dvs-Hochschultag

Am Donnerstag dieser Woche war ich auf dem dvs-Hochschultag in Hamburg, einem alle zwei Jahre stattfindenden Treffen der Sportwissenschaft, wobei auch Kollegen aus dem europäischen und internationalen Ausland geladen waren. Der Themenschwerpunkt lag auf den Beziehungen der Trias Stadt-Sport-Kultur, also einem eher breiten Ansatz. I.e.S. ging es um die Beleuchtung einer städtischen Bewegungskultur und was das für Folgen für unterschiedliche Subdisziplinen wie z.B. Stadtentwicklung und Sportarenforschung hat. Ich selber war im Arbeitskreis von Baca und Igel „update e-learning“ als Referent eingeladen und ich habe dort über das Thema „Videoblogging in der Sportausbildung – Über Reflexion zur mehr Bewegungskompetenz?“ gesprochen. Für mich war es das erste mal, wieder vor Sportwissenschaftlern zu sprechen und so war ich etwas unsicher, inwiefern ich mit den Ungetümen „Web 2.0 & Co“ argumentieren konnte/wollte. Ziel meines Referates war es, ein Beispiel zur Sport-Unterrichtsgestaltung mittels Web 2.0 Technologien vorzustellen und eher den didaktischen Mehrwert (oder Unwert) zu diskutieren. Motiviert wurde ich , weil die Sportpädagogen hier einig sind, dass auf der Ebene der Vermittlungspädagogik (z.B. Kurz, 2003) oder auch des kollaborativen Lernens (Gröben & Kreis, 2003) große Lücken herrschen und Forschungsbedarf besteht.

Ich habe den Eindruck, dass die Kernidee des Videoblogging von den Zuhörern nicht gut verstanden wurde, den Schuh ziehe ich mir natürlich an! Die Nähe zum Thema Hypervideo ist unübersehbar und so tritt das Neue, eben die Potentiale zur netzgestützten Reflexion, Diskussion und Kollaboration in den Hintergrund. Wahrscheinlich wird es anschaulich, wenn ich in ein paar Monaten die Architektur, Methode und Ergebnis des Piloten mit dem TTVN vorstelle. Egal, ich bin froh, dass ich in Hamburg war und überhaupt ein Gefühl dafür bekommen habe, wie die Sportwissenschaft derzeit tickt – bezogen auf das Thema e-learning. Sehr spannend war für mich das Referat von Andreas Hebbel-Seeger zum Thema Podcast, dass er sowohl aus einer Distributions- als auch Marketingperspektive (mit Beispielen) vorgestellt hat. Wir hatten auch am Mittag kurz die Möglichkeit, das Thema Assessement anzusprechen; ein spannendes Feld, gerade für die handlungsorientierte Sportwissenschaft.

Das Highlight war für mich das Treffen mit einem früheren Flurnachbarn J an der Deutschen Sporthochschule Köln, Herrn Ralf Erdmann, der in Oslo einen Lehrstuhl für Bewegungspädagogik inne hat. Als Psychologe hat er sich in früheren Jahren sehr mit dem Thema Leistungsmotivation beschäftigt. Heute gehen seine Interessen in Richtung Gesundheitspädagogik und interkulturelle Kompetenz. Na ja, wir sind im Gespräch irgendwie und überraschend schnell auf den Punkt „Verantwortung der Wissenschaft“ gekommen, ein Thema, was mir einfach in vielen Diskussion fehlt, zumal im aktuellen Bolognafieber. Und gerade hier werden ja wichtige Vorentscheidungen getroffen, was z.B. Forschungsstrategie, Lehrphilosophie etc. betreffen. Nun gut…

Besonders anregend fand ich dann noch eine Lektüre, mit der ich mich auf der Rückreise beschäftigt habe: „Sportpädagogisches Wissen“ von Schierz & Frei aus dem Jahr 2003. Neben dem oben schon angesprochenen Mangel an Vermittlungskonzepten (Doppelauftrag des Sports) habe erkennen können, dass die Sportpädagogik zumindest in diesem Autorenkreis offen für empirische Arbeiten auch und gerade aus den Reihen der Lehr-Lernforschung ist. Interessant ist nur, dass diese Diskussionen nicht mit einer Silbe die neuen Medien enthälten. Vielleicht muss man einfach mal ein paar Sportpädagogen ansprechen und in die Unterhaltung kommen.