Letzte Woche war ich auf einer kleinen Tagung der Grünen. Der Titel der Veranstaltung zog mich an: „Herausforderung Technikbildung für Mädchen“. Mich interessiert das Thema im Zusammenhang mit Tech Pi & Mali Bu, also einem Programm, das in der jetzigen Form speziell den naturwissenschaftlichen Unterricht im Blick hat. Darüber hinaus finde ich die Forderung nach „mehr Ingenieurinnen“ fragwürdig, gar nicht im Ziel, sondern einerseits in der Begründung dieser Forderung und anderseits in den Methoden und Wegen, wie man dieses Ziel erreichen möchte.
Auf der kleinen und feinen Tagung selber sprachen durchweg Frauen (ich war mit einem anderen Kollegen der einzige Mann). Die Kolleginnen (Zeiler, Vierlinger) vom Bildungswerk der Bayrischen Wirtschaft e.V. stellten Projekte vor, die für einen offenen, fragend-entwickelnden Unterricht plädierten. Frau Zorn aus Graz vom Institute for Advanced Studies on Science, Technology and Society konzentrierte sich auf eine gendersensitive Didaktik; u.a. drehten sich die Beispiele um das Thema Robotik http://www.innovationscamp.de/. Frau PD Ostendorf wies uns dann in einem „gepfefferten“ Referat auf die Mädchenpolitik der Nürnberger Arbeitsagentur im Zeitverlauf hin. Den Abschluss machte die Geschäftsführerin von Life e.V., die uns Einblicke in ihre Vereinsarbeit gab.
Die Veranstaltung war gut organisiert, die Sprecherinnen engagiert, das Thema aktuell und wichtig. Dennoch fehlte mir in den Beiträgen innovative Ideen zu der Frage, wie man speziell Mädchen für Naturphänomene begeistern und zu technische Fragen hinführen kann. Wir tun immer so, als müsse man „auf die Höhe des männlichen Forschungsverständnisses“ kommen, was ich für falsch halte. Jungen sind (warum auch immer) eher an haptischen-mechanischen Forschen interessiert; die Chance für Mädchen sehe ich in einem spezifischen ästhetisch-funktionalen (symbolischen) Forschen – keine modisches Getue, sondern Ästhetik als aísthesis, als sinnliche Wahrnehmung von Problemzusammenhängen und deren Lösung. Gerade der Bereich der Programmierung könnte davon profitieren. Was ich konkret meine ist das, was Prof. Doebli in seinem Dillinger Referat ganz am Ende nur streifen konnte.
Entscheidend ist wohl, WIE wir Erwachsene das Phänomen „Technologie“ konzeptionieren, um es dann an Mädchen und Jungen weiterzutragen. Vielleicht muss man dieses Verständnis einer „ästhetischen Technologie“ erst noch ausbuchstabieren … in jedem Fall behaupte ich frech normativ: „Mädchen forschen anders!“. Wir werden sehen, ob wir das 2009 irgendwo als Motto wieder finden.