Online versus Anders

Im März 2020 waren eine Reihe von Tagungen im Kontext Bildung, Lehren, Lernen, Medien geplant. Viele von ihnen sind ersatzlos gestrichen worden, einige experimentierten mit unterschiedlichen Online-Formaten. So hat z.B. das CLC20 schön gezeigt, wie man ein BarCamp im synchronen Format online umsetzt. Klasse zu sehen, wie das mit der Koordination via kollaborativem Google-doc und Videokonferenz (wie ZOOM) funktioniert!

Bei der 15. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschulforschung ist man dieses Jahr einen anderen Weg gegangen: Im Zentrum standen nicht synchrone-Formate, sondern alle Beiträge von Keynote über Posterpräsentation bis arrangiertem Streitgespräch wurden dezentral und asynchron als Video aufgenommen und in einem „Online Video Conference Book“ zusammengetragen. Die Gründe dafür waren zunächst gar nicht mal didaktischer Natur: Fehlende oder überlastete technische Infrastrukturen – wie an vielen deutschen Unis – machten alle Pläne zunichte, doch noch was „live“ auf die Beine zu stellen.

Nun also asynchron. Das hört sich zunächst langweilig an, weil wir doch gewohnt sind, alles, was mit Internet zu tun hat, in Echtzeit erleben zu wollen, interaktiv und kollaborativ, versteht sich. Schaltet man im Kopf um und fragt sich, was man eigentlich braucht, dann ist zumindest das neue Angebot einer umfassenden Videodokumentation mit Kommentaroption … interessant. Man erinnert sich: Ohne Stress ein Buch lesen, sich vertiefen, nachdenken, sich Notizen machen, nachdenken, in aller Ruhe einen Kommentar schreiben und hoffen, dass dieser Kommentar andere inspiriert, zum Weiterdenken und ggf. zu einem Austausch. Entschleunigung nennt man das und in einer hektischen Zeit ist das zumindest eine gute Handlungsoption, gerade an Universitäten und Hochschulen.

Für mich ein Highlight bei der o.g. Tagung war das arrangierte Streitgespräch: Arrangiert deshalb, weil Gabi sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht hat, wie man ausgewählte WissenschaftlerInnen zu einer Art Streit motivieren kann, um Facetten des Spannungsfeldes von individueller und institutioneller Verantwortung im Kontext der Hochschullehre sichtbar zu machen. Die Professoren Kreber, Bremer, Braun, Langemeier und Scharlau haben sich auf das Experiment eingelassen. Wer mag, kann sich das Streitgespräch anschauen und natürlich auch sehen, was ich nach nach ca. drei Stunden Nachdenken als Kommentar zu Papier gebracht habe ?

P.S. Was man unbedingt auch sehen und hören muss, ist die Keynote von Prof. Biesta. Ich selbst warte damit bis Ostern. Wir haben Zeit.

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