Die Schweizer!

Am Freitag war ich zusammen mit Rebecca auf dem 2. Swiss Corporate Learning and Knowledge BarCamp in Winterthur. Wir Ghostthinker waren zweimal vertreten: einmal durch unsere Session „Schluss mit Kino“ und zum anderen als Co-Sponsor der Veranstaltung, die wir mit unserem Produkt edubreakCONFERENCE unterstützen.

„Ausgeheckt“ hatte sich das alles Torsten Fell. Torsten kenne und schätze ich seit unserem ersten Treffen in Zürich als kreativen und verlässlichen Kopf, der sich vornehmlich im Corporate Learning positioniert – deswegen auch die enge Zusammenarbeit bei der AXA Winterthur, die zum ersten Mal ein BarCamp-Format gewagt haben.

Es ist ja immer wieder spannend, wenn die Organisationsleitung am Morgen dazu aufruft, sich mit einer Session zu beteiligen. Kommen genügend Sessions zusammen? Gibt es eine unnötige Themenkonzentration? Wie lange dauert das alles? Aus diesem Grund war Torsten zu Beginn wohl auch etwas nervös: So ganz weiß man es ja nie! Ab ca. 10 Uhr ging alles seinen Gang: genügend Sessions mit interessanten Themen, klare Zeitstruktur, jeder weiß, was zu tun ist. Toll!

In nicht wenigen Sessions ging es um das Thema Video: Interaktivität, Blended Learning, Einkaufen vs. selber Machen, Kosten. In Abgrenzung zu vielen Schulungsanbietern von hochwertigen, meist storybasierten Videos, habe ich meinen Vortrag mit „Schluss mit Kino“ betitelt. Was folgt war bekannt: Videokommentierung, allein und zusammen, Videos selber drehen und Fallvideos, Nachdenken über gute Kommentierungsaufgaben etc.

In den Diskussionen stelle ich eines immer mehr fest: Unsere Methodeninnovation Social Video Learning ist der Ausgangspunkt einer Debatte über das Thema „Partizipation und Eigenverantwortung“. Dürfen MitarbeiterInnen ein für sie bedeutsames Video aus ihrem Arbeitskontext drehen? Darf jeder dieses Video frei kommentieren? Darf man diese Kommentare mit Dritten teilen? Darf man die entstehenden Meinungscluster wieder in einem Workshop bündeln und diskutieren? Darf man die Dinge „von unten“ verändern? Verantwortung hat eben ganz viel mit eigenen „Antworten“ zu tun.

 Und genau diese Grundsatzdebatte – so habe ich den Eindruck – kann man mit den Schweizern ganz hervorragend führen! Wenn wir vollmundig von der Zukunft des Lernens sprechen, dann sollten weniger die Tools & Technologien als vielmehr soziale Praktiken, Machtarchitekturen und Menschenbilder im Zentrum stehen. Ja, vor allem auch Menschenbilder, denn die Frage nach einer guten Arbeit, nach einer gerechten Entlohnung, nach Autonomie und sozialer Eingebundenheit verweist unmittelbar auf das Bild vom Menschen, mit dem wir die Arbeitswirklichkeit anschauen und mit dem wir die Zukunft der Arbeit  und des Lernens verwirklicht sehen wollen. Wenn man am Ende der Debatte dann wieder ganz pragmatisch nach Umsetzungsstrategien fragt, dann sind Technologien und Praktiken aus dem Umfeld von „2.0“ keine schlechte Wahl.