Die Vortagetage war ich zum ersten Mal auf der SpoBIS, Europas größten Kongress rund um die Themen Sportrechte, Sportmarketing und Sportsponsoring, also alles ökonomische Fragen. Von außen fällt direkt auf: Hier ist Geld, hier geht es ums Geld. Ca. 1.500 Männer (überwiegend) in schwarzen Anzügen und berockte Hostessen, viel blau-rotes Scheinwerferlicht und bekannte Namen aus dem Fernsehen.
Am ersten Nachmittag konnte ich im großen Hörsaal gleich mehrere „Topspeaker" hören: zunächst einen „1:1-Talk" mit DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach: Gefragt wurde nach Olympia 2012, nach Fernsehrechten und nach den neuen Möglichkeiten der Vermarktung, die das Internet bietet; gerade hier böten sich neue Chancen für den Breitensport an. Im Anschluss hat der Geschäftsführer von Borussia Dortmund einen coolen Auftritt gehabt – cool, weil er authentisch aus dem Nähkästchen des Clubs gesprochen hat, von der gewaltigen Schuldenreduktion, der neuen Markenführung (Stichwort: echte Liebe) und wie er mit Klopp & Co die Geschäfte führt. Ich fand das sehr professionell und sympathisch.
Bevor der Marketingpreis des Sports 2012 vergeben wurde, hat Herr Kaiser (FASBO) die Trends im Sportmarketing skizziert. Er hat deutlich gemacht, dass die Zukunft (bis 2020) in der Nutzung des Rückkanals und damit des Internets liege; Facebook mit seinen 800 Mio. Nutzern spiele eine zentrale Rolle. Ich hätte rufen können: AnnotateMe! Habe ich mir aber verkniffen. Am Folgetag wurde dieser Ansatz (Social Media im Sportclub) nochmal in einer eigenen gut besuchten Session vertieft.
Was ich nach all dem Feuerwerk um Bindung der Fan-Community, Markenkommunikation und Rechtevergabe beachtlich fand, war das Fazit von Kaiser: Er sagt, dass der ökonomische Wert des Sports entscheidend davon abhängt, dass der Sport „sauber" gehalten wird. Damit meinte er nicht nur dopingfrei, sondern ich hatte den Eindruck, dass es ihm um den authentischen Sport ging, das echte, regelkonforme Wetteifern um einen von Zaum gebrochenen Streit. Würde dieser Sinnkern aufgegeben oder ausgehöhlt, dann wäre der Sport eben nicht mehr der „beste Werbecontent der Welt".
Ah, gibt es da doch eine Verbindung zur Sportbildung? Ja, aber nur vermittelt, denn das Marketing hat kein genuines Interesse am „sauberen Sport", nur am lupenreinen Ergebnis. Aber das Ergebnis fällt nicht vom Himmel, sondern wird von Sportlern, Trainern und Vorständen (und Fans) immer wieder erneuert und zwar vor dem Hintergrund einer Idee, der Idee des Sports. Leider gibt es zu diesem Thema keine Sesson auf der SpoBIS 2012, obwohl die damit verbundenen Fragen (Kulturelle Sportidee meets Business) immer wieder aufkommen! Z.B.: Wie weit darf man Fans mit Werbebotschaften traktieren? Wie stark darf ich sie in eine Community einbinden, ihr Profil studieren, dieses nutzen? Darf man Anstoßzeiten wegen besserer Vermarktung verschieben? Was sollte ich bei einem Spielertransfer beachten, gibt es Grenzen? Das sind alles Fragen, die nicht auf Ja/Nein-Antworten hinauslaufen, sondern nach „fairen Lösungen" rufen. Ich bin gespannt, ob der SpoBIS 2013 mal eine Session macht, zur „Business Fairness" oder zum „Think Green", wie man aktuell auch sagt.