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Sport trifft Wirtschaft: Wir suchen eine Börse für soziale Leistung
Am Freitag war ich auf dem DOSB-Kongress 2018, der sich dem Thema Personalentwicklung widmete. Als Keynote waren eingeladen: der Direktor der Führungsakademie (Herr Scheibe) sowie die Geschäftsführerin Personal von Procter & Gamble (Frau Buschhoff), die beide äußerst unterschiedlich gesprochen und präsentiert haben.
Ich habe mir die beiden Impulsreferate mit Gewinn angehört, gerade weil sie so verschieden in ihrer Form und ihrem Inhalt waren: Scheibe hat uns in ein klassisches Personalentwicklungsinstrument eingeführt und verdeutlichte seine Botschaften mit instruktivem Text im Rahmen einer klassischen PowerPoint-Präsentation. Frau Buschhoff wählte einen Ansatz, der auf Sinn, Engagement, Freiraum etc. abstellte, ihre sog. Magneten (vgl. Bild); sie unterstütze ihre Botschaften mit vielen Bildern und emotionalen Videos aus Agenturhand.
Im Anschluss entspann sich eine Diskussion, die vor allem (aber nicht nur) die „romantische Sicht“ – so die Deutung – von Frau Buschhoff auf- und angriff: Im Sport mit seiner permanenten Ressourcenknappheit vor allem im Ehrenamt sei eine solche Denke schlecht umzusetzen. Der Vorwurf der mangelhaften Umsetzbarkeit ging auch an Scheibe: Zu wenig würden die Bedingungen des Ehrenamtes gesehen und entsprechend wenig neue Ideen gäbe es „speziell für einen Großteil des Sports“.
Ich teile die Kritik, ohne die Impulse der beiden Keynote-Sprecher zu relativieren; sie bieten gute Ankerpunkte für eine spezifische Personalentwicklung im Sport. Kernpunkt der Herausforderung ist die These, dass ohne „Geld“ z.B. keine ehrenamtlichen Vereinsmanager zu gewinnen sind. Das sehe ich anders!
Geld ist ein Mittel der Anerkennung, aber ich denke ein für das Ehrenamt nicht zentrales. Zentral ist vielmehr – so meine These –, dass die Menschen ganz ökonomisch abwägen, ob ein ehrenamtliches Engagement für ihren Lebenslauf „nützlich“ ist. Der Nutzen wird also nicht mehr primär in einem Selbstzweck (Freude an der Sache, Kompetenzerleben, Eingebundenheit) gesehen, sondern in der Frage, ob das Ehrenamt z.B. bei der Bewerbung in der Wirtschaft hilfreich ist.
Wie wäre es also, wenn ein Ehrenämtler aus dem Sport die Dokumentation und Reflexion zu seiner Managementtätigkeit in Form eines e-Portfolios der o.g. Frau Buschhoff anschaulich zeigen könnte? Was wäre, wenn Frau Buschhoff in einem Vorstellungsgespräch sagen würde: „Sehr interessant, wie Sie mit der multisprachlichen Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen in Ihrem Verein auf der Managementebene umgegangen sind!“ Was wäre, wenn Frau Buschhoff den jungen Ehrenämtler u.a. wegen seines e-Portfolios im Bereich „Diversity“ einstellen würde?
Und weiter: Was wäre, wenn der DOSB alle „Buschhoffs“ aus Deutschland für ein Projekt gewinnen könnte, in dem Wirtschaft und Ehrenämtler via e-Portfolios zusammengeführt würden, wo man die Zeitinvestition im Ehrenamt für eine bessere Bewerbungssituation, quasi als eine „neue soziale Währung“, nutzen könnte (vgl. Social Return on Investment)!
Ich bin mir sicher: Es gäbe einen Run auf das Ehrenamt, wo es ja Sinn, Engagement, Freiraum, Diversität und authentische Kultur zu Hauf gibt, also all das, was Buschhoff als Kern der neuen Personalführung (vgl. auch neue Arbeit) definiert hatte. Wären in diesem skizzierten Sinne gebildete Ehrenämtler nicht die besten Botschafter für ein Personalführungsprogramm, das auf die fünf „Magneten“ setzt?
Also: Raus aus der Kein-Geld-Jammerei und in die Vollen gehen: Kein Geld, dafür gibt’s Sinnarbeit! Für diese Währung muss es jetzt nur eine Börse geben.