Wichtig ist auf’m Platz

Am Mittwoch war ich zusammen mit Markus Söhngen (im Bild) auf der Tagung „Weiterbildung 2.0", zu der uns Herr Siepmann von Siepmann Media freundlicher Weise eingeladen hatte. Nachdem uns schon auf der Zukunft Personal die Möglichkeit eröffnet wurde, edubreak in der Trainerausbildung vorzustellen (Interview hier), ging es dieses Mal in einer kleinen und feinen „Lokalkonferenz" darum, tiefere Einblicke in unser Didaktikkonzept zu ermöglichen.

Das Team rund um Herrn Siepmann – bekannt u.a. durch das eLearning Journal – hatte sich sehr ins Zeug gelegt: Die Präsenz in Münchens Künstlerhaus hatte etwas ehrwürdiges, Martin Lindner sorgte beim Morgenvortrag mit seinen user experience für Neu-Gier und der ganze Tag war voller Formatvariationen, sodass einem nicht langweilig wurde, ganz im Gegenteil, vielfältige Impulse gegeben und Gespräche ermöglicht wurden.

Geistig hängen geblieben bin ich in einem kleinen bar camp(chen) mit 10 Personen, da ging es intensiv zur Sache: u.a. drehten sich die 15 min Slots um die Themen Individualisierung und Enterprise 2.0. Toll, davon könnte man mehr machen. Erst im Nachgang kam mir der Gedanke, dass man die Gespräche mit Video einfangen und natürlich auch annotieren hätte könnte, WE STOP VIDEOS, klar. Martin Lindner sprach von Einfangen der „Aha-Erlebnisse", vielleicht kann man das bei einer der nächsten Konferenzen mal ausprobieren.

Erst spät am Nachmittag konnte dann Markus an einem world cafe-Tisch das laufende Projekt beim Deutschen Tischtennis Bund e.V. vorstellen: die edubreak-Umgebung mit zentralem Videowerkzeug, aber auch begleitende Werkzeuge wie Blogs, C-Maps und das e-Portfolio für die Prüfungsvorbereitung. Stichwörter wie „Reflexion durch Produktion", „prozessbegleitendes und kompetenzorientiertes Prüfen", „klassische Prüfungen (Tests) werden überflüssig" bleiben im Kopf hängen und regen auch hartgesottene WBTler (die gibt's noch, aber hallo!) zum Nachdenken an. Da er solche Präsentationen immer in der laufenden Umgebung macht und selber den Kurs leitet, ist es schön authentisch und alle hören andächtig zu, wie das „da im Sport geht". Obwohl alle Zuhörer NICHT aus dem Sport kamen (Versicherung, Elektronik, Medizin etc.) waren die Beispiel zur Bewegungsanalyse oder Krafttraining anschaulich und bot Potenzial für Transferfragen – gut so!

Eines muss ich noch loswerden: Ich stelle immer wieder auf Konferenzen fest, dass wenige Beispiele gebracht werden oder man sich scheut, richtig in die Tiefe (der Beispiele) zu gehen. Ein Beispiel ist für mich, wenn ich erfahre, WIE Nutzer in einer Umgebung agieren, d.h., mit welchen Inhalten und Werkzeugen sie Aufgaben bearbeiten, mit und ohne Moderator kommunizieren, sich kritisieren oder unterstützen etc. Ist das so schwer? Stattdessen werden einem oft Metageschichten erzählt, also Geschichten ÜBER und UM das Lernen herum (Die Geschichte von der Kompetenzorientierung, dem 3.0, der Individualisierung). Ich bin aber auf Lerntagungen mehr an den „Texten" weniger an den „Kontexten" interessiert … oder plakativ: Wichtig ist auf'm Platz!

Interdisziplinarität funktioniert

Gestern war ich auf einer Tagung des Deutschen Hochschulverbandes (dhv) in Bonn. Gabi konnte dort einen schönen Vortrag zur Frage des „Digitalen Denkens" aus bildungswissenschaftlicher Sicht halten und ich nutze solche Gelegenheiten als Mitreisender immer zur „Beobachtung der Energieströme" im Raum, wie es einst Herr Hofer-Alfeis nannte. Neben vielen interessanten Aspekten wurde eben auch die Frage behandelt, WIE, also mit welchen Mitteln, die Wissenschaft Phänomene rund um das digitale Denken beforschen könne. Schon die Zusammensetzung der Diskutanten ließ erkennen, dass Analyse und Intervention erfolgreich nur im Schulterschluss mit mehreren Disziplinen zu erwarten sind. Wie immer bei solchen „Großkopfthemen" fallen dann gern Begriffe wie „Interdisziplinarität" oder der kleine Bruder "multidisziplinär" … in jedem Fall wird die Hoffnung artikuliert, dass viele Perspektiven notwendig sind, um das Phänomen in seiner Ganzheit zu verstehen.

Zumindest ein Forscher (Gigerenzer) sagte klar, dass Interdisziplinarität „funktioniere", man „betreibe" das schon seit 15 Jahren am Max-Planck-Institut. Ich teile diese Hoffnung nicht oder besser, nicht so bedingungslos. Schauen wir beispielhaft in die Sportwissenschaft: An der Deutschen Sporthochschule Köln sind ca. 20 unterschiedliche Lehrstühle vertreten, von Sportphilosophie, Sportökologie, Sportökonomie, Sportinformatik bis Sportpädagogik, Sportmedizin, Biochemie – dazwischen eine Reihe von Bewegungs- und Spielwissenschaften. „Herrlich" könnte man denken, ein Paradies für alle disziplinären Vielfalter. Doch in der Realität ist es nun nicht so, dass alle zusammen und gemeinsam das Phänomen Sport erkunden, sondern sich hier bestenfalls Teilgruppen mit geringer paradigmatischer Spreizung zusammentun, also z.B. Bewegungswissenschaft mit Robotik. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn man will die Zeit nicht mit zeitraubendem Aushandeln des Erkenntnisparadigmas vertun, sondern idealerweise innerhalb eines Paradigmas die Ressourcen bündeln, ohne dass epistemische Irritationen einen aus der Bahn werfen.

Man sollte also Projekte, die tatsächlich um ein neues, gemeinsames Paradigma ringen, nicht mit solchen zusammenwerfen, die zwar mehrere Disziplinen kombinieren, deren Vertreter aber doch alle dieselben Glaubenssätze befolgen. Der Wille oder Unwille zur Zusammenarbeit macht sich an den Glaubenssätzen fest. So ist zu verstehen, warum zwischen Pädagogen und Psychologen manchmal die Gräben tiefer liegen als zwischen Pädagogen und Informatikern. Was also kann man tun? Tja, auch hier keine Rezepte, klar, aber vielleicht mehr darüber sprechen, wann, wie, warum unter welchen Zusatzbedingungen inter- oder transdisziplinäres Arbeiten und Forschen klappt. Natürlich sollte jeder dann auch sagen können, was er/sie meint wenn gesagt wird: „Es klappt!".

P.S. Oben im Bild "aufgebockte" Hochtechnologie (der Transrapid im Technikmuseum, in unmittelbare Nähe vom Tagungsort).  Schon irre … man fragt sich unweigerlich: Wohin wollen wir eigentlich?

PPS: Hier ein älterer (und reichlich leidenschaftlicher) Beitrag zur interdisziplinären Lehre. 

SALTO … es dreht sich!

Am Mittwoch habe ich erstmals als Berater im SALTO-Projekt meine Arbeit aufgenommen. Nach den Wochen des Finanz- und Formalmanagements gehen nun die Aktivitäten in die operative Phase, d.h. es wird inhaltlich gearbeitet. Im Teilprojekt des Deutschen Tischtennis Bundes e.V. (DTTB) geht es um didaktische Innovationen zum Blended Learning im Sport. Vor diesem Hintergrund haben wir uns am Mittwoch in Frankfurt beim DTTB mit der „Steuergruppe" getroffen, um das Vorgehen der nächsten Monate genauer zu planen. Über den bestehenden Nucleus hinaus gilt es neue „Aktivisten" einzubinden und Maßnahmen zu entwickeln, wie man Neulinge in bestehende Konzepte einführt und in die Lage versetzt, selber kreativ zu sein. Wir werden gleich Nägel mit Köpfen machen und nicht über Blended Learning reden, sondern die „Schulung" der Neulinge gleich als Blended Learning organisieren. So lassen wir alle Projektmitarbeiter im Selbstversuch erleben, wie „das mit dem e-Learning" funktionieren kann. Ich bin recht optimistisch, dass wir mit solch motivierten und erfahrenen Menschen – die am Mittwoch anwesend waren – viel hinbekommen! Nach SALTO wird der organisierte Sport anders aussehen, I‘m sure. 

Was ist ein Postfolio?

Seit 2007/8 begleiten wir den Deutschen Tischtennis Bund e.V. bei der Umsetzung, Verstetigung und institutionellen Verankerung von Blended Learning-Kursen. Dabei kommt der edubreakCAMPUS zum Einsatz, dessen Schwerpunkt ja bekanntlich im Bereich Videolernen liegt. Im Jahrjahrgang 2010/2011 des einjährigen A-Lizenzkurses haben wir erstmals e-Portfolios eingesetzt, um die unterschiedlichen Lernorte- und -Phasen zusammenzuhalten und um die Prüflinge auf die Endprüfung vorzubereiten. Der Einsatz hat in diesem ersten Zyklus mäßig fuktioniert: die Teilnehmer waren unzureichend auf die e-Portfolioarbeit vorbereitet und offenbar war auch die Idee nicht so attraktiv, dass sie sich dafür intensiv Zeit genommen hätten.

Man ist geneigt, diese Evaluationsergebnisse u.a. mit einer schlechten Usabillity zu verbinden: hier noch ein paar mehr Knöppe, da noch ein einfacherer Workflow. Wir haben uns dieses Mal aber nicht auf die Technik gestürzt, sondern sind noch mal in die Didaktik gegangen. Ein zentraler Bestandteil der Ausbildung war das Verfassen einer wissenschaftlichen Hausarbeit, also die Beantwortung einer Forschungsfrage mit wissenschaftlichen Mitteln. Das war nie so recht befriedigend, u.a. weil der Zeitrahmen für Berufstätige eng ist und man sich fragen musste, ob die Professionalität eines Trainers mit richtigen Zitieren (böse gesagt) besser wird. Der DTTB hat beschlossen, die Hausarbeit als Prüfelement fallen zu lassen. Stattdessen gibt es jetzt die Aufgabe, einen Spieler elf Monate (also fast die ganze Ausbildungszeit) zu coachen: Analysephase, Zielfindung, Coachingprozess und Ergebnisaufbereitung. Genau das finden die Teilnehmer attraktiv und herausfordernd, weil das Coachen genau den Kern ihres Selbstverständnisses ausmacht und sich von hier aus viele Fragen ergeben.

Nachdem wir das neue Coachingkonzept erstellt hatten, haben wir es mit der e-Portfolioarbeit verbunden. Mit dieser neuen Binnenstrukturierung (Analyse, Ziel, Prozess, Ergebnis) ist nun wesentlich klarer, warum man das „mit dem e-Portfolio macht". Die große Anzahl an Artefakten (z.B. Videokommentare und Blogbeiträge) die innerhalb der ersten drei Phasen entstehen lässt sich nun reduzieren, man kann wichtige Artefakte von unwichtigen trennen, man kann Verbindungen zwischen Artefakten festhalten. Wir haben uns wieder dafür entscheiden, dass die Ergebnisse aus der e-Portfolioarbeit der Jury bei der Endprüfung vorgestellt werden sollen – das motiviert – alle! Aber wir werden das nicht mehr in der Lernumgebung machen, weil sich die Komplexität eines Entwicklungsportfolios niemals so „schön" darstellen lässt, dass man es in 10 min der Jury vermittelt. Stattdessen machen wir einen bewussten Medienbruch und lassen die Teilnehmer „wissenschaftliche Poster" zum Coachingprojekt erstellen (ein klein wenig Wissenschaft durch die Hintertür, sozusagen). Das zwingt die Teilnehmer dazu, nur Wesentliches zu nennen, in einer Form, die Dritte anspricht und in einer 5-min-Prüfung machbar ist, auch ohne Beamer und Strom. Neu ist, dass die Inhalte des Posters mit Artefakten aus dem e-Portfolio referenziert werden müssen, der Prüfer also fragen können muss, ob es zu dieser Aussage (auf dem Poster) eine Videoszene mit Kommentierung gibt – online mit dem smartphone ist man ja immer ;-). Diese neue Form des wissenschaftlichen Posters könnte man „Postfolio" nennen, also ein Kunstwort aus Poster und Portfolio. Wir werden sehen, ob das Coachingkonzept, die e-Portfolioarbeit im letzten Viertel des Kurses, die Erstellung der Postfolios und die Diskussion in der Prüfung befriedigende Ergebnisse liefern. Toll ist jedenfalls – und da bin ich dem DTTB (besonders aber Markus Söhngen) dankbar – dass sie unglaublichen Mut bei der Umsetzung von neuen Konzepten beweisen. Aber wir wissen ja: nur die Harten kommen in' Garten.

Ist das ein deutsches Unternehmen?

Nun ist sie vorbei, die Zukunft Personal 2012, Europas größte Personalmesse. Wir Ghostthinker (im Bild: Johannes, Hanna und ich) waren erstmals mit einem eigenen Stand vertreten, ganze 3×3 Meter standen uns für Präsentation und Kundenkontakt zur Verfügung. Die zentrale Frage im Vorfeld lautete: „Wie schaffen wir es, unser edubreak-Produkt angemessen zu kommunizieren?" Videoannotation, Videoreflexion, Videokollaboration sind ja keine Begriffe, die runter gehen wie Butter, Blended Learning 2 oder 3 oder 4.0 zu unspezifisch. Wir haben uns nach vielen (kreativen) Überlegungen auf WE STOP VIDEOS geeinigt (siehe Bild), haben diesen Ansatz mit einem Großbild vom edubreakPLAYER spezifiziert (unser Feuerwehrmann) und per Beamer konkrete Einsichten in den edubreakCAMPUS gegeben. Mit diesem kommunikativen „Dreischritt" sind wir gut zurechtgekommen, konnten viele Interessierte abholen und in ein Gespräch bringen.

Für mich neu war der Messemodus: Neun Stunden Dauerakquise, also Gesprächsbereitschaft und tatsächliche Gespräche mit Menschen aus dem Trainingsumfeld (Innovation, Personal, Kommunikation, Persönlichkeit, Therapie, Rettung, Sicherheit). Erst im Gespräch ergaben sich die konkreteren Einsatzszenarien, die man mehr oder weniger aus dem Stegreif auf die edubreak-Potenziale anpassen musste. Das klappte überwiegend gut, denn die aktive Bearbeitung von Videos durch Kommentare im Rahmen von Blended Learning-Szenarien ist anschlussfähig und wir sehen, dass die Erfahrungen rund um die Sporttrainerausbildung seit 2007 viele Transferideen bieten.

Besonders interessant fand ich ein Brainstorming mit Kollegen (Briten die deutsch konnten :-) aus dem „Innovationstraining". Neben den allgemeinen Erfahrungen zum Blended Learning und zur Videokommentierung finde ich diesen Bereich wegen des Gegenstands hochspannend: Wie kann man Kreativität und unternehmerisches Denken fördern, wie kann man Menschen dazu animieren, Innovationen in ihren Organisationen voranzutreiben? Da kommen zurückliegende Erfahrungen aus meiner Siemenszeit und zum Analogietraining wieder hoch und verbinden sich mit den aktuellen Potenzialen der Videokommentierung – toll.

Apropos „Briten": Mit Peter Jones von Change Evolution hatte ich genau diese interessante Denkbewegung. In einem Mix aus Englisch und Deutsch hantierten wir etwas lauter zu Begriffen wie „Knowledge in Action", „Reflection in Action" und „Reflection on Action" – D. Schön lässt grüßen. Mit einem Ohr bekam ich mit, wie einer der Standbesucher fragte: „Ist dies ein deutsches Unternehmen?" Ghostthinker, We stop Videos, Denglish … ja wir waren sehr
international … für ganze drei Tage ;-).

GMW 2012: Seitengespräch

Der scheidende Vorsitzende der GMW – Prof. Ulf Ehlers – hat uns in seinem Tagungskommentar zur GMW 2012 eine Aufgabe mit auf den Weg gegeben: Jeder der Teilnehmer solle sich im Nachgang fragen, ob es ein Highlight auf der Tagung gegeben hat, ein persönliches Gespräch, ein inspirierender Vortrag, ein guter Netzwerkkontakt. Ja, ich hatte ein Highlight und zwar ein Gespräch mit Christian Kohls in einer der Seitengänge auf der diesjährigen GMW-Tagung in Wien. Christian hat – wie schon öfter – über Entwurfsmuster (beim smartboard-Einsatz) gesprochen. In diesem Zusammenhang gibt es viele interessante Aspekte, die sich im Kern um Didaktik drehen, aber auch den Zusammenhang zwischen Didaktik und Bildungsökonomie betreffen. Was mich besonders interessiert, sind diese Entwurfsmuster, also Beschreibungen zu „gutem Unterricht", die weder zu konkret noch zu abstrakt sind, also in einem mittleren Abstraktionsbereich liegen, einer bestimmten Codierung folgen und neben dem Lösungsprinzip reichhaltige Informationen zum (jeweiligen) Kontext und den wirkenden „Kräften" enthalten (siehe auch den GMW-Beitrag von Peter Baumgartner). Ehrlich gesagt, bin ich mit den bisherigen Vorschlägen nicht richtig zufrieden, da der Anspruch, pädagogischen Novizen einen besseren Einstieg in ein komplexes Handlungsfeld zu ermöglichen aus meiner Sicht unzureichend erfüllt wird. Zwar erkenne ich den heuristischen Wert bisheriger Entwurfsmuster, aber die Abgrenzung zu bloßen „Leitfäden" übergeht meiner Meinung nach das instruktive Potenzial von (dicht beschriebenen) Beispielen! Vielleicht liegt gerade im ZUSAMMENSPIEL von Beispiel und Entwurfsmuster (als generische Einheit oder Ganzheit) ein wichtiger Lerneffekt, nämlich den der angemessenen Abstraktion. DAS abstrahiert wird ist ok, aber die Frage ist doch, WAS abstrahiert und WIE verallgemeinert wird. Beispiele, dicht beschrieben, geben uns eine Hilfe, WIE Komplexität in der Situation organisiert ist, dass ist elementar, für jeden, der didaktische Szenarien „orchestrieren" muss.

Insgesamt fand ich die drei Tage (nach mehrjähriger GMW-Abstinenz) interessant: neue Themen, neue Gesichter im Vorstand (Beat, Sandra, Hr. Köhler) und eine Diskussion in Richtung „neue Vortragsformate". Letzteres stand im Zusammenhang mit der Diskussion mit dem GMW-Band: Wenn dieser schon vorab zur Verfügung steht, dann sollte auf der Tagung selber nicht der Text 1:1 vorgestellt werden, das wäre langweilig. Wenn man aber schon über neue Formate nachdenkt, dann könnte man neben gemäßigten Innovationen (Rollenspiele etc.) ggf. auch mal in Richtung Science Slam denken. Aber dann müsste es neben dem Best Paper auch einen Best Performance Award geben. Eine Trennung scheint mir sinnvoll, denn ein Best Paper folgt gänzlich anderen Kriterien als eine Best Performance, oder?

Völlig blau!

Am 06. und 07. September fand in Frankfurt in den Räumen des Deutschen Fußball Bundes e.V. die erste Tagung zum neuen bmbf-Projekt „SALTO" statt. Alle Projektpartner sowie spezielle Gäste (gut 20 Personen) waren anwesend. Unter Leitung von Wiebke Fabinski (DOSB, Ressort Bildung) konzentrierten wir uns am ersten Tag auf die zentralen Aufgaben innerhalb der Teilprojekte: jeder Projektverantwortliche war aufgefordert, in einem 5-10 min Vortrag für ALLE Projektmitglieder die zentralen Ziele zu skizzieren. Das hatte den Vorteil, dass sich die Verantwortlichen nochmal intensiv mit den eigenen Zielen beschäftigen mussten und die Gruppe Verständnisfragen stellen konnte. Zwischen Workshop und Abendessen gab es dann „Sportspiele" – klar wir sind im DOSB. Leider hatte ich meine Turnschuhe vergessen und die Leihgabe von Herrn Reuss war gut gemeint (Danke!), aber eine dicke Nummer zu klein. Tiefblaue Zehennägel begleiten mich nun sicherlich bis Projektmitte (hier liegt der Bezug zum Titel ;-).

Am zweiten Tag durfte ich in der Früh einen Impulsvortrag zur „Vision SALTO" halten. Das sollte kein Kaffeesatzlesen zu einer fernen Cloud-Zukunft werden, sondern die Teilnehmer zum eigenen, möglichst konkreten und bedarfsorientierten Weiterdenken animieren, was wir dann in kleinen Arbeitsgruppen auch gut umgesetzt haben. Auf dieser Grundlage konnten wir uns dann dem Kern des zweiten Tages nähern und die Frage beantworten, was jeder Partner vom jeweils anderen Partner "haben" möchte und was er bereit ist zu "geben": Haben und Geben also, das war im Gegensatz zu nebelösen Kooperationswünschen erfrischend konkret und irgendwie auch verbindlich!

Aus der Ruckschau zwei gute Tage, denn einerseits WISSEN die Teilnehmer jetzt mehr darüber, was SALTO ist, was SALTO soll und andererseits hatte ich den festen Eindruck, dass die Teilnehmer nun auch SALTO WOLLEN.  Ja dann mal tau.

Wir üben Medien

Am Wochenanfang waren Johannes und ich auf den Hamburger Medienkompetenztagen. Professor Andreas Hebbel-Seeger hatte uns (Ghostthinker) in das Projekt mit ein wenig Beratung und durch die Nutzung des edubreakCAMPUS eingebunden.

Also, um was ging es? Es gibt sogenannte „Eliteschulen des Sports", indenen Leistungssportler/ innen zur Schule gehen (Klasse 5-12), nebenbei aber sehr gute Möglichkeiten erhalten, ihren Sport zu trainieren. An einer ebensolchen Schule fanden von Montag bis Mittwoch die Hamburger „Medienkompetenztage" statt. Das Ziel bestand darin, die Schüler aller Jahrgangsstufen (insgesamt 220) durch aktive Medienarbeit ein wenig kompetenter zu machen, was den Umgang mit digitalen Medien angeht. Andreas hatte hierzu mit seinen Studenten/innen ein wirklich tolles Konzept erarbeitet und einen differenzierten, logistischen Durchführungsplan (wer macht was, wo, wie, mit wem) erstellt – eine Meisterleistung. Die unteren Jahrgänge sollten z.B. Informationen zu „ihre Sportart" zusammentragen, die mittleren Jahrgänge Blogs zur Präsentation erstellen, die oberen Jahrgänge in Interviewsituationen den Umgang mit Sportreportern üben. Die jeweiligen Präsentationen wurden zu Videos verdichtet und in den edubreakCAMPUS gestellt. Hier können/sollen sie im Nachgang unter bestimmten Fragestellungen analysiert, kommentiert und damit reflektiert werden.

Alles super, oder? Wirklich alle hatten sich sehr ins Zeug gelegt: Andreas und die Studenten in der Vorbereitung und Durchführung, die Schüler/innen durch intensive Beteiligung, betreuende Lehrer durch Dauermotivation und das Technikteam der Schule hatte sogar am Sonntag davor „mallocht". Doch es gab einen Spielverderber: Leider ging das Netz nicht so, wie es sollte. Wie immer gibt es viele Ursachen: Auslastung, Router, Ports etc. Nun ja, egal, auch das gehört zur Medienkompetenz, zu wissen, dass die Medien nicht immer so funktionieren, wie man will, und was man dann ersatzweise macht … spontan, flexibel, für alle befriedigend. Vielleicht lernt man auch mehr und tiefer, wenn man das, was man geplant hat, nicht umsetzen kann und dann auf der Grundlage des Planungswissen „umplanen" muss – wie gesagt: spontan, flexibel und für alle befriedigend.

Im Grunde hat mir genau das an den Hamburger Medienkompetenztagen gefallen, das DEN-KOPF-NICHT-IN-DEN-SAND-STECKEN. Ich weiß, vielleicht sieht druckreife Medienkompetenz anders aus, aber man sollte ja nicht die Mittel mit dem Zweck vertauschen.

Mein erstes Unpaar

49,- Euro, ein Schnäppchen, dachte ich und zog die Turnschuhe an. Sie passten, perfekt. Der Verkäufer sagte, es sei ein Unpaar. Unpaar? Links größer als rechts, also fasch? Schuhe in unterschiedlichen Größen, das kommt gleich hinter Socken in zwei Farben (die ich schon länger trage).

Mhm, Mhm … lange Denkpause.

Was war so irritierend? Erste Info von den Füßen: Schuhe fühlen sich gut an. Zweite Info vom Kopf: Schuhe dürfen sich nicht gut anfühlen. Wir sind auf Symmetrie geeicht. Aber wenn ich mir meine Füße anschaue, dann sind die nicht gleich, sie sind tatsächlich unterschiedlich lang, logo.

Ich kaufe also die passenden Schuhe. Denke noch etwas über sich verselbständigende Standards und „unschöne" Maßanfertigung nach.

Fazit: Die Dinge sind ungleich, ein Hoch auf die Unpaare.  

Ghostthinker glasses

Vor einigen Tagen war ich zusammen mit Johannes im Olympia Park in München – wir haben auf einen Termin in der Innovations-Manufaktur gewartet und wollten sinnvoll die Zeit vertreiben. Was gibt es da besseres als in 2 Meter großen Kunststoffkugel zu krabbeln, um von innen herauszuschauen (Welt in der Welt), die eigene Stimme eigentümlich zentriert zu hören und sich krabbelnd im Wasser fort zu bewegen?  Wir haben den ganzen Spaß natürlich mit einer Kamera aufgenommen (deshalb Ghostthinker Glasses), mit einer Kopfkamera, die mein Geschrei und meine Blickrichtung dokumentiert. Um es gleich zu sagen: die Fotos hier von meiner Handykamera müssen reichen ;-).

Die Egoperspektive bei Videoaufnahmen interessiert mich schon länger, ich glaube da lässt sich noch Vieles rausholen, zumal wenn man die interaktiven Potenziale der Videoannotation hinzudenkt.  Erste Versuche haben wir dazu 1999 gemacht, damals noch als konzeptionelle Idee zum Bewegungslernen im Sport mit dicken Brillen, 2009 im Rahmen des EU-Projekts zur Fahrlehrerausbildung, mit einer Spezialbrille von Daniel Düsentrieb aus München, welche die Blickrichtung der Pupillen scannt und zwei Kameras via Servomotoren in genau diese Richtung blicken lässt und 2010 im Rahmen einer kleinen BA-Studie, indem die Egoperspektive mit der Totalen hinsichtlich des Reflexionspotenzials in der Lehrerausbildung verglichen wurde.  Folglich ist es für uns eine Pflichtübung, sich google glasses zu besorgen, denn hier hat man nicht mehr wie noch 1999 eine schwere Brille auf dem Kopf, sondern ein Fliegengewicht mit offenbar guter Kameraqualität. Das man mit diesen glasses nicht nur Videos aufnehmen, sondern über eine Internetverbindung eine erweiterte Realität einblenden kann ist natürlich extraspannend. Hier eröffnet sich meiner Meinung ein Feld von didaktisch interessanten Anwendungsmöglichkeiten, die man erst noch sichten und durchdringen muss.