Als Kind hatte ich immer so einen Traum: ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch, in dem mich dann wolfsähnliche Tiere überraschten und mich bedrohten. Ich konnte jahrelang wegen dieser Viecher nicht richtig einschlafen. Eines Tages nahm ich mir vor, ihnen den Kopf – meinen Kopf – in den Rachen zu stopfen, koste es was es wolle. Gesagt, geträumt. Im nächsten Traum steckte ich also trotz schweißtreibender Not meinen Kopf zwischen die großen, weißen, fletschenden Zähne. Plötzlich wachte ich auf und der Traum sollte mich nie wieder einholen. Wenn es mit allen Ängsten doch so einfach wäre. Gestern hatte ich wieder so einen „Traum“. Ich musste oder besser wollte mein erstes Referat auf Englisch vor einem meist englischsprachigen Publikum halten – weiße Zähne, … Sie verstehen? Nun, nach der Vorrede muss ich nun nicht mehr sagen, wie es ausgegangen ist, aber vielleicht einige Ergänzungen liefern …
Kongressort war Besancon (Fort Griffon) eine kleine Stadt im Osten Frankreichs, etwa 6 Fahrstunden von München entfernt. Die AIESEP, eine internationale Organisation im Bereich der Sportpädagogik, hatte hierher eingeladen und ein gemeinsames Abendessen mit Herr Prof. Richartz (Uni Leibzig) am Vorabend zur Veranstaltung versprach eine gute Zeit. Unter dem für mich interessanten Tagungstitel: “Situated Learning, reflective practice and knowledge construction in Physical Education” versammelten sich ca. 80 Forscher aus aller Welt: Neuseeland, Australien, Mauritius, Europa, Afrika, China, Amerika etc. Bei einer solchen bunten Gruppe ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmung sehr offen war und man sich mit Deutsch-Englisch-Französichen „Mischübersetzungen“ in den Pausen und zu den Keynotes ganz gut retten konnte.
Ich selber habe über den edubreak-SportCampus gesprochen, damit war ich der Einzige (soweit ich das sehe), der einen mediendidaktischen Akzent setze. Genau hatte ich diesen Titel: Reflective learning in physical education with a multicodal online video tool: A structure genetic approach (J. Piaget) for knowledge transformation" (Abstract). Zentral war also, wie man die Lernchancen im Bereich der Videoannotierung theoretisch besser fassen kann, wobei ich mich im Wesentlichen auf die Strukturgenese, den “semiotischen Akt” (wie Seiler sagt) und das Wechselverhältnis von individueller Kognition und sozialer Partizipation (Perkins) konzentriert habe. Zu meiner Verwunderung haben die Zuhörer alles verstanden (ok, ich habe abgelesen, aber wie!), sie haben mein „great english“ gelobt (es waren Pädagogen!) und vor allem den innovativen, mediendidaktischen Ansatz gewertschätzt. Von diesen „Träumen“ hätte ich gern mehr!
Sehr angetan war ich vom Keynote der franzöischen Professorin Nathalie Gal-Petitfaux (Université de Clermont-Ferrand) die über „situated learning anthropology“ sprach und dabei auf das Verhälnis von „Situiertheit und Handlung“ genauer einging. Leider konnte ich dem Disput zwischen ihr und dem Franzosen Jean-Paul Bronckard nicht mehr ganz folgen (weil auf französisch). Ebenso schade ist es, das sein viel versprechender Vortrag "Apprentissage et dévelopment dans la perspective de L`interactionisme socio-discursif“ erst heute stattfindet, wo ich doch schon wieder in Deutschland bin. Mich hätte das was er sagt interessiert, weil er die Bedeutung der Sprache für situiertes Lernen ins Zentrum seiner Argumentation stellt und das ist im Sportcampus eben auch ein elementarer Faktor. Schließlich: Gefreut habe ich mich über den Kontakt zu Dean Barker, einen jungen Forscher der Uni Basel, der mich zudem zu einer Mitgliedschaft in die AIESEP gewinnen konnte.
Hmm… Was alles passiert, wenn man den Kopf in das Maul steckt.
Man kann aktuell einen richtigen Run auf das Thema „Technologien im Sport“ beobachten, z.B.
Der Punkt ist: Wenn man von 1 zu 4 geht, dann trifft man bei 4 auf den Widerspruch. Die bildungspolitischen Vorgaben lassen nur punktuell eine anspruchsvolle Didaktik/ Assessement zu, deshalb sind auch die Problemstellungen nicht „offen und kreativ“ und deshalb brauchen Schüler und Studenten in der Regel keine ausgebaute Informationskompetenz IN DEN BILDUNGSSYSTEMEN (im beruflichen Alltag definitiv, das ist ja auch der Legitimationsgrund).
gemacht, weil sich langsam aber kontinuierlich eine Art gegenstandsbezogene Qualitätsdebatte realisiert. Es geht also nicht mehr um Qualitätsmanagement „ans sich“, sondern am Tisch sitzen Personen mit Lehrverantwortung für ihre Länder die fragen: Was macht ihr? Warum macht ihr das? Können wir es auch gemeinsam so machen? Könnt ihr uns z.B. ein Lehrvideo geben? Sagt uns, wie sind euere Erfahrungen mit dieser Instruktion? Die Nutzung des
SportCampus regt also dazu an, sich zu koordinieren, vernünftige Standards zu finden, ganz nah am Arbeitsgegenstand Qualität zu diskutieren (Inhalte, Prozesse, Assessement) und zwar aus Eigeninteresse! Es wäre eine eigene wissenschaftliche Arbeit wert, wie der SportCampus, besser die Architektur des Portals, den von Bundesverband und Länderverbänden formulierten Qualitätsgedanken verankern helfen kann. Das ist noch eine recht unbelichtete Seite von "Web 2.0".