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Jahresrückblick 2010: Wer hätte das gedacht?
Ein vorweihnachtlicher, stiller Sonntag eignet sich gut dafür zu fragen: Wie war das Jahr 2010 für dich, was willst du in deinem Blog festhalten? Wirft man diese selbstgestellte Frage in den Raum taucht gleich eine neue Frage auf: Wie wähle ich aus, WAS ist mir wichtig, warum ist das so? Stellt man zu Beginn zu viele Fragen, dann legt man am Ende den Stift zur Seite uns sagt: „So wichtig war das alles nicht!“ … also frage ich nicht weiter und halte das fest, was in mir beim Schreiben aufsteigt.
Ein zentraler Stellenwert kommt sicher dem 2009 gestarteten EU-Projekt mit den Fahlehrern zu. Die anstrengende Antragsphase und die vielen Formalia zum Projektstart waren nervig, keine Frage. Aber die gesamte Praxisphase hat dann viel Spaß gemacht: angefangen beim KMH-Film in Wolfratshausen bis hin zur intensive Portalnutzung in den Ländern (D, A, B ,I): Wer hätte gedacht, dass die Ausbildungsstätten so relativ leichtfüßig Fahrvideos drehen, hochladen, die Anwärter Kommentare machen, wer hätte gedacht, dass die Österreicher spontan ein Weiterbildungskonzept entwickeln und umsetzen, wer hätte gedacht, dass die Deutschen nicht nur die Praxisstunden im Auto, sondern wie selbstverständlich auch den Theorieunterricht in das Projekt einbinden; wer hätte schließlich gedacht, dass unser 70-jährige Belgier das Gesamtkonzept super managt (ok, im Hintergrund wirkte seine Frau ordentlich mit). Wer hätte gedacht, dass wir gar ein neues Land zum Mitmachen gewinnen? Seit dem Spätsommer sind die Italiener dabei. Wer hätte gedacht, dass der anfänglich zwar offene, aber dennoch skeptische EFA-Präsident das Thema der onlinegestützten Videoreflexion nach dem zweiten EU-Workshop optimistisch mit den Worten einstuft: „Da stecken ungeahnte Potenziale drin“. Ja, und wer hätte gedacht, dass Tamara Ranner mit dem EU-Projekt zu ihrem Dissertationsthema findet, ihrem Thema! Und wer hätte gedacht, dass aus dem EU-Projekt heraus ein BMBF-Antrag erwächst, der das Potenzial von Web 2.0 in diesem exotischen Kontext weiterentwickeln will. Ich hoffe inständig, dass wir den großen Schwung, den wir in den knapp 15 Monaten erzeugen konnten, in einer geeigneten institutionellen Architektur auch im europäischen Rahmen fortsetzen können – Gespräche laufen.
Ja, das schon seit drei Jahren laufende Sportprojekt (Traineraus- und Weiterbildung) geht hinsichtlich seiner Entwicklung- und Implementation langsam dem Ende entgegen, d.h. wir haben in zwei Ländern „Alltagsbetrieb“, neue Bundesländer wollen nachziehen. Für Februar 2011 steht noch aus, die länderbezogenen Aktivitäten in eine bundesweite Community einzuführen, also das Bedürfnis nach länderübergreifendem Wissens- und Erfahrungsaustausch auch medientechnisch zu unterstützen. Auf der Grundlage dieses Modells (Didaktik, Technologie, Organisation) stehen wir im Austausch mit neuen Sportarten und Verbänden, so der Deutschen Handball Trainer Vereinigung (DHTV) und dem Deutschen Behinderten-Sportverband (DBS). Hier geht es darum, im neuen Jahr Einführungsarbeit zu leisten, d.h. vor allem die Lehrreferenten von den Vorteilen des mediengestützten Lehrens und Lernens zu überzeugen, Zweifel zu zerstreuen und Chancen sichtbar zu machen. Ein neuer Kreislauf beginnt … Belohnt wurde diese vierjährige Aufbauphase nun mit der Nominierung zum eureleA-Preis 2011 (wir sind unter den 12 Finalisten, Juchuuu!).
In diesem Zusammenhang sind auch die neuen Projektkontext interessant: Dazu zählt zunächst die Musikausbildung, der sich Marianne Kamper in ihrer Doktorarbeit zuwenden möchte. Ich bin sehr gespannt darauf, welche neuen Anforderungen der Musikkontext (wenig Bewegung, viel Ton) stellen wird. Neu ist auch der Kontext Rettungsdienst und die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz, deren Projekt zum Pflegemanagement wir seit 2010 begleiten.
Interessant fande ich gegen Jahresende den Besuch auf der online educa. Dort waren wir auf der Security-Fachtagung mit einem Vortrag (edubreakSECURITY) vertreten. Ich war am Vorabend angreist und konnte mich erstmals mit Sicherheitsfachleuten über aktuelle Herausforderungen unterhalten. Am Workshoptag selber konnten Johannes Metscher und ich die ganze Bandbreite des Sicherheitsthemas anhören, keine Militärs, aber viel Polizei (z.B. Olympische Spiele in London 2012) und andere Sicherheitsdienste. Jojo hat dann das Referat übernommen, was er – wie ich finde – sehr gut gemacht hat … für DIE Vorbereitungszeit ;-).
Es ist unschwer zu erkennen, dass mein aktuelles Leben sehr von einer Sache geprägt, ach was rede ich, getrieben ist: edubreak. 2007 war das nur ein Name, heute sind es viele Projekte, die sich weiter ausdifferenzieren. Hier und da hatte ich es schon mal angekündigt: Mich interessiert immer mehr, warum edubreak (rel. homogenes Instruktionsdesign) in unterschiedlichen Kontexten und unterschiedlichen Institutionen günstige Lernbedingungen erzeugt, mich interessiert die „dahinterliegende Struktur, das generative Muster“. So ist es nicht verwunderlich, warum meine erste, noch stürmische Forschungsnotiz (erste Überlegungen hier und weiter ausgearbeitete Gedanken hier) den Musteransatz aufgenommen hat. „Muster“ sind frei vom disziplinären Begriffsballast, überwinden leichtfüßig Kulturgrenzen, was Chancen und Risiken (z.B. mangelnde Anschlussfähigkeit) beinhaltet. Ich bin neugierig auf das, was Peter Baumgartner in seinem angekündigten Buch über didaktische Muster sagen wird. Hier suche ich Verbindungen. Eine erste Möglichkeit gibt es hierzu auf der Salzburger Lehrertagung im Januar 2011.
Und was ist mit Tech Pi & Mali Bu, leben die beiden noch? Na klar! Zum Jahresende konnten wir uns mit dem Lebensraum Lechtal e.V. auf ein neues Modulthema einigen: Es geht um Naturschutz und Nachhaltigkeit. Die ersten Zeichnungen sind fertig und ich bin sehr gespannt, wie das neue Modul ankommt, zumal wir hinsichtlich des Figurenstils und auch der Stimmen Veränderungen erleben werden. In jedem Fall gilt aber: Die Entwicklung der Geschichte hat wieder viel Freude gemacht und die Zusammenarbeit mit Frank Cmuchal (Zeichnungen) ist Gold wert. Vielleicht wird das im folgenden Jahr was mit der Idee: „Tech Pi – der Film“. Sponsoren gesucht! :).
Am Ende will ich mich wieder bedanken, bei all den Mitstreitern: Johannes Metscher und Stefan Hörterer, den engsten Mitentwicklern, bei Ingo, dem wirtschaftlichen Mitdenker, bei Tamara und Marianne den mutigen Wissenschaftlerinnen, bei Markus Söhngen, dem „Immer-noch-Fan“ der ersten Stunde, und natürlich bei Gabi, die den ganzen Sums mitträgt. Motiviert, aber auch etwas keuchend, gehe ich ins Jahr 2011.