Gegen Jahresende versuche ich mich in einem Rückblick, was war 2009? Wenn ich meinen Blog so durchgehe, dann fallen drei Dinge auf: Konferenzen, gelungene Projekte und Diskursionsbeiträge im Blog "Gedankensplitter".
Ja, sicher das absolute Hightlight FÜR MICH war die Konferenz in Frankreich, auf der ich zum ersten Mal ein Referat auf Englisch gehalten habe, vor einem „echten“ internationalen Publikum. Neben diesem coming out hat mir dort die Stimmung gefallen, die einfach nur dann zustande kommt, wenn sehr verschiedene Nationen versuchen, Beiträge zu einem bestimmten Thema zu formulieren und dabei „Hände und Fuße“ benutzen.
Fest in Erinnerung ist mir die gesamte Antragsphase des EU-Projekts Driver Instructor Education 2.0. Ende 2008 hatte ich mir in den Kopf gesetzt, doch mal „einen EU-Antrag zu schreiben“. Das dies recht aufwändig ist, vor allem was die Akquise der Partner und die Beachtung aller Formalien angeht, hatte ich anfangs nicht so im Blick. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Ghostthinker wurde Projektträger, die Uni Augsburg wissenschaftlicher Partner und zusammen mit dem Europäische Fahrlehrerverband und drei Praxispartnern arbeiten wir ab Oktober 2009 an neuen Coachingmethoden, um die Fahrlehrerausbildung durch den gezielten Medieneinsatz zu verbessern. Dabei wenden wir u.a. Konzepte aus früheren Arbeiten an, z.B. das eSAMB/Uni . Zentral ist aber die Anpassung der Internet- und Videotechnologie (edubreak) für den neuen Kontext. Am 07.01.2010 veranstalten wir unseren ersten Workshop und ich bin sehr gespannt wie sich das vielversprechende Projekt entwickeln wird.
In die Linie erfolgreicher Projekte gehört sicher auch unser Sportprojekt. Zusammen mit dem TTVN, WTTV, DTTB und mit Unterstützung des DOSB-Innovationsfonds konnten wir 2009 das Konzept edubreakSPORTS weiter ausbauen und verfeinern. Vor allem konnten wir im Bereich des Feedbackmanagements, des Betriebsmodells und der länderübergreifenden Zusammenarbeit viele neue Impulse gemeinsam entwickeln, die die praktische Arbeit konkret bereichern. Dass dieses Projekt 2010 nun auch im DTTB in der A-Lizenz weitergeführt wird erfreut umso mehr. Im Rückblick wird klar, dass die Zusammenarbeit weniger als Medienprojekt, sondern vielmehr als Organsiationsentwicklungsprojekt zu bezeichnen ist. Mit einem kleinen technischen Prototypen sind wir 2007 gestartet, entwickelt hat sich ein komplexes technisches System, ausgefeilte didaktische Szenarien, angepasste Elemente aus Qualitäts- und Wissensmanagement und sicher auch viel Know How bei den Praxispartnern, die das Projekt um viele innovative Gedanken bereichert haben. Durch die enge Partnerschaft mit den Praktikern ist so etwas entstanden wie eine „open innovation“. Man könnte sagen: Implementation ist die Erzeugung eines neuen Kontextes und nicht die Anwendung eines (am grünen Tisch gedachten) Prinzips.
2009 habe ich mich erstmals eingeklingt in die Diskussionen, die Peter Baumgartner in seinen Blog „verursacht“. Spannend fand ich die Beiträge zum Lebendigen (Grundlage: Christopher Alexander), zur Mustertheorie (Helmut Leitner) und in der Folge zu sog. Pattern (Christian Kohls), wobei mir die Frage wichtig war, ob Pattern Analogien sind, weil damit das Verhältnis von kreativem Entwurf und wiederkehrenden Muster besser zu fassen ist. Leider konnte ich bei der ersten Forschungswerkstatt die Peter zum Thema veranstaletet hatte nicht anwesend sein. So eingestimmt auf „steile“ Diskussionen, habe ich mich auch auf Peters Lesereise zu Latour eingelassen. Ich dachte anfangs, dass wir zu „Hunderten“ darüber reden werden. Doch zumindest haben sich im Netz nur wenige zur Formulierung ihrer Eindrücke, weiterführenden Gedanken oder Stimmungen bewegen können. Das liegt sicher auch daran, dass Latour recht sperrig zu lesen ist. Bei mir liegen noch ca. 100 Seiten vor mir und vielleicht schaffe ich diese ja über die Jahre, also bis Anfang 2010. Ich kann jetzt schon sagen: seit langen hat mich kein Buch mehr so gefordert. Der zusammenfassende Eindruck sollte in Peters Blog folgen.
Dank sei ausgesprochen für: Johannes Metscher (GT/Uni), der als Entwicklungsleiter bei Ghostthinker die technischen und didaktischen Ansprüche glänzend ausbalanciert, Stefan Hörterer (GT), der sich tief in den Code eingearbeitet hat und Ingo Haiges, der ab 2008 mit uns zusammen die Geschäftsentwicklung aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Perspektive vorantreibt. Natürlich darf in dieser Aufzählung Gabi nicht fehlen, die mir bei all diesen unsicheren Entwicklungen und Vorhaben zur Seite steht.
Euch einen guten Rutsch und ein "multidimensional" gesundes 2010!