Am Montag waren Johannes und ich beim ersten Forum Nachwuchsleistungssport in Potsdam, das von unseren Kollegen Karsten Görsdorf und Christoph Moeller vom Institut für Spielanalyse (IfS) organisiert wurde. Neben dem Fachinput gab es auch was zu feiern: Das IfS wurde stolze 5 Jahre. Wir Ghostthinker freuen uns auch deshalb, weil uns mit Karsten und Christoph eine Berliner Idee verbindet: „Enfach jute Sachen machen“.
Für mich höchst interessant war der Input von Prof. Martin Lames, der in einer kurzweiligen Aufriss zu Themen wie „Innovationsfördersystem im Sport“ oder „Natur des Sportspiels“ sprach. Man hätte zum Innovationsfördersystem wahrscheinlich einen ganzen Tag diskutieren können, denn die Frage, wie Sportpraxis innovativ wird, wirft einen Blumenstrauß von Folgefragen auf: Was verstehen Grundlagenforschung, Sportwissenschaft, Sport Services und Sportpraxis unter dem Begriff „Innovation“? Welche konkreten Erwartungen sind damit jeweils verbunden? In welchem (Spannungs-)Verhältnis stehen methodisch gesicherte Erkenntnis und praktischer Nutzen? Die Fragen sind nicht neu, wenn man die Diskussion zum Design Based Research verfolgt. Eine erste Lösung wäre, wenn man ehrlicher mit den jeweiligen Kerninteressen der Subsysteme umgehen würde. Ein Vorschlag: Sportwissenschaft kann kein Ort der Innovation sein, weil sie weder die Zeit noch die methodische Freiheit hat, Inventionen in eine flächendeckende und akzeptierte Praxis, also eine Innovation, zu überführen. Deshalb wohl auch die Erfindung der Science Services, die diesen Übersetzungs- und Implementationsprozess übernehmen sollen.
Mit den Science Services ist das Problem des „Innovationstransfers“ allerdings nicht gelöst, bestenfalls externalisiert. Die Kernfrage bleibt: Wie geht die Sportwissenschaft mit Problemen des Sportsystems um? An der Antwort auf diese Frage wird das Wohl und Wehe der Sportwissenschaft hängen! In Zeiten von Neuro-, Gen- und Bio-Science kein Grund zum Optimismus.