Für mich war es lange selbstverständlich, alle Fragen rund um den Unterricht pauschal mit „Didaktik und Methodik“ zu klassifizieren. So hatte ich es im Sport- und Pädagogikstudium in den 1990ern gelernt. Und ja, man kann es in vielen Artikeln auch heute noch lesen und man hört es in vielen Workshops von Praktikern genauso wie von wissenschaftlichen Fachleuten. Doch, ist das noch zeitgemäß?
Sucht man nach der Ursache dieser Formulierung, so wird man bei Wolfgang Klafki fündig. Im Funkkolleg 1970 sagt er: „Wir halten es für möglich und zweckmäßig, die Ziel- und Inhaltsfragen von den Methoden- und Medienfragen theoretisch zeitweilig abzuheben“. Klafki, DER Kopf der bildungstheoretischen Didaktik, Theoretiker und Praktiker in einer Person, ging es zwar um eine Verschränkung von materialer (= Inhalte und Ziele) und formaler (= Verhalten) Bildung, was er als kategoriale Bildung bezeichnet, aber „unterm Strich“ war für ihn die Inhaltsfrage immer wichtiger, weswegen er auch von einem Primat der Didaktik sprach, von einer „Didaktik im engeren Sinne“, die einen Vorrang zur Methodik haben sollte. Was von dieser hier nur sehr verkürzt wiedergegebenen Diskussion im Bildungsalltag vieler Praktiker übrig blieb, war eben „Didaktik und Methodik“. Doch ist das gut so? Ich denke nicht: Zum einen, weil es historisch nicht ganz korrekt ist, zum anderen, weil es begriffslogisch wie unterrichtspraktisch eher Verwirrung stiftet.
Schaut man sich modere Definitionen zur Didaktik an, dann wird zwar nicht einhellig, aber doch recht konsensfähig von einer „Wissenschaft vom Lehren und Lernen“ (z.B. Kron) gesprochen. Dort, wo man also das Lehren mit dem Lernen systematisch „koppeln“ will, spricht man von Didaktik. Und unter diesem Dachbegriff ist es dann selbstverständlich, dass wir Inhalts- und Zielfragen ebenso besprechen müssen wie Methoden- und Medienfragen, mindestens!
Beschäftigt man sich heutzutage mit der Gestaltung von formalen „Lernwelten“ (Unterricht, Training, Vorlesung etc.), dann ist man gut beraten, sich am „Didaktischen Design“ zu orientieren. Zum einen sind da alle didaktischen Basisaktivitäten (Inhaltsauswahl und -gestaltung, Aktvierung durch Aufgaben sowie Begleitung durch Feedback, vgl. auch constructive alignment) subsummiert und aufeinander bezogen, zum anderen werden materiale und formale Fragen unter einer pragmatischen Perspektive integriert (keine Denkschulen, wie Berliner, Hamburger etc.), was für den Lehralltag einfach hilfreich ist.
Fazit: Vielleicht sprechen wir in Zukunft lieber einfach von „Didaktik“ als Dachbegriff für alles, was es da zu besprechen gibt, denn „Didaktik und Methodik“ klingt begriffslogisch nach „Tiere und Affen“: Da stimmt was nicht.