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Pädagogische Sportverbandsentwicklung

Nach unserem Erstkontakt mit dem Bayerischen Handball Verband und dem Referat bei der DHTV im letzten Monat bin ich gestern zum dritten Mal mit dem Handball in Berührung gekommen. Nach einem intensiven Vorabtelefonat hatte mich der Bundeslehrwart des Deutschen Handball Bundes (DHB), Michael Neuhaus, auf die Lehrwarttagung 2015 nach Bielefeld eingeladen, damit ich über Blended Learning am Beispiel des DTTB spreche. Anwesend waren mehr als 20 Lehrwarte der Länder, die schon am Vormittag über Neuerungen im DHB-Lehrwesen informiert wurden. Da passte mein Thema ganz gut.

Ich wusste bereits, dass es dem DHB darum geht, mehr über einen systemischen oder ganzheitlichen Ansatz für die Trainerausbildung zu erfahren und genau dafür ist das Beispiel des Deutschen Tischtennis Bundes (DTTB) besonders gut. Dort wurden in den letzten 6 bis 8 Jahren neue Ausbildungskonzepte im engen Austausch mit Trainern, Lehrreferenten, Bildungswissenschaftlern und Ghostthinkern entwickelt und zwar in allen Lizenzstufen von C bis A und dank SALTO auch flächendeckend in allen 16 Bundesländern. Dort haben die Bildungsverantwortlichen damit begonnen, ihre Erfahrungen und Ressourcen länderbergreifend auszutauschen. Ja, das geht, fällt aber nicht vom Himmel, ist vielmehr ein voraussetzungsreiches Ergebnis von vielen (didaktischen) Entscheidungen, man könnte auch sagen ein sozio-technisches System.

Ich merke bei meinen Referaten zunehmend, wie ich die Ebene der Lernwerkzeuge und auch der Blended Learning-Konzepte verlasse und mich immer mehr dem „nächsten Thema“ zuwende: der pädagogischen Sportverbandsentwicklung. Das kommt nicht von ungefähr, denn immer wieder stoße ich in Beratungsgesprächen auf das Spannungsfeld von autonomer Bildungsarbeit in den Landesverbänden und Steuerungsinteresse des Spitzenverbandes. Was nach Widerspruch klingt könnte durch den Einsatz digitaler Medien in eine koordinierte Entwicklung überführt werden; Autonomie und Aufsichtspflicht schließen sich nicht aus.

Der DTTB hat hier meines Erachtens einen innovativen und vielversprechenden Pfad eingeschlagen, indem die Landesverbände im Grundsatz ihre Bildungsarbeit frei in den Grenzen der Rahmenrichtlinien gestalten können. Gleichzeitig sind die Landesverbände durch den DTTB aber „eingeladen“, die Aufgaben ihrer Blended Learning-Programme allen Bildungsverantwortlichen in einer Online-Community transparent zu machen: Schulterblick, produktives Reiben und Nachjustieren von Aufgabenqualität sind die Folge. Was so harmlos daherkommt, entpuppt sich im Ergebnis als belastbare Organisationsentwicklungsmaßnahme, die von allen Beteiligten (mit)getragen wird.

Ich hoffe, dass das ausbuchstabierte Beispiel des DTTB mit meinen eigenen Deutungen zum Weiterdenken im DHB angeregt hat. Im Nachgang zu meinem Referat hat Herr Dr. Hierl jedenfalls nochmal aus der Perspektive des BHV gezeigt, wie Blended Learning mit edubreak beim BHV in der zweiten Jahreshälfte umgesetzt wird, wie man also jenseits großer Worte mit einem Torwarttraining im Blended Learning-Format startet.  

Nach Sichtung aller Informationen stehen Sportorganisationen wie auch der DHB beim Thema „digitales Lernen“ vor ein paar wenigen Fragen, die es aber in sich haben!

  • Welchem Lernverständnis (Trainerbild) sind wir verpflichtet? Soll das auch für digitale Bildungsräume gelten?
  • Wie sehen zu diesem Trainerbild passende Didaktiken (inkl. Assessement) und Lerntechnologien aus?
  • Lassen wir uns von der konzeptionellen Seite von außen beraten?
  • Setzen wir auf Technologiedienstleister mit Open Source-Produkten (z.B. Moodle) oder Didaktikdienstleistern mit speziellen Technologien (z.B. edubreakCAMPUS)?
  • Welchen Zweck verfolgen wir als Organisation mit dem Einsatz digitaler Medien?
  • Ist für uns Lernen (personal, organisational, analog, digital etc.) ein strategisches Thema? Was folgt daraus?  

Die Geschäftsführung der Sportorganisationen stehen am Ende wie immer auch vor der Kostenfrage: Was kostet eine soziale Innovation? Jedenfalls mehr als eine Software-Lizenz, soviel sollte klar sein! 

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