Den Schweizern so nah

In den letzten 14 Tagen war ich in die Klausurtagung 2020 an der Eidgenössischen Hochschule des Sports in Magglingen (EHSM) eingebunden. Im engen Austausch mit Rektor Urs Maeder und der Leiterin der Rektoratsdienste, Christine Hasler, haben wir eine „Blended Conference“ geplant und durchgeführt. Bei mir löst der Begriff „Sporthochschule“ immer noch eine besondere Faszination aus: zum einen, weil es mich an mein eigenes Sportstudium in Köln erinnert und zum anderen, weil in einem solchen Hochschultyp versucht wird, Körperliches mit Geistigem zu verbinden, was besondere Herausforderungen an eine „Hochschulsportdidaktik“ (Gibt’s noch nicht, oder?) stellt.

Und was war nun so besonders an dieser Blended Conference (~ Asynchron-Synchron-Hyflex-Ansatz)?

  • Es war die ganze Hochschule beteiligt. Zwar ist die Hochschule in Magglingen gegenüber einer Universität klein und fein, aber es ist eine gute Sache, wenn alle mitmachen!
  • Asynchrone Phase: In der neuntägigen Online-Vorphase hatten wir drei kleine Aufgaben platziert: (a) Erstellung eines Erfahrungsberichts über die eigene Corona-Lehre (Emergency Remote Teaching) (b) Kommentierung eines kurzen Videos von Herrn Müller Werder zur Begrifflichkeit im e-Learning und (c) Kommentierung meines Vortrags „Lernen 5.0“, den ich im Sinne des Inverted Classroom bewusst VOR die Klausurtagung gelegt habe. Mit insgesamt über 400 Blogbeiträgen und Videokommentaren entwickelte sich viel Energie mit Beschreibungen, Meinungen, Einschätzungen, Forderungen schon im Vorfeld der Klausurtagung.
  • Synchrone Phase: Auf der Klausurtagung in Magglingen fanden sich ca. 100 Personen vor Ort und ca. 50 Personen im Online-Raum ein (räumliches Hybrid). Nach einem Impulsreferat von Claude Müller Werder am Vormittag, kam mir am Nachmittag die Aufgabe zu, mit allen Beteiligten (in verteilten Analogräumen und zugeschalteten Online-Räumen) einen zweistündigen Workshop umzusetzen … und das ist aus der Hamburger Ferne dann doch eine interessante Erfahrung ?. Gestartet bin ich mit einer Zusammenfassung der aus meiner Sicht wichtigsten Punkte aus den über 200 Videokommentaren zu meinem Vortrag. Obwohl: Zusammenfassung ist nicht ganz richtig; vielmehr sollten Stichworte mit weiterführenden Gedanken die Auseinandersetzung mit den Themen vertiefen. Inwiefern mir das in gut 30 Minuten gelungen ist, weiß ich noch nicht, die Reflexionen stehen noch aus. Im Anschluss sind wir dann produktiv geworden: In Kleingruppen (2-4 Personen) bestand die Aufgabe darin, die bisherigen Impulse aus der Vorphase sowie des Vor- und Nachmittags in einer eigenen Lehrskizze zu verwerten. Gefordert war ein erstes Konzept, wie man die eigene Lehre durch digitale Medien von der Seite der Inhaltserstellung, der Aktivierung und Betreuung attraktiv machen kann. Das Ergebnis sollte in einem 5-minütigen Video festgehalten und in edubreak hochgeladen werden. Am Ende hörten wir uns exemplarisch zwei Präsentationen an und diskutierten erste Ideen.
  • Asynchrone-Phase: In der Nachphase – die aktuell noch läuft – besteht die Aufgabe darin, ein beliebiges Kleingruppenvideo mit einem „kollegialen Tipp“ zu kommentieren, um die Sichtung der Ergebnisse und den inhaltlichen Austausch anzukurbeln. Eine abschließende offen Reflexion in einem Blog – bewusst ganz ohne Befragungskategorien – soll nochmal die Mehrwerte und Schwachstellen der Blended Conference sichtbar machen.

Mein Fazit: Ich fand es ebenso herausfordernd wie interessant, durch die vielen Videokommentare in engen Kontakt mit allen Beteiligten zu kommen, ich meine damit eine „geistige Nähe“, die offenbar selbst aus dem fernen Hamburg möglich ist. Die Rückmeldung, inwiefern ich durch das Format der Blended Conference – bei der ja der Inhalt zur Methode wird – Neues und Nachhaltiges anstoßen konnte, steht aus. Nur so viel: Es lief alles ohne größere technische Probleme, was angesichts der großen Zahl der Beteiligten vor Ort in Magglingen und im Onlineraum immer wieder erstaunlich ist. Mein Dank geht an dieser Stelle an Stephan Ebisch auf Seiten der Ghostthinker und an Paul Friedli an der EHSM. Schließlich möchte ich mich bei Urs Maeder bedanken, der mir bei der ganzen Aktion großes Vorschuss-Vertrauen entgegengebracht hat, was ich hoffentlich nicht enttäuscht habe