, Psychologen und vor allem Domänenexperten! (interdisziplinäres arbeiten) und auf der Nutzerseite in Richtung soziale Prozesse und Motivlagen. Wer Web 2.0 aber auch für Organsiationen nutzbar machen will, der darf die Stolpersteine zum organsiationale Verstehen nicht vergessen.

Paedimed – Zwischenstand

Letzte Woche hat sich unsere EU Paedimed-Projektgruppe in Herrsching am Ammersee getroffen, um den Projektstand und die Fortführung zu besprechen. Meine anfängliche Skepsis gegenüber einer „interdisziplinären Zusammenarbeit“ vor einem Jahr ist einer pragmatischen Haltung gewichen. Diese kennzeichnet sich dadurch, dass man versucht, die unterschiedlichen Potentiale aus Medizin und Pädagogik so zu bündeln, dass ein Produkt entsteht, welches im Anwendungskontext einen Nutzen spendet. Genau diese Produktorientierung hatte ich – wenn ich mich recht erinnere – schon vor einem Jahr als „Weg“ beschrieben, wie Wissenschaftler mit unterschiedlichen Hintergrund fruchtbar zusammenarbeiten können, weil über das Produkt und die Anforderungen im Anwendungskontext (hier weht der Wind her) viele Grundsatzfragen im Hintergrund bleiben. Ich bin zuversichtlich: vielleicht ergibt sich mit einem Folgeantrag die Chance, noch deutlicher den sicherlich voraussetzungsreichen Kerngedanken der Salutogenese zu profilieren und durch eine technologisch-konzeptionelle Erweiterung mehr Partizipation seitens der Schüler und Gesundheitsteams zu ermöglichen. 

Junior Campus, München

Gestern wurde ich in die neue BMW Welt bestellt, um eine erste Führung im Junior Campus zu erleben. Ebenso ging es darum, als Lernexperte (ich bin im Speaker Board) Journalisten gegenüber Rede und Antwort zu stehen. Gabi und ich haben vor ca 5 Jahren die ersten konzeptionellen Schritte mitbegleitet und nun ist es in der Tat erstaunlich, was da auf gut 400 Quadratmetern entstanden ist. Das Team um W. Berchtold (spiel & sport team gmbh) hat sich auf der konkreten Ebene vieles und auch gutes einfallen lassen, um mobilitätsbezogenes Wissen für Kinder attraktiv aufzubereiten und interaktiv-handlungsorientiert erlebar zu machen. Besonders befriedigend war für mich, dass das Thema Analogien so einen hohen Stellenwert bekommen hat ;-), Hermann Rüppell hätte seine wahre Freunde. Man wird jetzt sehen, wie das Konzept von den Kindern angenommen und vor allem auch von Lehrern aufgegriffen wird. Genügend Ankerpunkte im Lehrplan gibt es jedenfalls. Auf jeden Fall ist das Ganze ein neues Segment für das ausserschulische Lernen – hier aber in enger Kopplung zur Schule gedacht. Natürlich sind wir mit diesem Projekt mitten drin in der Diskussion von Ökonomie und Bildung. Ich denke aber – und dies ist ein Standpunkt – dass man als Pädagoge gut beraten ist, an den faktische Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu partizipieren, um seine Ideen genau hier in adäquater Form einzubringen. Was damit aber auch gleichzeitig einsetzen muss ist eine Diskussion darüber, wie man den "Grenzverkehr" zwischen Schule und Unternehmen "für beide Seiten produktiv" gestalten kann und muss.