In den Jahren 2009 bis 2015 haben wir Ghostthinker uns in Forschungs- und Entwicklungsprojekten intensiv mit den didaktischen Möglichkeiten von Social Video Learning beschäftigt. Im engen Schulterschluss mit Bildungsforschern (insb. Gabi Reinmann) haben wir die neuen Möglichkeiten der Reflexions-und Kollaborationsarbeit an den Zielgruppen der FahrlehrerInnen (EU-und BMBF-Projekt) und der SportrainerInnen (BMBF) ausbuchstabiert. Als Frucht der Arbeiten möchte ich die Ende 2015 abgeschlossene Doktorarbeit von Tamara Ranner zur „Videoreflexion in der (europäischen) Fahrlehrerausbildung“ hervorheben. Mit Tamara habe ich fast sechs 6 Jahre in unterschiedlichen Projekten zusammengearbeitet, was mir immer eine große Freude war! @Tamara, hier an dieser Stelle ein herzliches Danke für dein großes Engagement auch in der Weiterentwicklung von edubreak.
2016 hat sich der Forschungsschwerpunkt vom beruflichen (artistischen) zum akademischen Lernen verschoben. Zum einen sind wir Anfang des Jahres mit einem EU-Projekt zur Lehrerbildung gestartet, bei der die reflexive Praxis im Zentrum steht, die wir mit e-Portfolioarbeit und Social Video Learning befördern wollen. In einem der letzten Blogbeiträge hatte ich vom Projektstart berichtet. Ferner sind wir durch eine Forschungskooperation mit dem Institut für Wirtschaftspädagogik der Uni St. Gallen (Sabine Seufert) nun auch in die wirtschaftspädagogische Lehrerbildung involviert: Eric Tarantini untersucht in seiner Masterarbeit, wie sich die Reflexionstiefe durch Einsatz von Videokommentierungen bei der Unterrichtsreflexion verändert. Klasse ist, wie schnell Eric den SVL-Ansatz durchdrungen, auf den wirtschaftspädagogischen Kontext angepasst und unterrichtspraktisch umgesetzt hat. Klasse ist auch, dass er schon während seiner Masterarbeit auf internationalen Tagungen wie der OnlineEDUCA oder aktuell der EADL von Konzept und ersten Beobachtungen berichtet, z.B. auch durch einen Videoteaser zu seinem Vortrag.
Nach gut acht Jahren F&E kann man sich fragen, wo die theoretische Reise zu Social Video Learning hingeht. Neben den eher anwendungsbezogenen Forschungsfragen zum didaktischen Design (vgl. Vohle), zur Implementation (vgl. Tamara Ranner), zum impliziten Wissen (vgl. Marianne Kamper) und auch zum Thema Kompetenzorientierung (vgl. Wolf Hilzensauer) interessiert mich immer mehr eine spezielle Fragestellung: Wie lässt sich das didaktische Potenzial von Social Video Learning theoretisch fassen? In früheren Arbeiten habe ich dazu kurzatmige Anläufe genommen, z.B. indem ich den interpretativen Akt jeder Videokommentierung als „Semiose“ verstehe, oder indem ich den Videokommentar mit der Zeigepädagogik von Klaus Prange in Verbindung bringe, was an aktuelle Arbeiten zum „Noticing“ erinnert. Im Anschluss an seine Wiener Forschungswerkstatt, in der ich SVL vorgestellt habe, sieht Peter Baumgartner auch eine Reihe von theoretischen Zugängen, z.B. indem man mit SVL „lebendige“ (A. Christopher) Unterrichtssituationen aufspürt. Ich selber sehe mittlerweile das größte theoretische Potenzial insbesondere für die Lehrerbildung (analog Trainer, Coaches) in einer Arbeit über die „Aufhellung des blinden Flecks“ oder anders ausgedrückt: Über die Beobachtung von Beobachtung (2. Ordnung) durch Social Video Learning. Aber dazu an anderer Stelle mehr und dann auch mit etwas mehr Atem.