Am Donnerstag war ich auf der Themenkonferenz der DOSB- Führungsakademie „Kompetenzorientierung und digitale Medien“ im schönen Köln (Sportmuseum). Zusammen mit der ehemaligen Nationaltrainerin Dafni Bouzikou und Prof. Ralf Sygusch von der Universität Erlangen Nürnberg sowie Markus Söhngen vom TTVN konnte ich mich mit einem Impulsreferat zu digitale Medien einbringen.
Auf dieser Tagung wurden die bisher für den Sport isolierten Themen „Kompetenz“ und „digitale Medien“ erstmals explizit zusammengebracht. Mich hat überrascht, dass viele den Zusammenhang vorher gar nicht so gesehen haben (trotz Expertise), wahrscheinlich deshalb, weil e-Learning immer noch mit Klicki-Klicki und Technisierung verbunden wird.
Ich habe viele Interessante Perspektiven mitgenommen: Frau Dafni Bouzikou berichtete in narrativer Form von den Anforderungen im Spitzensport aus Trainersicht; wir mussten live aus dem Bericht auf Kompetenzen schließen diese (analog) taggen, sehr schön! Ralf Sygusch führte uns unter der Perspektive des Alligments ein und gab Einsichten in sein neues Kompetenzmodell sowie in Kriterien für lernförderliche Aufgaben. Ich bin bezüglich der Kompetenzeuphorie ja im Grundsatz skeptisch, sehe aber auch die Vorteile für DQR, curricularer Klärung (Bereinigung!) und „passgenaues“ Zusammenspiel mit den digitalen Medien (aktives, reflexives und soziales Lernen). Wir müssen halt sehen, dass wir den Blick für das Performantwerden (W. Sesink) schärfen, ohne zu viel Formalisierung ins System zu bringen (vgl. Bologna), die jede didaktische Phantasie und Motivation tötet. Und Markus? Er hatte sich insbesondere dem Thema Videoarbeit angenommen und konnte schön die unterschiedlichen Stufen und Tiefen aufzeigen. Mein Beitrag war eher „quer Beet“: kritischer Einstieg gegenüber zu überladenen Kompetenzdefinitionen, Beispiele für digitale Bildungsräume und Lernwerkzeuge, Hinweisen zum Dilemma „volle Lernpläne und Kompetenzorientierung“ und einer Notiz zur zunehmenden Verschmelzung von personaler-, technischer- und organisationaler Kompetenz.
Gegen Ende der Tagung kam wieder einmal die Frage auf , ob die anschaulichen und positiven Erfolge beim Deutschen Tischtennis Bund denn auch irgendwie gemessen worden sind. Ja richtig, bei aller Euphorie vergessen wir das oft: Wie kann man die neue Bildungsqualität, z.B. für Geschäftsführer, klar und eindeutig nachweisen? Herr Sygusch sagte dann dankenswerter Weise, dass man Bildungseffekte in solch komplexen Szenarien heute noch nicht messen könne. Ja, Bildung und (Ver)Messung, die alten Pole. Bildung ist kein Maßstab.
Aber wir brauchen eine Antwort. Antwort auf die Frage eines Geschäftsführers, ob sich der Aufwand im Sinne von Kapitaleinsatz, Personenkosten und Koordinationskosten in der Organisation lohnt, d.h. ein nachweisbarer und langfristiger Nutzen auf personaler und organisationaler Ebene entsteht. Und es wäre auch gut zu wissen, wie groß die Ausfallkosten des Nichthandelns sind. Vielleicht ist „e-learning“ ja oder nein dann auch gar nicht die richtige Fragestellung. Vielleicht besser: An welchen Stellen und in welcher Qualität können digitale Medien die Wissens- und Lernprozesse in der Organisation verbessern? Und zwar von der Aus- und Weiterbildung, über das Projektmanagement bis zur Vernetzung von bisher getrennten Arbeitsgruppen. Am Ende werden nicht nur Personen kompetent, sondern die Organisation als Ganzes.