Gutes Heft: Atlas der Globalisierung

Ich habe angefangen im Atlas der Globalisierung zu lesen. In sechs Kapiteln werden Weltprobleme/ globale Herausforderungen behandelt: 1. Neue Weltkunde, 2. Kapitalismus in der Krise, 3. Zukunft der Energie, 4. Viele Hauptstädte, viele Ansichten, 5. Kompliziertes Afrika, 6. Ungelöste Konflikte. Als Unterthemen finden sich z.B. Cyberterrorismus, Migration, Staatsfonds, Neoliberalismus, Öl und Armut, Zaghaftes Europa, Asien im Afrikafieber.

Was dieses Heft auszeichnet ist die sehr dichte Beschreibung und klare Visualisierung von lokalen verankerten Themen auf je zwei Seiten, also der Versuch, pro Thema ein "big picture" zu zeichnen. Die Reduktion auf Wesentliches lässt viele Details notwendig weg.

Was sich beim Durchlesen und studieren der Themen idealerweise einstellt ist ein Gespür für die allgemeinen Linien, Entwicklungen und Abhängigkeiten in unserer Welt, also so etwas wie ein global (big) picture. Ähnlich wie auf einen Schachbrett werden auf der Weltkarte Schritt für Schritt diese sonst verdeckten und fragmentierten Beziehungen zwischen Klima, Hunger, Migration, Krieg, aber auch politischen Stabilität, Wirtschaft, Technologie sichtbar(er). Die kurzweiligen Zweiseiter laden dazu ein, diesen Berg (und damit die neue Rundumperspektive) zu erklimmen.

Älter werden

Gestern war ich mit Gabi im Kino. Der Film hieß „Giulias verschwinden“ und behandelt das Thema „Alter oder älter werden“. In der Hauptrolle zeigt Corinna Harfouch ihr bestes. Flankiert wird sie von einem tollen Bruno Ganz sowie Stefan Kurt oder auch Sunnyi Melles. Giulias verschwinden ist ein eher stiller Film, der von Dialogen lebt, dessen Witz man wahrscheinlich erst versteht, wenn man die 40 hinter sich gelassen hat. Z.B. musste ich schmunzeln über:

  • Zwei 15 Jährige unterhalten sich im Bus: „Willst du 18 sein, nee, dann bist du ja in zwei Jahren schon 20. … Oder 30? Nee …, vollkrass.“
  • Eine 50-jährige in einem Restaurant: „Als ich jung war, erschienen mir die 40-jährigen genauso alt wie die 70-jährigen.“
  • Ein 50-jähriger in einem Restaurant: „Neulich hat mir jemand erzählt, dass Paul gestorben ist (Paul ist ein Klassenkamarad).“ Betroffenheit am Tisch. „Hätte ich mit 15 erfahren, dass ein 35-jähriger gestorben ist, dann hätte ich gesagt: immerhin!“(sinngemäß)

Wahrscheinlich kommen die genannten Textpassagen nicht so gut rüber wie im Film – logo. Im Film konnte man sehen, wie die Menschen mit dem Alter/Altern umgehen: einige ertragen es mit Galgenhumor, einige sind verängstigt und verzweifelt, andere fühlen sich ganz wohl, indem sie versuchen, im Augenblick zu leben. Was der Film auch zeigt: Älter werden ist ein Gemeinschaftsprojekt und in dieser Form kann es dann auch recht lustig zugehen. Insgesamt ist die Endlichkeit aber ein schwieriges Thema, da halte ich es mit Bruno Ganz: "Ich ignoriere das Alter …solange es mich ignoriert".

Weihnachtsbaum 2010

Ha! Rekord. Bis weit über die Februarmitte hinaus habe ich den guten Weihnachtsbaum auf der Terasse stehen lassen können. Mein Vorschlag, den Baum mit bunten Eiern zu behängen stieß auf keine Resonanz. Zum ersten Mal habe ich die Kerzen "aufgeräumt", dauerte keine 2 Minuten. Ich werde also im Winter 2010 meine wahre Freude haben, aber auch auf "tiefe Einsichten" der "Verwicklung" verzichten müssen. Also … durch ist das Thema noch nicht, es ist ein Test.

Praxen des Diskurses

Rolf Schulmeister hat sich mit einer Replik zurückgemeldet. Darin nimmt er Stellung zu im Etherpad (u.a) formulierten Deutungen.

Im Grunde passiert hier gerade das, was ich weiter unten als „wissenschaftliches Trainingslager“ bezeichnet habe, denn im Nachvollzog (ggf. durch Beteiligung) am bisherigen Dreikampf (Artikel, „Rezension“, Replik …) kann man als Nachwuchswissenschaftler viel über WISSENSCHAFT lernen! Für mich ist folgende Passage zentral:

"Der Aufsatz basiert lediglich auf einer Hypothese bezüglich Kommentaren, nämlich, dass dieses Feature Weblogs von Websites unterscheidet und deshalb etwas bedeuten müsse (könne). Es geht also allein um die Kommentare, wobei ich von der Annahme ausgehe, dass implizit (oder soll ich sagen "transzendental"?) mit Kommentaren das Ziel des Diskurses angestrebt werde. Oder anders formuliert: Weblogs führen neu die Kommentarfunktion ein und unterstellen damit, dass es neben den Posts auch um die Kommentare gehe (den Begriff von unterstellen bzw. transzendental bitte ich bei J. Habermas nachzulesen: Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen Kompetenz", in Habermas/Luhmann: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. suhrkamp 1971, S. 136). Ich versuche auf diese Weise die Kommentarwelt der Weblogs wenigstens indirekt auf die Vorstellung einer gelingenden Praxis zum Diskurs zu beziehen. Das mag anders gesehen und bezweifelt werden. Meine Forschungsfrage bleibt damit aber bestehen, denn sie ist ebenso legitim wie gegenteilige Annahmen." (S. 2)

Den Punkt der „Unterstellung“ werde ich nachlesen müssen, um mir ein Bild zu machen. Rolf Schulmeister sagt es dann aber auch: "Ich versuche auf diese Weise die Kommentarwelt der Weblogs wenigstens indirekt auf die Vorstellung einer gelingenden Praxis zum Diskurs zu beziehen." Ha, gut zu wissen, so klar habe ich es sonst nicht gelesen.

Wahrscheinlich werden wir sehen, dass die Praxen der Kommunikation im Netz sich von der Praxis der Korrespondenznetzwerke (siehe Replik/Persönliches) unterscheiden, dass es sich also um eine eher weite Analogie handelt. Spannend ist dann die Frage, welche Stütz- und Transformationsfunktion die Netzkommunikation für Diskurse (höherer Ordnung) haben kann.

Schulmeisterlich

Als ich vor einer guten Woche die Festschrift für Stefan Aufenanger per gelber Post bekam, da habe ich nach einem kurzen Kontrollblick in unseren Artikel den Text von Rolf Schulmeister (unter Mitarbeit von Leikauf und Bliemeister) aufgeschlagen … und am Postkasten stehend gelesen. Es war sehr kalt.

Keine Frage, der Text hat mich gefesselt: nicht nur, weil die gute Gabi qua Setzung im Visier der Aufmerksamkeit steht und damit mir bekannte Blogger beforscht werden, sondern auch wegen der normativen und damit streitbaren Prämissen (Edublogger sind diskursorientiert), die Rolf Schulmeister seiner Analyse zugrunde legt.

Nun wurde bereits an einigen Stellen Kritik an Schulmeisters Text geäußert: Beklagt wird z.B. die Methodik, der theoretische Rahmen (IuK-Ökologie/Michael Kerres) oder einfach nur die spitzen Formulierungen, z.B. die von vierzig Jahren hochschuldidaktischer Forschung unbelasteten Blogbeiträge bei Christian Spannagel.

Ha, wahrlich schulmeisterisch … aber im produktiven Sinne! Anders als Gabi, Herr Wedekind oder Christian selber sehe ich darin kein Vergehen, sondern einen wohl sportlich gemeinten Trick, um den von ihm attestierten Mangel an Kommunikationskultur „anzuheizen“. Wie meisterlich ihm das gelungen ist, zeigen die Reaktionen auf seine „Ansichten“. Wenn die Irritation der oft  selbstbezüglichen Community zu einer vertiefenden Auseinandersetzung – gern in Abgrenzung zum vorbuchstabierten methodischen Zugriff – führt, dann umso besser. Rolf Schulmeister wird sich zurücklehnen und auf gut hamburgisch sagen:  Freunde, mehr kann (und will) ich nicht leisten.

Die Einladung zum berühmten „Ko-Referat“ ist damit ausgesprochen …

Gegengutachten sind wissenschaftliche „Trainingslager“

Anfang 2008 hatte ich mir vorgenommen, einen wissenschaftlichen Artikel zu unserem Tischtennisprojekt zu schreiben. Inhaltlich wollte ich das didaktische Grundkonzept, die eingesetzten Technologien und eine Befragungsstudie vorstellen. Die Zeitschrift der Wahl im Bereich des Sports ist die SPORTWISSENSCHAFT, das Zentralorgan der deutschsprachigen Sportwissenschaft. Leider wurde der Artikel „Blended Learning in der Trainerausbildung“ von den Gutachtern abgelehnt. Ich war nach sorgfältigem Studium der drei Gutachten darüber so erbost, dass ich mich hinsetzte und ein ca. 10-seitiges Gegengutachten zusammenstellte, in dem ich jedes der in den Gutachten genannten Argumente systematisch aufgriff und so gut es ging entkräftete (Zielsetzung, Aufbau, Methode, Literatur, wissenschaftstheoretischer Standpunkt, etc.). Das hatte damals kathartischen Charakter und damit einen spürbaren Nutzen! Im Windschatten dieses Zehnseiters lauerte aber ein Potenzial, das ich zunächst nicht bemerkte: Gegengutachten sind wissenschaftliche TRAININGSLAGER!

Gott sei Dank hat mich im Nachgang dieser ersten Euphorie ein Hambuger Professor davor bewahrt, meine zehnseitige Kampfschrift online zu stellen – trotz aller Potenziale, die eine solche Öffnung versprach. Der zentrale Satz von ihm: „Wenn du dich auf die Spielregeln einlässt, dann darfst du am Ende nicht aussteigen“. Praktisch riet er mir (mit genauem Fingerzeig auf die wunden
Punkte), den Artikel zur überarbeiten und bei einer anderen Zeitschrift einzureichen.

Da ich immer schon mal eine Artikel in englischer Sprache veröffentlichen wollte, wandte ich mich an die Zeitschrift „Physical Education and Sport Paedagogy“, zumal das Ziel der Zeitschrift zu meinem Ziel zu passen schien (… promotes the communication of educational research in physical education and youth sport and related fields such as teacher and coach education). Der gekürzte und in Englisch verfasste Artikel (many thanks to Nina) kam aber nicht mal über die erste Hürde. Obwohl neue methodische Ansätze eines Online-Coachings, einer mediengestützten Lehre im Bereich der Trainerausbildung im Zentrum standen, wies man mich knapp mit der Begründung ab, dass der Inhalt nicht mit den Zielsetzungen der Zeitschrift vereinbar sei. Ich hatte den Eindruck, dass das Thema „E-learning“ nicht willkommen war.

Also suchte ich weiter und blieb beim „International Journal of Sports Science and Coaching“ hängen. Ich schrieb den Herausgeber Simon Jenkins direkt an, der Artikel wurde von zwei Gutachtern aus UK und Australien positiv eingestuft. Mit kleineren Überarbeitungen ist der Artikel "Cognitive Tools 2.0 in Trainer Education" im 4. Quartal 2009 im IJSSC veröffentlicht worden, also gut 2 Jahre nach der ersten Fassung.

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Wisst ihr, was bei dieser „Ochsentour“ am wichtigsten war? Mein zehnseitiges Gegengutachten! Warum? Weil ich da (zumindest simuliert) mit Wissenschaftlern in einen Diskurs getreten bin, ich war gefordert „meine Sache“ zu verteidigen, gute Gründe zu finden, warum ich mit den Gutachten nicht einverstanden war. Das war eine Art schriftliche Mini-Disputation und für mich „großes Tennis im Hinterhof“. Es geht nicht darum, ob meine Gegenargumente TATSÄCHLICH entkräftend waren, sondern darum, dass hier das Spiel der Wissenschaft „These-Begründung-Gegenthese-Begründung etc.“ gespielt wurde. Wo darf man das denn heute noch spielen? Auf Tagungen im 15-min Takt? In Zeitschriften, wo ein Gutachten das akademische „Basta“ ist?

"Gegengutachten sind wissenschaftliche Trainingslager“ – so die Überschrift. Warum also nicht dieses Brachland zum wissenschaftlichen Lernen nutzen? Gabi hatte vor Kurzem in ihrem Blogbeitrag „Minderheitenmeinung“ auf ein solches Trainingslager aufmerksam gemacht: „Öffentliche Diskussion nach anonymem Peer-Review“, so der Titel des Forums von Herrn Prof. Brügelmann und dem Pädagogischen Journal.

Ist ein „Forum“ die Antwort? Nein natürlich nicht! Das Problem ist komplex und man muss sich fragen, wie viel Öffnung bei Zeitschriften sinnvoll und machbar ist. Dass aber die sorgfältig verfassten Gutachten von Experten derzeit primär zum „stillen Lesen“ genutzt werden, ist – gelinde gesagt – supotimal: für den Autor als lernende Person, für die Zeitschrift als lernende Organisation und auch für die Wissenschaft als fortschreitende Idee.

Driver Instructor Education 2.0: Erster Workshop

Am 7. Januar 2010 hatten wir unseren ersten Workshop im EU-Projekt DIE 2.0. Vorangegangen waren viele Stunden zur Konzeption und Vorbereitung zwischen den Jahren. Zusammen mit dem Uniteam, bestehend aus Gabi, Tamara und Silvia sowie den Ghostthinkern haben wir ein modulares und mediengestütztes Grundkonzept für die praktische Fahrlehrerausbildung (Lehren Lernen) entwickelt. Modular deshalb, weil die Ausbildung selber sehr unterschiedlichen Standards folgt und man deshalb auf ein flexibles und bedarfsorientiertes Konzept achten muss. Am Workshoptag selber kamen alle Projektpartner sowie zwei Gäste/erweiterte Partner zusammen! Unser Workshop-Input wurde sehr engagiert diskutiert und um viele Praxisaspekte
bereichert. Nach ersten Rückmeldungen der Beteiligten ein guter Auftakt, was mich besonders freut, denn nicht immer ist die Zusammenarbeit zwischen Uni und Praxis so ergebnisorientiert. In den Folgetagen haben wir nun unserem Entwurf ein Redesign unterzogen, die Workshopergebnisse eingebunden und neu zusammengestellt. Die jetzige Vorlage dient als Basis für alle weiteren Schritte, d.h. der Technologieanpassung, der Entwicklung konkreter Instruktionshilfen, Untersuchungsdesign etc. In ca. 4-6 Wochen sollten die ersten Strukturen stehen. Ich befasse mich derweil immer noch mit Änderungsanträgen und Partnerverträgen, also Dingen, die eher gemacht werden müssen, als das sie Freude machen :-).

Implementation ist die Erzeugung eines neuen Kontextes! Jahresrückblick 2009

Gegen Jahresende versuche ich mich in einem Rückblick, was war 2009? Wenn ich meinen Blog so durchgehe, dann fallen drei Dinge auf: Konferenzen, gelungene Projekte und Diskursionsbeiträge im Blog "Gedankensplitter".

Ja, sicher das absolute Hightlight FÜR MICH war die Konferenz in Frankreich, auf der ich zum ersten Mal ein Referat auf Englisch gehalten habe, vor einem „echten“ internationalen Publikum. Neben diesem coming out hat mir dort die Stimmung gefallen, die einfach nur dann zustande kommt, wenn sehr verschiedene Nationen versuchen, Beiträge zu einem bestimmten Thema zu formulieren und dabei „Hände und Fuße“ benutzen.

Fest in Erinnerung ist mir die gesamte Antragsphase des EU-Projekts Driver Instructor Education 2.0. Ende 2008 hatte ich mir in den Kopf gesetzt, doch mal „einen EU-Antrag zu schreiben“. Das dies recht aufwändig ist, vor allem was die Akquise der Partner und die Beachtung aller Formalien angeht, hatte ich anfangs nicht so im Blick. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Ghostthinker wurde Projektträger, die Uni Augsburg wissenschaftlicher Partner und zusammen mit dem Europäische Fahrlehrerverband und drei Praxispartnern arbeiten wir ab Oktober 2009 an neuen Coachingmethoden, um die Fahrlehrerausbildung durch den gezielten Medieneinsatz zu verbessern. Dabei wenden wir u.a. Konzepte aus früheren Arbeiten an, z.B. das eSAMB/Uni . Zentral ist aber die Anpassung der Internet- und Videotechnologie (edubreak) für den neuen Kontext. Am 07.01.2010 veranstalten wir unseren ersten Workshop und ich bin sehr gespannt wie sich das vielversprechende Projekt entwickeln wird.

In die Linie erfolgreicher Projekte gehört sicher auch unser Sportprojekt. Zusammen mit dem TTVN, WTTV, DTTB und mit Unterstützung des DOSB-Innovationsfonds konnten wir 2009 das Konzept edubreakSPORTS weiter ausbauen und verfeinern. Vor allem konnten wir im Bereich des Feedbackmanagements, des Betriebsmodells und der länderübergreifenden Zusammenarbeit viele neue Impulse gemeinsam entwickeln, die die praktische Arbeit konkret bereichern. Dass dieses Projekt 2010 nun auch im DTTB in der A-Lizenz weitergeführt wird erfreut umso mehr. Im Rückblick wird klar, dass die Zusammenarbeit weniger als Medienprojekt, sondern vielmehr als  Organsiationsentwicklungsprojekt zu bezeichnen ist. Mit einem kleinen technischen Prototypen sind wir 2007 gestartet, entwickelt hat sich ein komplexes technisches System, ausgefeilte didaktische Szenarien, angepasste Elemente aus Qualitäts- und Wissensmanagement und sicher auch viel Know How bei den Praxispartnern, die das Projekt um viele innovative Gedanken bereichert haben. Durch die enge Partnerschaft mit den Praktikern ist so etwas entstanden wie eine „open innovation“. Man könnte sagen: Implementation ist die Erzeugung eines neuen Kontextes und nicht die Anwendung eines (am grünen Tisch gedachten) Prinzips.

2009 habe ich mich erstmals eingeklingt in die Diskussionen, die Peter Baumgartner in seinen Blog „verursacht“. Spannend fand ich die Beiträge zum Lebendigen (Grundlage: Christopher Alexander), zur Mustertheorie (Helmut Leitner) und in der Folge zu sog. Pattern (Christian Kohls), wobei mir die Frage wichtig war, ob Pattern Analogien sind, weil damit das Verhältnis von kreativem Entwurf und wiederkehrenden Muster besser zu fassen ist. Leider konnte ich bei der ersten Forschungswerkstatt die Peter zum Thema veranstaletet hatte nicht anwesend sein. So eingestimmt auf „steile“ Diskussionen, habe ich mich auch auf Peters Lesereise zu Latour eingelassen. Ich dachte anfangs, dass wir zu „Hunderten“ darüber reden werden. Doch zumindest haben sich im Netz nur wenige zur Formulierung ihrer Eindrücke, weiterführenden Gedanken oder Stimmungen bewegen können. Das liegt sicher auch daran, dass Latour recht sperrig zu lesen ist. Bei mir liegen noch ca. 100 Seiten vor mir und vielleicht schaffe ich diese ja über die Jahre, also bis Anfang 2010. Ich kann jetzt schon sagen: seit langen hat mich kein Buch mehr so gefordert. Der zusammenfassende Eindruck sollte in Peters Blog folgen.

Dank sei ausgesprochen für: Johannes Metscher (GT/Uni), der als Entwicklungsleiter bei Ghostthinker die technischen und didaktischen Ansprüche glänzend ausbalanciert, Stefan Hörterer (GT), der sich tief in den Code eingearbeitet hat und Ingo Haiges, der ab 2008 mit uns zusammen die Geschäftsentwicklung aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Perspektive vorantreibt. Natürlich darf in dieser Aufzählung Gabi nicht fehlen, die mir bei all diesen unsicheren Entwicklungen und Vorhaben zur Seite steht. 

Euch einen guten Rutsch und ein "multidimensional" gesundes 2010!

Weihnachtsknoten und die Frauen

Weihnachten kommt jedes Jahr mit Sicherheit und mit dem Fest der Baum und mit dem Baum die Aufgabe, Lichterketten anzubringen. Dafür bin ich zuständig. Und weil ich das bin, habe ich jedes Jahr ein Maleur, denn: Im Januar wenn ich die Lichterketten einpacke, stopfe ich sie ungeordnet in eine Box und genau diese Box – ach was ein Wunder – beschert mir im Dezember völlig verdrehte und zusammengeknotete Lichterketten.

Das ist eigentlich schon seit 25 Jahren so. Nun werdet ihr euch fragen: warum packt der gute Mann die Licherkette nicht ordentlich ein? Gute Frage, nächste Frage. Bisher habe ich das Problem immer so „gelöst“, indem ich den Lichterkettenball, den große Knoten, als Intelligenztest umdefiniert habe: Wo fange ich an, das Problem zu lösen, welche Strategien verfolge ich (lokal, global), wie oft wechsele ich meine Strategie, wie kann ich mich motivieren? So philosophierte ich heute beim Entwirren des Knotens wieder herum, sah im Knoten metaphorisch eine Art Lebensprinzip der „Verwicklung“ und in meinen unsystematischen Versuchen der Lösung ein generelles Problemlöseverhalten von Menschen, weit, weit (typisch Mann) über den Weihnachtbaum hinaus. Der Knoten blieb aber ein Knoten. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass jeder Versuch der Ent-Wirrung mit einer Ver-Wirrung bestraft wird, weil die Kerzen durch ein Kabel verbunden sind und die Lichterkette einen Kreislauf (und keine Gerade) bildet. Nach einer Stunde hat mir Gabi das Problem aus der Hand genommen (warum wohl?) und ich hätte wetten können, dass sie ebenso scheitern wird wie ich.

Nach einer weiteren Stunde lagen die beiden Ketten entwirrt vor mir auf dem Balkon. Hmmm. Ich sage ja, lasst die Frauen ran, wir können ja schon mal Kaffee kochen. Grrrrrrrrr.