Blog

Herr Ghostthinker, was machen Sie denn?

2015 waren wir Ghostthinker wieder dabei: auf der Learntec in Karlsruhe, als Austeller. Ich stehe also (mit Rebecca und Johannes ) vor unserem Stand mit neuem Roll-Up, Social Video-Learning-Plakat, aufgeklapptem Laptop und Broschüre mit Bergsteigermotiv (siehe Links im Bild) und werde angesprochen: „Was machen Sie denn?“, fragen mich neugierige Augen mit einen verschmitzten Lächeln. Ich antworte: „Wir stoppen Videos“ und versuche, ebenso verschmitzt zu lächeln. Stille.

Ein Lächeln im Gesicht des Gegenübers sagt mir, dass ich Kontakt habe, Kontakt jenseits der Worte. Und dann lege ich los und erkläre, dass wir Aus- und Weiterbildung erweitern, mit Video, aber anders, Schluss mit Kino, von der Einbahnstraße zum Dialograum, aktive Teilnehmer, sozialer Austausch, Einbettung in Blended Learning-Formate, Vernetzung der Lernphasen, reflexive Performanz, selber Videos drehen lassen, dort, wo die Probleme auftreten, Bedeutung wird von Teilnehmern definiert, nicht vom Mastermind usw.

„Ah ja, ist ja interessant“, höre ich. Und meine Rückfrage ist: „Und, darf ich fragen, was Sie machen? „Ich komme aus dem Sales Training einer großen Firma – ich komme aus dem Ausbildungszentrum der Bundeswehr – ich bin freie Trainerin für Social Media – ich will eine Akademie für Entwicklungshelfer gründen etc. „Und, setzen Sie schon Video ein?“ frage ich. „Ja schon, aber nur zum Angucken“.

Videos angucken, Videos selber drehen, Videos kommentieren, Austausch mit anderen im Video, um Probleme zu lösen. Dazwischen liegt das Meer. Und nochmal: „Was machen Sie denn?“ Das nächste Mal antworte ich: Reisende über das Meer begleiten. 

Handballdeutschland schaut nach Bayern

Es ist ca. zwei Monate her, dass sich der Bayerische Handball Verband e.V. aufgemacht hat, erste Erfahrungen mit dem Thema Blended Learning zu sammeln. Heute am 08 Februar haben Vertreter des Bildungsteams (im Bild von rechts Harald Fischer und Michael Werner): auf der Lehrreferententagung das Konzept „Torhüterausbildung im Blended Learning-Format“ vorgestellt. Und 30 Lehrrefeferent haben intensiv zugehört und kritisch nachgefragt.

Da ich selber vor Ort in Ingolstadt war, kann ich eines sagen: Die beiden Referenten des BHV haben ihre Sache sehr gut gemacht. Erfahrungsgesättigt und anschaulich haben sie nicht nur das neue Konzept mit Beispielaufgaben erläutert, sondern auch auf kritische Nachfragen souverän geantwortet. Das ist nicht ganz leicht, denn man muss schon sehr überzeugt vom Mehrwert der mediengestützten Ausbildung sein, damit man das entsprechend überzeugend „rüber bringt“.

Ich kann festhalten: Unser Multiplikatoren- und Implementationskonzept funktioniert: In einem ersten Schritt Neulinge durch Blended Learning in Blended Learning einführen – als Lernende. In einem zweiten Schritt diese „Neulinge“ als Lehrende agieren lassen und sie dabei unterstützen. Für den zweiten Schritt eignen sich sog. Blended Conferences, also Tagungen mit allen Referenten, die vom Mehrwert und der Funktionsweise des Blended Learnings überzeugt werden wollen. Man merkt, hier sind einige „Loops“ eingebaut, aber das ist genau der „Dreh“, um Reflexion und neue Praxis in den jeweiligen Rollen zu fördern.

Handballdeutschland schaut nach Bayern? Vielleicht noch nicht so richtig. Aber es mehren sich die Stimmen aus den anderen deutschen Landesverbänden, die den Bayern über die Schultern schauen wollen, um zu sehen, wie das mit diesem „Blended Learning“ geht. Es wäre klasse, wenn wir einen zweiten starken Landesverband gewinnen würden, der sich im Austausch mit den Bayern auf dem Weg macht. Die Bayern haben ihre Fenster und Türen weit geöffnet.

Der paradoxe Status eines unerwünschten Undings

Ich hatte es schon sehr lange im Kopf: Sven Güldenpfennig zu einem Gastvortrag einladen, jener „Güldenpfennig“, den ich schon öfter hier im Blog zitiert, reformuliert, sicher auch schon mal geistig verbogen habe. Am 22.11. 2014 kam er (und seine Lebensgefährtin) an die Zeppelins Universität, um über Nachhaltigkeit im Sport zu sprechen. Der eher ungewohnte Titel war zustande gekommen, weil dankenswerter Weise Prof. Moldaschl vom Europäischen Zentrum für Nachhaltigkeitsforschung die offizielle Einladung übernommen hatte. Aber es fiel Sven nicht schwer, sein Kernkonstrukt „Sport als Kultur“ auch für Zuhörer der Nachhaligkeitsdebatte anschlussfähig zu machen, obwohl ja seine Sache eher die fruchtbare Zäsur ist: „Ihm (dem Sport) kommt damit der paradoxe Status eines erwünschten Undings zu: un-ehrlich, un-friedlich, un-gerecht, un-sozial, un-gesund, un-ökonomisch, un-demokratisch, un-politisch, un-nütz, ja un-sinnig.“ (Zitat S. 7, download hier)

Vom Vortrag selber war ich sehr angetan. Gewohnt abstrakt, in klarer Sprache, zwischen Systemtheorie und Kulturwissenschaft, entwickelt Sven einen roten Faden, ganz ohne Power-Point, aber mit Vortragsmanuskript, wie sich das für die alte Schule gehört.

Irritiert war ich eher von einem mangelnden Teilnehmerinteresse der ZU‘ler. Gerade an einer Universität, die sich zwischen Kultur, Politik und Wirtschaft positioniert, hätte ich mehr Resonanz erwartet. Aber wie so oft verbindet man mit dem Sportbegriff nicht intellektuellen Hochgenuss. Wir arbeiten am Marketing ;-).

Was macht eine gute Trainerin aus?

Ich glaube, diese Frage wurde schon vor 50 Jahren in Trainerseminaren gestellt und die Antworten waren (wie heute) alle ähnlich: Ein guter Trainer braucht ein tiefes Verständnis für die Sportart, hohe Selbstreflexion sowie eine Könnerschaft bei der Entwicklung von Talenten, d. h.: Vertrauen spenden und Zweifel stiften, geduldig sein und drängen können, klar sprechen und empathisch zuhören, beteiligen und führen … und so könnte man die Reihe der Sowohl-als-auch Begriffe mit dem Metakonzept der situativen Balance fortsetzen.

Mit der genannten Frage startete letzte Woche der zweite Jahrgang der Nachwuchstrainer-Ausbildung der Basketball-Bundesliga (Beko-BBL) in Rotenburg a.d. Fulda, in der ich das Fachmodul Wissensmanagement betreue. Zusammen mit Florian Gut (BBL) und Christopf Moeller (IfS) und der Gruppe aus sieben Nachwuchstrainern (+ Gäste) haben wir sechs Stunden mit Grundsatzfragen verbracht.

Einer der zentralen Punkte des Tages war für mich die Diskussion zum Thema Feedback. Noch vor Weihnachten wurden alle Nachwuchstrainer in Ihren Heimatvereinen von zwei erfahrenen Trainern (Mentoren) besucht und bekamen Feedback auf eine ihrer Trainingseinheiten. Die Reflexionen der Nachwuchstrainer im edubreakCAMPUS zeigten, dass Feedback auf eigene Trainingspraxis als äußerst wertvoll eingestuft wird, in der Praxis ein solches Feedback auf die eigene Lehre von Experten aber relativ selten ist. Das ist nichts BBL-Spezifisches, sondern zieht sich interessanter Weise durch alle Sportarten, die ich betreue.

Aus diesem Grund habe ich im Workshop eine Konzeptidee für das Expertenfeedback (Feedback für die Lehrenden) vorgestellt, die vier Phasen beinhaltet: In Phase 1 videografieren Trainer in ihren Vereinen (kein künstliches Setting) Lehrsituationen und kombinieren diese zu einem „persönlichen Video-Portfolio“; eine Art Lehrprofil im Videoformat. Dieses persönliche Portfolio kann durch Mentoren und/oder Peers online kommentiert werden. In Phase 2 – der Präsenzphase – besuchen die Mentoren eine Praxiseinheit vor Ort. Wichtig ist, dass der Nachwuchstrainer Ziele und Methoden der Trainingseinheit vorab schriftlich expliziert. Nach der Praxiseinheit verbalisiert der Nachwuchstrainer die erlebte Lehrpraxis vor den Hintergrund seiner angestrebten Ziele. Es folgt ein Feedbackgespräch mit den Mentoren. Alle Feedbackgespräche des vor Ort-Besuchs werden videografiert. In Phase 3 (online) reflektiert der Nachwuchstrainer genau dieses Feedback-Gespräch im Video, er beobachtet also die Fremd- und Selbstbeobachtungen und kann Dinge sehen, die während des Feedback-Gesprächs (Phase 2) unbeobachtet geblieben sind, z.B. könnte er sich fragen: „Warum rege ich mich an dieser Stelle so über das Feedback auf, warum reagiere ich so emotional, was ist (Hinter)Grund?“. In dieser Beobachtung zweiter Ordnung steckt noch Potenzial und gerade Trainer, die genauer hinschauen wollen, sollte diesem Punkt bzw. dieser Phase besondere Aufmerksamkeit schenken. Der Gesamtprozess schließt (vorerst) mit dem Wissenstransfer in die eigene Trainingspraxis ab (Phase 4), was dauern kann. Diese Phase ist nicht einfach, da eingeschliffene Routinen aufgebrochen und überwunden werden müssen. Da hilft nur Tun, videografieren, reflektieren und erneut Feedback einholen. Dies führt uns wieder zur Phase 1 zurück.

All das ist aufwendig, aber auch enorm wichtig für die Entwicklung einer Könnerschaft, die Talente „entwickeln“ möchte. Wir sollten uns im Blick haben.

Wenn ich meine Blogbeiträge von 2014 so durchgehe …

…dann hat sich fast alles um den Sport gedreht: Konferenz im fernen Dubai, um zu berichten, was wir hier in Deutschland unter einer Bildungsinnovation verstehen, Wiener Forschungswerkstatt, um das Potenzial von „Social Video Learning“ auszuloten, Züricher Lerntagung mit Gewinnung neuer Mitstreiter, ein längerer Gastbeitrag zur Fußball-Weltmeisterschaft von Sven Güldenpfennig, Begrüßung von neuen Edubreakern nun auch in den Sportbünden und immer wieder Reflexionen zu SALTO, dem Strategieprojekt des Deutschen Olympischen Sportbund zu einer „innovativen Lehre“.

Und in der Tat: Es hat sich 2014 sehr viel getan, was die „große Transformation“ der Aus- und Weiterbildung in den deutschen Sportorganisationen angeht. Dabei meine ich gar nicht mal die Vielen, die sich tatsächlich aufgemacht haben, digitale Medien sinnvoll in ihre Strukturen einzuführen, wofür der Begriff „Blended Learning“ (das Beste aus zwei Welten) steht. Vielmehr meine ich die Bereitschaft von Verantwortlichen, eine neue Ausbildung zu DENKEN, also zuzulassen, dass die bisherigen Strategien und Methoden ausbaufähig sind, es „Luft nach oben“ gibt.

Diese Bereitschaft, die über Jahrzehnte gepflegten und gehegten Methoden der Traineraus-und Weiterbildung in Frage zu stellen, ist die eigentliche (und bisher stille) Revolution, die eine sichtbare Veränderung einleiten wird. In den vielen Gesprächen, Workshops und Tagungsreferaten nutze ich die Sprachrohr-Metapher, um den Paradigmenwechsel zum Lehren und Lernen bewusst zu machen: Es ist eine Skizze, die mit kindlichen Akteuren arbeitet: links der Trichter, rechts die Sprachrohre. Oft reden wir lange über diese Skizze, ohne Kompetenzprosa und ohne konstruktivistischen Wortballast. Aber die Skizze zwingt zur (didaktischen) Entscheidung und das ist zentral, ehe man sich aufmacht, irgendetwas zu erneuern.

Was steht 2015 an? (a) Die Philosophie rund um edubreak (Hochform statt Plattform) weiter in die Sportwelt tragen, (b) mit dem DOSB das SALTO-Projekt ordentlich abschließen UND intelligent fortführen und (c) ja, wieder mal ein-zwei gute Artikel (mit Eric Jeisy & Gabi) veröffentlichen, was einfach Zeit braucht. Also, 2015 wird – wie könnte es anders sein – wieder sportlich.

Sportbund Baden wagt eine „Blended“-Zukunft!

Der organisierte Sport in Deutschland ist vielschichtig. Jeder kennt die sog. Fachverbände, z.B. im Tischtennis oder im Fußball. Es gibt sie in jedem Bundesland, also 16 pro Sportart. Oben drauf sitzt der Spitzenverband und wacht u.a. darüber, ob da alles richtig läuft, in den Ländern. Dann gibt es noch die Landesportbünde, das sind Sportorganisationen der Länder, die alle Sportarten beherbergen, nicht nur eine. In einer solchen Sportorganisation war ich gestern, nämlich beim Badischen Sportbund in Baden-Baden. Das ist einer von drei Sportbünden im Land Baden-Württemberg. Ich sage ja, der organisierte Sport ist vielschichtig.

Also, was war los in Baden-Baden? Eingeladen hatte der Badische Sportbund zu einem Kick Off-Workshop. Anwesend waren 10 VertreterInnen, die alle eines im Sinn hatten: Blended Learning! Interessant ist nun, dass es hier im Sportbund nicht nur um eine Sportart geht, sondern es stehen gleich drei Piloten an: zum VereinsmanagerIn, zum Fitness & Gesundheits-Assistenten sowie zur sportartübergreifenden Trainer-C-Ausbildung. Bunt ist der Sportbund.

Und so haben wir uns heute mit unterschiedlichen Dingen beschäftigt: Mit Bildern (Metaphern), die man im Kopf hat, wenn man an e-Learning denkt (Taschenrechner, Bibliotheken, Uhren und Fischschwärmen). Wir haben erste Eckwerte zu den anstehenden Piloten explizit gemacht und die Erläuterungen am Flip Chart mit Video aufgenommen – klar, da waren alle begeistert. Wir haben uns angeschaut, welche Phasen es warum im Blended Learning gibt und was Lernwerkzeuge bewirken (können).

Da wir Blended Learning durch Blended Learning „vermitteln“ (die gute alte Selbstähnlichkeit) ging es im letzten Viertel um konkrete Aufgaben, die alle TeilnehmerInnen im Anschluss an den gestrigen Kick Off bearbeiten. So wird das die nächsten Wochen also gehen, alle erstellen „Lernartefakte“, z.B. Blogbeiträge, C-Maps, selbstgemachte Videos (von Inklusion bis Fehleranalyse) und Videokommentare.

Die TeilneherInnen sind also in der aktuellen Phase in der Rolle der Lernenden. Das ist wichtig, denn ohne diese Erfahrung sollte man nicht als Lehrender (Moderator) arbeiten. Einer der Hauptfehler beim Blended Learning ist, dass die Moderatoren den „workload“ der Aufgaben nicht genau abschätzen und die Tn überfordern – das ist demotivierend und solche Probleme löst man nicht so leicht. In ein paar Wochen wechseln wir die Rollen, dann arbeiten die Tn als Entwickler und Moderatoren ihrer eigenen Kurse.

 Was wir aber auf jeden Fall umsetzen ist, dass alle Tn des heutigen Kick-Off als Lerngruppe zusammen durch das Jahr 2015 gehen und hier Erfahrungen, Ideen und NoGoes im Zusammenhang mit der Umsetzung ihrer speziellen Blended Learning-Angebote sammeln und austauschen. Hier wird kollegiales Coaching greifbar und ich darf diese kleine Community mit Tipps und Feedback befeuern. Unser Ziel? Ende 2015 werden gute Gründe auf dem Tisch liegen, warum die Zukunft blended ist. 

Mit kollegialer Beratung in eine moderne Lernwelt

Es ist schon komisch: Seit acht Jahren treiben wir Ghostthinker mit Unternehmenssitz in Bayern das Thema „Blended Learning im Sport“ voran, aber noch nie ist es uns gelungen, neben dem Bayerischen Tischtennis Verband (vgl. DTTB und SALTO) einen weiteren bayerischen (!) Sportverband vom edubreak-Konzept zu überzeugen – bis jetzt! Seit Anfang November haben wir die Arbeit mit dem Bayerischen Handball Verband (BHV) aufgenommen. Zusammen mit dem Institut für Spielanalyse als Partner in sportartspezifischen und trainingswissenschaftlichen Fragen werden wir den BHV „in die moderne Lernwelt“ führen, so wie es der Vize-Präsident (Bildmitte) gefordert hatte.

Durch Workshops und Online-Phasen, also im Rahmen von Blended Learning, werden aktuell ausgewählte Referenten (C-Ausbildung, Schiedsrichter-Ausbildung, Torwartschulung) auf den Einsatz von Blended Learning im Handball vorbereitet, durch eigenes Tun und Reflektion dieses Tuns. Die Teilnehmer laden hierzu Videos aus ihrer Praxis im Verein in den edubreakCAMPUS und diskutieren bestimmte Szenen, schreiben Blogbeiträge zu Erfahrungen und erstellen C-Maps zu Theoriethemen. Im Februar wird es dann zum „Show down“ kommen: Die Referenten, die eben noch Novizen waren, werden auf einer Referententagung mit allen 30 Kollegen und Kolleginnen die Chancen von „Blended Learning im BHV“ vorstellen – gut informiert und mit Leidenschaft für die neuen Möglichkeiten. So soll es sein: kollegiale Beratung, als Strategie, um den Verband nicht zu überreden, sondern auf der Basis von eigenen Erfahrungen zu überzeugen.

Brückenbauer

Ich habe Günther Szogs auf dem CLC in Frankfurt kennen gelernt, auf dem Flur, zwischen den Sessions. Wir kamen schnell ins Gespräch. Ich erzählte ihm unsere Geschichte: Trainerausbildung im Sport mit Medien, mit Video, Veränderung sozialer Praxis im Sinne einer Erneuerung. Das stieß auf Resonanz. Günther hat einen (siebten) Sinn für diese Geschichten, nicht zuletzt deshalb arbeitet er wohl als Generalsekretär für den European Corporate Learning Award. Er ist ein Anstifter und Beziehungsmacher.

Wahrscheinlich bin ich wegen unserer Vorgespräche am Montag als Tabel Host in der Leonardo Agora 2014 „gelandet“. Fenster öffnen und schließen sich. Mein Tisch war mit dem Titel gekennzeichnet: „Reflexive Performance vs. Knowledge Transfer. ‚enployability‘ in sport“. Am Vormittag konnte ich also unseren Social Video Learning-Ansatz aus dem Sport mit Fachleuten diskutieren und mögliche Effekte auf das Thema Employability herausstellen. Am Tisch saß der Präsident der Wissensmanagement Gesellschaft e.V., Herr Schnauffer, ein Journalist von Spiegel Online und Prof. Wim Vees aus Holland. Interessanter Weise konnten die Teilnehmer mit dem Sportkontext weniger anfangen als ich dachte, die Bedeutung des Sports als Bildungsraum wurde nicht so deutlich gesehen. Eines ist klar: Ich befinde mich im Corporate-Fahrwasser. Unsere Social Video Learning-Lösung im engeren Sinne hingegen wurde gelobt, hier sieht man großes Transferpotential in den Corporate Bereich. Wichtig für mich: Wir müssen die Möglichkeiten beim Thema Bildung und Employability noch besser herausarbeiten, denn ich sehe gerade durch den Sport und in der Trainerausbildung sehr große Chancen für junge Menschen, etwas für ihre Beschäftigungsfähigkeit zu tun – europaweit! 

Man kann das Engagement von Günther und Team gar nicht groß genug einstufen. Sie schaffen es mit wenigen Bordmitteln, so einen Award aus dem Boden zu stampfen und die vielfältigen Bedürfnisse rund um diesen Aufmerksamkeitsmagneten zu befriedigen. Denkt man das Agora-Konzept dennoch weiter, würde ich mir für die Zukunft mehr Beispiele zu einer guten Lern- und Bildungspraxis wünschen. Denkbar wären exotische Beispiele mit dichter Beschreibung: Wissensteilung bei Hebammen in Afrika, Wissensgenerierung im Gartenbau etc. Der analoge Transfer in den Corporate-Bereich wäre nicht nur eine Weiterbildungsmaßnahme für alle „Wissens- und Lernmanager“, sondern auch eine Fundgrube für innovative Lösungen, die meist mit wenigen Ressourcen komplexe Probleme kreativ lösen. So oder so ähnlich habe ich mit Simon Dückert vor der Award-Verleihung auf dem Sofa rumgesponnen.

Schön war natürlich auch die Award-Verleihung selber: „This year the European education award goes to Prof. Dr. h.c. Hasso Plattner in the category of „Thought Leadership“, to Calvin Grieder, Managing Director and Chairman of the Board of Directors of Bühler Management AG, in the category of „Company Transformation“ and to Caroline Jenner, CEO of JA-YE Europe, in the category of „Crossing Borders“. Inspiriert hat mich die Rede von Caroline Jenner, die in ihrer Arbeit einen breiten entrepreneurship education-Ansatz verfolgt, sehr klasse was sie und ihr Team machen!

Am Abend der Award-Verleihung saß ich neben EU-Mann Bror Salmelin, einem großen Finnen, zuständig für Innovationstechnologie. Wir haben über Anwendungsszenarien von Social Video Learning gesprochen: Medizintechnik, kollaborative Interpretation von visualisierten Daten. Das war kurzweilig. Und während wir sprachen, baute Herr Samelin eine Brücke zusammen (vgl. Bild), aus einfachen Holzstäben, mit Kerben (das war eine informelle Aufgabe an jedem Tisch). So muss man den Award und die Teilnahme wohl verstehen: Hier treffen sich Brückenbauer und das ist notwendig, für ganz Europa.

Mama und Papa schauen zu

Durch einen Schuppser von Karlheinz Pape bin ich letzte Woche bei Simon Dückert von Cogneon gelandet und durfte dort einen Vortrag halten. Mir hat der Ausflug nach Nürnberg große Freude gemacht, nicht nur wegen des Vortrags mit erstmals kurzer Nennung unserer Arbeiten bei der Beko Basketball Bundesliga und der DOSB-Führungsakademie, sondern insbesondere, weil ich die Gruppe „um Cogneon“ kennen lernen durfte – offen, interessiert und einfach nett (z.B. Sven Winkler). Eine Premiere war für mich der Livestream ins WWW (mit Übertragung ins Intranet von Audi und adidas) in Kombination mit den Teilnehmern vor Ort, Twitterwand-Feedback und Mama und Papa als potenzielle Zuschauer im heimischen Langscheid. Etwas nervös war ich schon, zumal ich wegen der Kamerafixierung nicht so richtig im Raum rumspringen durfte wie sonst. Im Nachgang wurden noch interessante Fragen aufgeworfen, wie etwa die des besonderen Bildungsgehalts der Videokommentierung (in Abgrenzung etwa zum Marketing) oder wie man Social Video Learning sinnvoll im Rahmen von SCRUM einsetzen kann. Ich bleibe hoffentlich mit den Nürnberger Kollegen im Gespräch; da geht noch mehr, meine ich, zumal dort ein Wissensmanagement-Rahmen mitgedacht wird, der mir auch nicht ganz fremd ist.