Corona und das Corporate Learning: Ein Besuch beim CLC20

Zu den kleineren Veränderungen von Corona gehört, dass Veranstaltungen wie das CLC20 DA rein online stattfinden. Doch solche „Verschiebungen von der Präsenz ins Netz“ erzeugen auch neue, ggf. radikale, Vorstellungen von dem, was wir bisher für „normal“ und „richtig“ gehalten haben; da bahnen sich große Verschiebungen an!

Gestern habe ich gefühlt nach zehn Jahren Abstinenz mal wieder an einem Barcamp der CLC-Community teilgenommen. Die ca. 3000 TeilnehmerInnen starke Gruppe hat im deutschsprachigen Raum (DACH) eine Vorreiterrolle beim Thema Corporate Learning (mit digitalen Medien) eingenommen, was u.a. Karlheinz Pape zu verdanken ist (Erstkontakt hier); ich weiß, ich weiß, er hat viele Mitstreiter wie z.B. die Cogneon Akademie mit Simon Dückert und viele viele andere. Aber für mich, als einen, der von außen drauf schaut, ist Karlheinz der Spiritus Rector ?.

Ich hatte für meine Session eine Geschichte im Gepäck, die ich aufgrund der Besonderheit einfach mal erzählen wollte: Social Video in einer Blended Conference mit über 100 Teilnehmenden an einer Schweizer Hochschule (EHSM), wie hier beschrieben. Ziel meiner Session war, Interessierten die Methode „Social Video“ im Inverted-Format näher zu bringen und dieses Beispiels (also an einem konkreten Fall) mit den anderen ins Gespräch zu kommen. Dies gelang nur bedingt; offenbar war das Konzept eingängig, es kamen nach meinem Input fast keine Fragen, hmm. Frank … alles OK, bitte setzen.

Aus dieser fraglosen Ruhe heraus entstand dann aber eine sehr interessante Diskussion, nämlich über die Rolle der (analogen) Präsenz, woran auch der Anwesende Karlheinz nicht ganz unschuldig war. Er hatte in seiner Session im Slot vorher nach der neuen Rolle der Präsenz gefragt, von einem neuen Lernen gesprochen und auch dies sollte hier in meiner Session Thema sein. Die Diskussion hatte aber ein anderes Zentrum: Im Kern diskutierten wir über eine neue Zielkategorie, nämlich über die „Nähe“! (vgl. hierzu Impact Free von Gabi Reinmann)

Das ist ja eher eine Metapher, die Raum lässt für geistige Nähe, trotz körperlicher Ferne, was uns zu zwei Fragen führte: a) Wie lässt sich „geistige Nähe“ im digitalen Raum erzeugen? b) Für welche Themen und Zielstellungen brauchen wir eine „körperliche Kopräsenz“ (im analogen) wirklich zwingend, auch jenseits der VR-Immersion?

Die Diskussion nahm also zweifelsfrei philosophische Züge an. Aber wo, wenn nicht auf einem Barcamp darf man grundsätzlich und frei, also jenseits des täglichen Klein-Kleins, so sprechen?!

Wir sind auf keine „Lösung“ gekommen, das ist klar, zu groß und übermächtig ist die Frage nach dem neuen Lernen und seinen Räumen, nach den Modi, Steuerungen und Technologien. Aber wir sind – glaube ich – einer wichtigen Frage auf die Spur gekommen: Jenseits aller Detailfragen (die kontrovers und teils auch mit ideologischen Ballast diskutiert werden) ist die Metapher der Nähe ein gutes, gedankliches Spielfeld, um alte, oft dualistische Überzeugungen loszulassen und neue Kombinationen und Mischungen oder gar neue Qualitäten des Lernens zu erproben.

P.S. Auf einem Barcamp sind sog. Sketchnotes (visuelle Zusammenfassungen) populär. Ich habe mich in der Anlage mit Stift, Schere und Kleber erstmals versucht.
P.P.S. Bei Interesse am Werkzeug mal vorbeischauen https://interactive-video-suite.de/de/startseite